So weit, so gut. Das dürfte dann aber eher an der musikalischen Vision des wohl gen Valhalla entschwundenen Schöpfers gelegen haben, denn an der Umsetzung. Erhabenheit, Bombast, Kraft, Pathos, Heidentum und auch meinetwegen auch etwas Wagnerianisches, alles irgendwie vorhanden, aber das hörbare Resultat ist dann doch arg durchwachsen. Und so frage ich mich jedes Mal erneut, was hier hätte Großartiges entstehen können, wenn Quorthon den Gesang jemandem überlassen hätte, der eben diese musikalische Vision tatsächlich hätte kraftvoll umsetzen können. Ihm selbst scheint selbst im Studio die Puste auszugehen, Quorthon stößt klar an seine Grenzen. Auch die instrumentale Darbietung ist letzten Endes bloß Mittelmaß.
Gegen die Lieder an sich möchte ich pauschal gar nichts sagen, steckt doch hinter der vordergründigen Monotonie allerhand Dramatik und Spannung, besonders hervorzuheben wäre „Through Blood By Thunder“. Und eben auch die angesprochene Erhabenheit durchzieht das Werk, geht für meine Begriffe aber leider zu oft verloren. Stichwort Mittelmaß. Das ist im Refrain von „Under The Runes“ etwa zu hören, „To Enter Your Mountain“ wiederum ist wahrlich nur schwer zu ertragen. Dieses Stück möchte ich einfach mal als unausgegoren, wenn nicht schlecht bezeichnen. Auch „Hammerheart“ mit seiner Umsetzung der Musik G. Holsts kommt eher tragisch als majestätisch daher. Ein kurzes Bass-Break a la Joey deMaio im Titelsong stört den musikalischen Fluss als Kontrast zu dem unnötig langen Prolog mehr als es songdienlich ist. Zu oft wirken die Hintergrund-Chöre eher wie das verschämte leise Mitsingen von Kirchen- oder Vereinsliedern, so schwachbrüstig tönt manches Uuh-uuh.
Oder ist das letztlich gewollt? Ganz bestimmt, ich denke mal so: Wohl wissend, dass er einfach nicht singen kann, hat Quorthon dies für die Umsetzung schlicht nicht interessiert. Ebenso wenig wohl, ob das Album gut ankommen würde. Ein Musterbeispiel für das ewig wiederkehrende Gerede aller möglichen Musiker, die Musik (zunächst) nur für sich selbst zu machen. Es ist (war) sein Werk. Des rumpeligen Charmes war er sich sicher bewusst, und letztlich hat die Vision ja auch Früchte getragen. Und ob den Nordmännern von einst eine saubere Intonation so wichtig war, wissen wir auch nicht.
Die Texte in ihrer eben nicht so übertriebenen martialischen Art wie bei unzähligen späteren Bands gefallen mir recht gut, man mag sich durchaus vorstellen, wie so mancher spätere Viking-Metaller hier eine neue Welt, ein neues Abenteuerland, entdeckt. Zu guter Letzt: Das fantastische Cover-Bild allein ist schon den Besitz dieses Albums wert, ich werd’s nur so schnell nicht mehr hören wollen.
Also, jetzt mal Zahlenakrobatik als Versuch, dem Werk doch irgendwie gerecht zu werden:
Musik: zw. 3 und 7,5 Punkten, also 5,25 Punkte
Gesang: zw. 2 und 6 Punkten, also 4
Texte: 7 Punkte
Cover: 8,5 Punkte
Vision: 8,5 Punkte
Macht in der Summe also 6,65 Punkte, aufgerundet letztlich knapp 7.
Das ist doch gar nicht mal so schlecht wie befürchtet; aber für Valhalla leider immer noch zu wenig…
Punkte: 7 / 10