Queensrÿche Frequency Unknown (2013) - ein Review von Monolith

Queensrÿche: Frequency Unknown - Cover
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8.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Melodic Metal, Progressive Metal


Monolith
06.01.2016 16:23

War das jetzt eine Kampfansage oder eine Kapitulation? Auf den ersten Blick schien Geoff Tate wirklich noch ein Hühnchen mit der Band rupfen zu wollen, beachtet man die Covergestaltung zu "Frequency Unknown". Eine geballte Faust mit einem Ring, auf dem die Anfangsbuchstaben des Albums zu sehen sind. Da lassen sich einige andere Wörter mit bilden, mit denen man sich auch fieser ausdrücken kann. Auch spricht das Lied "Cold" eine deutlichere Sprache, auch wenn der Text selbst deutlich versöhnlicher klingt, als sein tatsächliches Verhalten gegenüber seinen ehemaligen Kollegen.

Andererseits klingt die Band hier so, als hätte sie überhaupt keinen Bock darauf an alte Glanztaten zu knüpfen. Ein völlig unstrategischer Schachzug von Geoff Tate, vor allem wenn es darum geht einen Streit zu gewinnen und Fans hinter sich zu bringen. Songwriterisch geht es hier um Längen besser zu als beim Vorgänger "Dedicated to Chaos", was aber wirklich keine Kunst ist. Immerhin hat Tate seine Stimme wieder auf Vordermann gebracht. Vom Stil her ist "Frequency Unknown" eher AOR als Metal. Sind wir von Geoff Tate ja mittlerweile gewohnt. Dass er mittlerweile eine tiefere Stimme hat gefällt mir auch, die erinnert mich an Michael Kiske.

Während mich "Cold" überraschte, musste ich bei "Dare" erstmal leiser schalten. Ziemlich unerträgliches Geschepper, aber immerhin ist der Gesang wieder akzeptabel. Kann man sich anhören, sollte man aber nicht vor anspruchsvollen Rockfreunden.

Die Lieder auf "Frequency Unknown" sind - was für ein Wunder - perfekt auf Geoff Tates Gesang und seinen heutigen Stil zugeschnitten. Wer wie ich auch bereits mit Alben wie "American Soldier" zufrieden war, der kommt auch mit einem Großteil der Lieder auf diesem Album hier zurecht. Das radiotaugliche "Give it to you", das hitverdächtige "Running Backwards" und das fast balladeske "Life without you", das nach "Cold" mein zweiter Favorit auf dem Album ist (nicht zuletzt mal wieder weil Tate enorm an Kiske erinnert), machen das Album wirklich für jeden Hörer zum Genuss und machen "Frequency Unknown" zu einem deutlich vernünftigeren Werk als es anfangs gedacht war.

Natürlich haben wir auch dezente Rocker auf dem Album. "Slave" gestaltet sich simpel aber dennoch amüsant und sowohl das darauffolgende "In the Hands of God" als auch der ziemlich massentaugliche "Everything" sowie die Abschlussnummern "Falling" und "The Weight of the World" hätten den Vorgänger "Dedicated to Chaos" um Einiges bereichert. Leider komme ich auf diese pubertären Texten mittlerweile überhaupt nicht mehr klar. Andauern über Liebe und Beziehungen zu schreiben, wie ein Songwriter, der im Radio das schnelle Geld machen will, das ist stellenweise ja noch grausiger als der Matsch auf "Dedicated to Chaos". Kaum zu Glauben, dass Tate mit dem Zeug hier nicht mehr Präsenz erreicht hat. In die Charts hätte er es mit dem Kitsch hier jedenfalls geschafft.

Weitere Mankos: "Frequency Unknown" hat bis auf 2, 3 Stücke kaum irgendwelche erkennbare Abwechslung und auch die Neuaufnahmen der 4 Hits aus der Vergangenheit sind ein für mich unerklärliches Ding. Bei den Original Queensryche hätte dies mit dem neuen Sänger Todd LaTorre deutlich mehr Sinn ergeben, denn so hätten wir im Voraus hören können, ob er für diese Lieder geschaffen ist, aber Tate hatte diese Lieder doch schon damals eingesungen, was braucht manch ein Hörer diese Lieder doppelt? Das schreckt Fans alter Schule von diesem Kauf umso mehr ab, zumal sie sich bei den neuen Liedern generell schon auf für sie unsicheres Terrain begeben. Sollte das etwa Tates Darbietung und Gründe sein, warum er und seine Band die besseren Queensryche seien? Ich brauche nicht darüber nachdenken glaube ich, denn es schlug einfach fehl! Schlimmer noch: wer sich die Lieder genauer anhört (und auf YouTube diese Abscheulichkeit anschaut, dieses widerliche Gewimmer, das Geoff Tate und seine Lakaien auf dem Monsters of Rock 2013 eine Performance nannten), der wird merken, dass die Band die vier Klassiker völlig demontierte. Die Stimme vor allem bei "I don't believe in Love" ist unterirdisch, die Gitarren schwammig und stellenweise trifft die Band nicht einmal den Takt. Was für eine Schandtat hier doch vollzogen wurde! So kann man hier Tate nur mit Minuspunkten abstrafen!

Für einen Gelegenheitshörer wie mich ist diesen Album wirklich gelungen. Im Grunde genommen hätte ich auch einfach die Review, die Laazrockit zu "Dedicated to Chaos" geschrieben hat, hier reinkopieren können, denn seine Bewertung spiegelt genau den Eindruck wieder, den ich in dem Fall von diesem Album habe, wäre natürlich das Verbrechen am Ende nicht gewesen.

Es ist wirklich schön, dass wir uns in Zukuft sowohl über eine wieder erstarkte Queensryche freuen können, die wieder das machen, was die Fans sich von der Band seit Jahrzehnten sehnlichst gewünscht haben, als auch von Geoff Tates Band, die mittlerweile in Operation Mindcrime umgetauft wurde und der unter diesem Banner seine eigene Musik veröffentlicht. Mir gefallen beide Stile und ich hoffe, dass sich beide Bands ab jetzt auf ihre Musik konzentrieren und Abstand halten von einer Auseinandersetzung, die nur an den Nerven zehrt und bei der man wohl nie zu einer Einigung kommen wird.

Die 10 Lieder im Billy Sherwood Mix klingen nicht schlecht, bis auf "Cold", das ziemlich verkackt wurde, insgesamt allerdings hätten die Jungs diese Lieder nicht als Bonus in einer Deluxe-Edition rausbringen sollen. Was nützt es, mediokre Lieder doppelt zu haben?

Punkte: 6.5 / 10


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