Hirntot Posse Im Zeichen Der Sturmmaske (2012) - ein Review von Monolith

Hirntot Posse: Im Zeichen Der Sturmmaske - Cover
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∅-Bew.
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Rap / Hip Hop


Monolith
29.08.2014 22:37

Dieses hier ist das vorletzte Album, das ich mir aus dem Hause Hirntot geholt habe. Laut der Produktbeschreibung auf diversen Seiten sei das Album "bereits 2008 angekündigt worden" umso größer ist die Vorfreude, ein paar ältere Stücke zu hören. Tja, wer das Glück hatte, sich zu der Zeit des Vorverkaufs die Tracklist anzuschauen, der wird den alles andere als unberechtigten Verdacht schöpfen, dass mit diesem Nebensatz lediglich noch ein paar alte Fans geködert werden sollte. Lediglich die zusätzliche Anmerkung "[feat. Hirntot Posse]" lässt noch ein Fünkchen falsche Hoffnung aufkeimen, dass auch die 2010 ausgestiegene Dr. Jekyll auf einen dieser Stücke zu hören ist. Hat man sich aber erstmal ausgefrustet, entpuppt sich "im Zeichen der Sturmmaske" allerdings als eines der wenigen gelungenen Outputs der Neo-Hirntot-Ära.

"Frontalangriff" sticht mit einem sehr guten Beat hervor, sowie hektischen Flows und, passend zum Cover, dem Schlachtfeld als Thema. Spätestens hier sollte man heraushören, dass Blokkmonsta und Dr. Faustus ein und dieselbe Person sind, da der Rapstil der (beiden) Person(en) sich extrem ähneln bzw. ziemlich gleich ist/sind.

Beim Titel "trau niemals einem Cop" könnte man meinen, dass Blokk wieder die nervtötende Gangsterschiene fahren würde. Zum Glück ist dem nicht ganz so, rappt er hier zwar über ein Thema, das mittlerweile in der (Gangster-/Straßen-)Rapszene extrem durchgekaut ist. Allerdings kann Blokk seine Missachtung gegenüber der Polizei nicht zuletzt wegen seinem Rapstil ausgezeichnet rüberbringen.

"Hilfeschrei" dürfte ein Stück sein, womit auch ein paar ältere Fans was anfangen können. Rako und insbesondere Dr. Faustus bieten Psychorap in altbewährter Manier, lediglich Schwartz zeigt sich etwas gediegener und bietet einem auf den sehr unheimlichen Beat anstelle eines mordlustiges Massakers ein sozialkritisches Statement.

"Hirntot Gang" wurde bereits Anfang des Jahres mitsamt eines Musikvideos veröffentlicht. Durch dieses Stück bin ich eigentlich erst auf Hirntot Records aufmerksam geworden, auch wenn das Lied eher unspektakulär ist.

Zu Uzis "in Ketten" braucht man eigentlich nichts sagen. Es ist schön, dass man nach langer Zeit wieder etwas von ihm hört, war seine letzte Veröffentlichung auch nur ein Gastpart auf dem Soloalbum des Labelkollegen Blokkmonsta. Was Schwartz auf "Hilfeschrei" angefangen hat, führt Uzi nun auf diesem Stück meisterhaft fort.

"2060" ist das Vorhäppchen des ein Jahr später erschienen gleichnamigen Album von Blokkmonsta und Schwartz. Hier zeigt sich schon, dass bis auf die Lyrics eigentlich nichts mehr vom Vorgänger "2050" übrig geblieben ist. Die damals schrottige Aufnahmequalität und die kalten und düsteren Beats wurden mit frischer Soundqualität sowie modernen Beats ersetzt. Kann man jetzt gut oder schlecht finden, mit gefällt die aufgrund der ranzigen Produktion kalte Atmosphäre vom Vorgänger genauso gut, wie mir die Endzeitatmosphäre dieses Stücks (und des Albums) gefällt.

"Egoshooter" ist ein weiterer Possetrack. Nicht Hirn einschalten, einfach nur hören und genießen. Die 5 (6) Rapper machen hier wieder einen guten Job.

