Im Grunde hat man auf "Of Ghosts And Enemies" Musik zu erwarten, die man genrebedingt sehr gut kennt und die sich leicht zugänglich präsentiert. Somit ist man auch bereits mit dem ersten Track des Rundlings mitten im Geschehen und spart sich mühsames Hineinhören. Mit einer Mischung aus harten Metalriffs, leicht melancholisch-melodiösen Refrains, einer klaren Gesangsstimme, die ab und an mal im Core-Stil schreiend daher kommt, und wechselndem Tempo wurden die Stücke virtuos herausgearbeitet, wodurch man nicht bloß Einheitsbrei geboten bekommt, sondern einen gewissen Eigencharakter heraushören kann. Dazu kommt der Umstand einer spiel- und soundtechnisch einwandfreien Arbeit, die Qualität wie Hörvergnügen noch mal um ein gutes Stück anhebt.
In der Umsetzung gefallen mir besonders die gut platzierten Umbrüche, das nahtlose Zusammenspiel der einzelnen Instrumente und vor allem deren grundsätzlicher Einsatz, der nie überzogen prägnant ausfällt, sondern sehr homogen, und wobei nichts untergeht. Die Mischung macht's in der Musik immer aus, und "Crossing Edge" haben hier ein gutes Handwerk verrichtet.
Trotz all dem will ich nicht sagen, dass "Of Ghosts And Enemies" ein restlos begeisterndes oder gar perfektes Album ist, denn es gibt in dieser Stilrichtung schon verdammt viel zu hören, was nicht alles unbedingt als schlecht zu bezeichnen ist und somit in Konkurrenz mit dem vorliegenden Silberling steht. "Crossing Edge" bleibt wie vielen anderen Bands aus den verschiedensten Richtungen eigentlich nicht viel mehr über, als sich im Bekannten einzureihen oder eine komplett neue Spielart zu erfinden. Da zweiteres aber meist nur einen suboptimalen Weg darstellt, sich in der Regel als verdammt schwierig gestaltet und nur selten glückt, will ich mich als Hörer davon aber mal nicht abhalten lassen, "Of Ghosts And Enemies" als ein solides und gelungenes Werk zu bezeichnen.
Genug Eigenständigkeit und Charakter, sowie eine ordentliche Portion Abwechslung und Gefühl für Musik sind vorhanden, weshalb ich das aktuelle Album der österreichischen Gruppe "Crossing Edge" dem Genre-Liebhaber gerne empfehlen möchte. Es gibt ein paar richtig gute Tracks zu entdecken und auch qualitativ liegt hier ein richtiges Schmankerl vor, das man sich nicht unbedingt entgehen lassen sollte.
Anspieltipp: "The Prophet's Choice".
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 8 / 10