Tobias Sammet's Avantasia The Mystery Of Time (2013) - ein Review von Frozen-Steel

Tobias Sammet's Avantasia: Mystery Of Time, The - Cover
3
3 Reviews
37
37 Ratings
8.43
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal, Symphonic Metal


Frozen-Steel
02.04.2013 20:24

Eigentlich ist Tobi Sammet nicht zu beneiden. Die Ansprüche an ein neues Avantasia Album sind seit jeher fast unerreichbar. Der erste Teil der Metal Opera - ich sehe es oft als "das Beste im Melodic Metal seit HELLOWEEN's Keeper Alben" beschrieben - setzte die Messlatte zu hoch. Schon der für mich stets bessere Teil 2 des Debüts litt darunter. Für Melodic Metal Fans steht der Name AVANTASIA für einen der grössten Glanzmomente des Genres, und das zu Recht.

Und Tobi schürt ja diese Erwartungen stets selbst. Ein ganzes Orchester bot er, neben der schon fast standartmässigen Starbesetzung an Gastmusikern, der Crème de la Crème der Rockmusik, für "The Mystery Of Time" auf. Komplexer, wieder deutlich Metallischer als die eher Rockigen Vorgängeralben (die ich ebenfalls sehr mochte) und mit einer erneut eigenen Note aus Geschichte und Musikstil. Das Versprechen lautete einmal mehr: Ein überragendes, melodisches Rock/Metal Album, das die Jahreslisten der Fans dominieren soll.

Doch da ist dieser enorme Schatten des Debüts, aus dem es herauszutreten gilt. Da ist einerseits Tobi selbst gefragt, der mit starken Gesangsleistungen wie im Auftakt "Spectres" zu trumpfen weiss. Das liegt an einer tollen Ergänzung zwischen ihm und Gastsängern wie Joe Lynn Turner in "The Watchmakers Dream", das sehr eingängig und tatsächlich wieder sehr schnell geworden ist. Gefragt ist wie immer auch Avantasia-Urgestein Michael Kiske. Die Stimme hinter Helloweens Keepern liefert eine überragende Gesangsleistung, gerade in "Where Clock Hands Freeze", und macht tatsächlich den Eindruck als werde er immer besser.

Die Songs sind erneut tadellos ausgeschrieben, ich denke es ist stark Geschmackssache, welche dann tatsächlich als die grossen Hits für jeden individuell gelten. Kleinere Leistungsabfälle ("Black Orchid" - mit einem Saxon-Fronter Biff Byford, der fast etwas angekettet wirkt, sein raues Organ zu wenig entfalten kann) fallen kaum auf. Stattdessen fallen tolle Instrumentalparts auf, sogar inklusive eines tollen Einsatzes einer Hammond B3 im "Watchmakers Dream". Das Orchester fällt leider nur selten wirklich auf, vor allem in Intros oder Breaks. Ob man dafür wirklich das ganze Orchester gebraucht hat? Nun, Schlecht klingt anders, also sicher kein Kritikpunkt.

Ganz grosses Lob kriegt auch Eric Martin von mir. Der Mr. Big Sänger mimt in der Ballade "What's Left of Me" einen Bettler, und das auf ganz grosse Weise. Die Stimme passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, der Song ist ergreifend und emotional, ein ganz grosses Highlight. Selbes kann ich auch vom 10-Minuten Song "The Great Mystery" sagen, wo Bob Catley wie schon auf den Vorgängeralben eine geniale Figur macht.

Doch das Mass der Dinge findet sich im zweiten Epos, das die Grenze von 10 Minuten knackt: "Savior in the Clockwork" ist ein Meisterwerk geworden, in dem sich nicht nur die vielen Sänger (Anfangs vor allem Tobi Sammet und Joe Lynn Turner, in der zweiten Hälfte dann mit Michael Kiske und einem viel charismatischeren Biff Byford) fantastisch ergänzen. Gerade dass Kiske und Biff so gut zusammenpassen hätte ich nicht erwartet. Das Hauptriff ist schnell und Rockig, die Strophen ruhig und melodisch, immer wieder Tempo- und Melodiewechsel, so variabel ist nicht einmal "The Great Mystery". Einen solchen Track habe ich auf keinem Teil der Wicked Triology gefunden. Ich rieche einen Klassiker wie ich es seit "The Seven Angels" nicht getan habe.

Vieler Kracher, kaum Kritik, eine gewohnt hervorragende Zusammensetzung eines All-Star Teams der Rockmusik. Nein, in meiner Abrechnung reicht es nicht ganz, um die Metal Opera zu erreichen. Doch erstmals seit dieser traue ich mich, ein Avantasia Album in einem Atemzug mit diesen Meilensteinen des Genres zu nennen. Melodic Metal Fans werden ihre Freude an diesem Album haben, und anders als auf der Wicked Triology fallen mir alleine hier schon einige Songs ein, die ich auf der kommenden Tour keinesfalls vermissen will. Verständlich, dass Tobi Schwierigkeiten hat, die Setliste zusammenzustellen, denn wie quetscht man 7 Stunden hervorragendes Material, davon die Hälfte eigentlich unverzichtbar, in eine rund zweistündige Show?

Jedenfalls fügt sich "The Mystery of Time" nahtlos in die Diskographie ein und bringt selbst einige solche unverzichtbaren Songs mit. Trotz der erneut gigantischen Erwartungshaltung bin ich erneut vollends zufrieden mit dem Album - wenn das kein Leistungsausweis ist.

Anspieltipps: "The Watchmakers Dream", "Where Clock Hands Freeze", "Savior In The Clockwork", "What's Left Of Me", "The Great Mystery"

Punkte: 9.5 / 10


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