Umso schlechter ist dann der nächste Track: auf "wie ein Phantom" hört man, dass Blokkmonsta sich nicht einmal mehr Mühe gibt, seinen alter Ego irgendwie noch einzigartig darzustellen, außer eben auf das Gutturale zu verzichten. Schade eigentlich, dazu kommt das dämliche Gangsterthema, insgesamt der Absturz des Albums schlechthin.

Umso erleichterter bin ich, dass "wie ein Phantom" nur ein kleines Missgeschick ist. Denn "Area 51" macht alles wett und noch mehr. Auf einem epischen Beat spinnen uns die vier Rapper einfach mal die Frage weiter, was wäre, wenn es auf diesem Areal wirklich Aliens gäbe. Und das weniger im 80er Jahre Sci-Fi-Stil, sondern stellenweise überraschend realitätsgetreu.

Auch bei "dreckiger Süden" heißt es nicht auf den Text hören, einfach genießen.

Das vierte Solostück übernimmt hier Schwartz mit "Gewaltphantasien". Auf diesem Stück zeigt dieser sich gewohnt blutrünstig, aber mit der gehörigen Portion Humor, wie man es mittlerweile von ihm gewohnt ist.

"Fäuste ballen" von Uzi und Perverz hätte genauso gut auf dem im selben Jahr erschienenen "Fehler im System" sein können. Auf dem entsprechenden Niveau ist nämlich auch dieses Stück, auch wenn es mit knapp 3 Minuten leider etwas kurz ist.

"Verstehst du" ist leider wieder ein Füller, soll heißen, dass es da nur wieder vom harten Leben auf der Straße geht und so weiter. Ziemlich unspektakuläre Parts auf einem sehr schönen Beat.

Auch Perverz kann hier nicht sehr überzeugen. Wer seine Mixtapes und Alben kennt, weiß, dass Hirntot Records mit Perverz einen Ausnahmerapper gefunden haben, der neben gutem Rapstil auch hervorragende Texte schreiben kann. "wenn ich überlebe" klingt insgesamt nicht schlecht, allerdings ist das ungenügend, wenn man von Perverz spricht. Schuld daran ist der belanglose Text, auch mit seinem Flow hält sich Perverz hier zurück. Schade eigentlich.

"Brich das Gesetz" ist hingegen wieder besser. Klar, ist ja auch Uzi dabei. Auch Dr. Faustus hat, bis auf die Hook, ein paar durchaus gute Passagen, auch wenn es wieder überwiegend Straßenrap ist.

Rako, der unverständlicherweise der unbeliebteste Rapper des Labels ist, bietet auf "Kreide auf dem Asphalt" wieder einen guten Part, der ziemlich an die Wucht der Tracks von "Biomechanisch" erinnert. Zu dem mordlustigen Text und seiner an Blokk erinnernden kratzigen Stimme, kommt die herausragende Raptechnik Rakos hinzu, was das Lied im Gesamten zu einem hochwertigen Rapstück macht.

Den Abschluss bildet schließlich der Titeltrack. Wieder sind alle dabei und es wird versucht episch zu wirken. Mittlerweile weiß ich, dass ich der einzige bin, der der Meinung ist, deshalb kann eigentlich auch weggelassen werden, dass ich die Umsetzung der Epicness auf dem Stück für nicht gelungen halte. Viel zu lang und umso langatmiger, vorallem, wenn jede Sekunde ohne Text mit "Hirn! Tot!"-Gegröle zugekleistert wird.


Dass das Label nochmal so ein gutes Album rausbringt, hätte ich nicht gedacht. Zwar ist was ganz Anderes von dem zu hören, was ich anfangs erwartete, doch das, was man hier zu hören bekommt, ist, bis auf ein paar Ausnahmen, gut bis großartig. "Im Zeichen der Sturmmaske" zeigt, dass jegliche Rapper des Labels doch sehr facettenreich sind - was natürlich zu Folge hat, dass das eine oder Andere vorhanden ist, das man nicht mag - was weitgehend auf diesem Album zu hören ist.

Punkte: 8 / 10


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