Eisbrecher Leider (2006) - ein Review von DarkForrest

Eisbrecher: Leider - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal


DarkForrest
25.02.2018 18:21

Mit “Leider” haben wir hier eine von zwei Singleauskopplungen des “Antikörper” Albums (“Vergissmeinnicht” wäre die andere). Meiner Meinung nach ein klasse Song auf einem klasse Album - was kann also schief gehen?

Es gab mal eine Zeit, da haben Eisbrecher nicht vor provokanten Texten und Themen zurückgeschreckt. Ob das Ergebnis immer qualitativ hochwertig war, ist sicherlich auch fraglich, aber es kamen auf jeden Fall recht spannende Texte zu stande, so wie bei “Leider”. Wie man schon anhand des Covers mit den beiden Rasierklingen erahnen kann, geht es hier um selbstverletzendes Verhalten und es findet weder eine klare Distanzierung noch eine Verherrlichung davon statt, was schonmal besser ist als sonst Kram wie “Komm Süßer Tod” auf dem Sünde Album. Im Gegenteil: ich höre deutsche Härte eigentlich selten wegen der Texte doch “Leider” ist hier definitiv interessant genug gestrickt um mich auch bei den Lyrics mal aufhorchen zu lassen.

Als ebenfalls nicht ganz unkontroverses Gimmick lag bei meiner Version der CD eine Rasierklinge, die der auf dem Cover ähnelt bei (zum Glück nicht scharf). Ich habe erst später erfahren, dass die wohl nicht zum Standardequipment gehört, sondern offenbar recht selten ist und ich Trottel habe das Teil irgendwann im Laufe der Jahre verschusselt - scheiße. Auf der CD befinden sich ansonsten der Song, zwei Remixe und ein Multimedia - Clip.

Zuerst haben wir das Original. Obwohl, stimmt nicht ganz: den Radio Cut. Ganz ehrlich: ich habe beide Versionen mehrmals gegengehört und erkenne keinen Unterschied, zumal sie auch zeitlich gleich lang sind. Wenn da irgendetwas (um-) geschnitten wurde, dann aber sehr dezent oder ich bin taub. Der Song an sich bleibt natürlich klasse. Hier haben Eisbrecher alle Elemente ihrer Musik perfekt aufeinander abgestimmt. Treibende Beats, wuchtige Gitarren und Alexx’ Gesang, der sich hier obendrein noch besonders vielseitig zeigt. Angesiedelt im Mid-Tempo mit der richtigen Härte um den klassischen NDH-Hörer nicht zu langweilen und den Rest nicht zu überfordern, macht “Leider” rein gar nichts falsch. Entsprechend gespannt bin ich damit natürlich auf Remixe.

Den Anfang macht Noel Pix mit dem “Noel Pix Klingenklang Mix” (doofer Name). Der Song wurde ordentlich auseinander genommen und neu zusammengesetzt. Das Grundgerüst ist ein komplett anderes und orientiert sich an diversen Beats, die allesamt gar nicht übel klingen. Trotzdem fehlen mir hier ein bisschen Power und Tanzbarkeit. Erst nach der 3-Minutenmarke kommt der Remix ein bisschen mehr aus dem Arsch, bleibt aber durchweg eher hochwertiges Hintergrundgedudel für mich. Wenn das die Intention war: okay. Ich hätte mir jedoch etwas mehr Tempo gewünscht.

The Retrosic gehen die Sache etwas anders an. Hier wird die Grundstruktur nämlich so stehen gelassen. Schlagzeug Bass und Gitarre weichen allerdings deutlich aufgemotzten elektronischen Elementen und harten aber abwechslungsreichen Beats, die es locker mit der Noel Pix Version aufnehmen können. Im Prinzip hat man hier das Genre von NDH in irgendetwas Industrial-mäßiges geändert, was erstaunlich gut gelungen ist. Definitiv ganz nett Eisbrecher mal in der Form zu hören. Das große Problem an der ganzen Sache ist für mich jedoch, dass Alexx Vocals zwar perfekt auf die Original Version abgestimmt waren, in diesen Remix aber nicht mehr so ganz passen. Ich meine das ganze Teil schreit geradezu nach soetwas wie verzerrten Industrial-, Aggrotechvocals oder was weiß ich. Vielleicht hätte es auch geholfen den Gesang nochmal neu zu sortieren wie im Noel Pix Mix - keine Ahnung. So bleibt auch der Retrosic Mix keine echte Alternative zum Original.

Bleibt am Ende noch ein Multimedia - Clip, der ein paar Liveaufnamen der damaligen Tour unterlegt mit dem Song “Willkommen Im Nichts” des Debütalbums zeigt. Irgendwie wirklich nichts besonderes, aber tut auch nicht wirklich weh und ist als kleines Extra sicher ganz gut auf so einer Single aufgehoben.

Insgesamt hätte ich von der CD ein kleines bisschen mehr erwartet. Ich würde wirklich gerne mehr Punkte geben, aber wenn ich wirklich ehrlich bewerte, sind für mich mehr als 6.5/10 nicht drin. Der eigentliche Song und das ganze Konzept sind toll und machen für mich den größten Teil der positiven Aspekte der Single aus. Mit den Remixen kann ich leider eher wenig anfangen. Für keinen von beiden habe ich eine wirkliche Verwendung oder werde sie nach dieser Review nochmal großartig hören. Das Remixpotential sehe ich auf jeden Fall bei “Leider” aber in der Form werden beide Remixe “leider” vom Original abgehängt. So bleibt eigentlich nicht viel übrig, da der Multimedia-Clip jetzt nicht unbedingt viel Gewicht für mich hat. Natürlich sind Remixe auch immer Geschmackssache und für jeden, dessen Geschmack hier mit einem oder beiden Versionen getroffen wird, sieht die Sache sicherlich schon ganz anders aus, denn grobe handwerkliche Fehler kann ich hier auch nicht entdecken. Für mich bleiben ein sehr guter Song, zwei eher mittelmäßige Remixe und ein eher belangloses Video. Insgesamt immer noch “ganz nett” aber auch kein Muss, wenn man schon das “Antikörper”-Album hat.

Punkte: 6.5 / 10


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