Steven Wilson Get All You Deserve (2012) - ein Review von Nasreddin

Steven Wilson: Get All You Deserve - Cover
1
1 Review
11
11 Ratings
9.64
∅-Bew.
Typ: Live
Genre(s): Rock: Progressive Rock


Nasreddin
15.10.2012 21:55

Blaues Licht strahlt durch den transparenten Vorhang, der die Bühne im Teatro Metropolitan (Mexico City) während der ersten Minuten verhüllt. 'Citadel' ertönt, ein bedrohliches Ambient-Intro von STEVEN WILSONs Nebenprojekt BASS COMMUNION. In diesen wenigen Minuten offenbart sich bereits die intensive Atmosphäre und packende Subtilität, mit der STEVEN WILSON und seine Begleitband bei dieser Show zu Werke gehen.

STEVEN WILSON, unbestrittene Größe für Prog-Fans, bringt also seine künstlerische Darbietung endlich in die Wohnzimmer. "Get All You Deserve" nennt sich dieses Dokument seiner ersten Tour als Solo-Künstler. Mit seinen beiden Alben "Insurgentes" und "Grace For Downing" im Gepäck hat der Prog-Guru die Theater- und Konzertsäle der Welt verzaubert, der Konzertfilm soll möglichst nahtlos daran anknüpfen.

Und das ist ihm scheinbar mühelos gelungen. Die Performance seines Klangorchesters ist auf einem schwindelerregenden Niveau und wird den Studio-Aufnahmen absolut gerecht, ja sie geht darüber hinaus, weil sie das spontane Moment einfängt, das der Musik des Briten stets innewohnt. Kein Wunder bei einer solchen Besetzung: Marco Minnemann (dr.) bildet mit Nick Beggs (b.) das rhythmische Epizentrum, der kongeniale Adam Holzman zaubert an den Tasten und Niko Tsonev zeigt an der Gitarre sein großartiges Können. Nicht zu vergessen Theo Travis, der scheinbar sämtliche Holzblasinstrumente auf dem Niveau eines Orchestermusikers spielen kann. Multiinstrumentalist und Chef STEVEN WILSON konzentriert sich währenddessen mal "nur" auf den Gesang, mal wütet er mit der Klampfe in der Hand oder spielt im Sitzen einige Keyboard-Parts. Oder er lässt sich in den instrumentalen Teilen des Sets von der Energie auf der Bühne leiten, stachelt seine Mitmusiker zur Höchstform an und dirigiert sie wie ein Bandleader das nunmal tut.

Falls jemand mit der Irrmeinung existiert, die Musik von WILSON sei nicht Bühnen-tauglich, wird er spätestens nach diesem audio-visuellen Erlebnis seine Meinung geändert haben. Denn "Get All You Deserve" ist mehr als eine einfache Live-DVD. Es ist ehrliches Statement, Selbstfindung und Daseinsberechtigung eines Künstlers. Von den fragilen, minimalistischen Parts bis hin zum bombastischen Instrumental-Kracher hat hier alles seinen Platz im Konzept von STEVEN WILSON. Man begibt sich auf eine Achterbahnfahrt durch musikalische Extreme, durchlebt emotionale Höhen und Tiefen um am Ende festzustellen, dass man wieder am Anfang steht.

Und so fragt man sich in den zwei Stunden eigentlich nie, welcher Song von welchem Album denn gerade gespielt wird. Selbst wenn der Begriff "Gesamtkunstwerk" nicht mehr seine naive Unschuld besitzt: auf "Get All You Deserve" trifft er uneingeschränkt zu. Wenn mich jemand nach einem Beispiel für wirkliche Kunst fragt, lautet meine Antwort von nun an: dieser Konzertfilm! Eine bessere Konserve ist mir noch nicht untergekommen, so bravourös wird der Art/Jazz-Rock in dieser Besetzung dargeboten.

Um noch einmal auf die Bühnenpräsentation zurück zu kommen: das Konzert spricht ausreichend für sich, wird aber durch Visualisierungen und filmische Elemente von Lasse Hoile untermalt, der schon öfter mit Wilson zusammengearbeitet hat. Die Nachbearbeitung in Form von Mix, Mastering und Bild sind ebenso gelungen wie der musikalische Part. Lehnt euch zurück, genießt das Geschehen auf der Bühne und lasst euch für zwei Stunden mit auf die Reise nehmen.

"Art is truth" steht auf dem T-Shirt, das STEVEN WILSON an jenem Abend trug, und besser kann ich den Charakter von "Get All You Deserve" nicht beschreiben. Meine allergrößte Hochachtung!

[zuerst erschienen auf Powermetal.de http://powermetal.de/review/review-Wilson__Steven/Get_All_You_Deserve,21188,21069.html ]

Punkte: 10 / 10


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