Auf dieser CD besingt Tonträger ausschließlich Themen, die jedem Menschen tagtäglich oder zumindest ab und zu begegnen; sei es die Brille in „Wenn mich keiner sieht“, das zudem einen ausgereiften Instrumental-Teil mit Klavier- und Gitarrensoli hat, oder die eine (halbe) Weltreise machen wollende „Marta“, die mit viel Witz und wahrhaftigem Rock'n'Roll davon überzeugt werden soll, dies nicht zu tun, was für den Zuhörer sehr entertainend ist. Und das ist nicht das einzige Stück, das wie eine Frau heißt – da wäre noch „Claire“, das vom Stil her dem der Beatles ähnelt und in dem der mehrstimmige Hintergrundgesang besonders hervorgeht – auch textlich, denn beim aufmerksamen Zuhören kann man zum Beispiel erfahren, dass das lyrische Ich ein Pferd zu sein glaubt. Mehrstimmigkeit gehört mittlerweile zum sicheren Repertoire der Vier, auch in „Tach Schatz“ kommt jene im Refrain sehr zur Geltung und ist ein abwechslungsreicher Ausgleich zum Sprechgesang in der Hauptstimme. Die Melodie des peppigen Walzers „L'amour“ hingegen ist besonders im Refrain äußerst eingängig und wenn man des Französischen mächtig ist, merkt man auch, wie sich dieser mit einer Wende im Lied wandelt. In den Strophen braucht man sich allerdings keine Sorge zu machen, wenn französische Wörter vorkommen, da solche netterweise sofort im Hintergrund erklärt werden. Auch wenn „Lamour“ im selbigen Lied auf sehr ironische Weise behandelt wird, schafft Tonträger es, beträchtlich authentisch den ersten Teil der zutiefst schmalzigen Schnulzen-Nummer „Indierockschmalzschnulzenpop“ zu singen, auch wenn jene im zweiten Teil des Stücks nicht unkommentiert bleibt – und genau das lässt das Lied besonders positiv hervorstechen. Ebenfalls nicht unkommentiert bleibt der Depri-Spruch „Sick of crying, tired of trying, yes Im smiling, but inside Im dying“ im „Lied vom Leid“, das man aufmerksam und vor allem zu Ende hören sollte, um den Witz hinter der Fassade zu verstehen.
In den Titel gebenden „Trostlosen Torten“ ist es genau andersherum: Hinter dem witzigen Beispiel der Torte (die kein Trost ist) verbirgt sich der ernstzunehmende Vorschlag, sich nicht von jedem alles gefallen zu lassen, den man wegen der fröhlich-countrymäßigen Musik allerdings schnell überhört und spätestens nach dem Gitarrensolo wohl nicht mehr wahrnimmt. Bei „Mein Testament“ kehrt der deutliche Witz sowohl inhaltlich als auch sprachlich zurück. So singt die Band beispielsweise davon, „Ärger zu vererben“ und „erben zu verärgern“, indem sie die Erben dazu auffordern, für 1000 Euro Gummibärchen zu kaufen. Das alte Stück „Ja, ich weiß“ erneuern die Vier auf dieser Platte, produzieren dabei einen volleren Klang und gestalten auch den Refrain neu, sodass auch dieses Lied Überraschungen mit sich bringt. „That cant be it“ als Bonussong und einziges englischsprachiges Lied bringt einen zum Schmunzeln und beweist mit unterschiedlichen Genres innerhalb des Stücks die ausgesprochene Musikalität der jungen Band.
Zusammenfassend ist zu sagen: Wer gute Laune, gute Unterhaltung, gute Musik und gute Reime mag und möchte, für den ist die neue CD von Tonträger genau das Richtige!
Punkte: 10 / 10