Black Sabbath Heaven And Hell (1980) - ein Review von Nasreddin

Black Sabbath: Heaven And Hell - Cover
5
5 Reviews
108
108 Ratings
9.39
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Hardrock, Rock'n'Roll, Stoner Rock


Nasreddin
06.06.2013 16:20

Wir schreiben das Jahr 1980. BLACK SABBATH hatten in ihrer Ur-Besetzung acht Alben veröffentlicht, von denen mindestens fünf als wegweisende Meilensteine der Rockmusik gelten. Doch der Drogenkonsum und die damit verbundene Trennung von Ozzy Osbourne läutete eine Zäsur ein, die glücklicherweise mit der Verpflichtung des damaligen RAINBOW-Sängers Ronnie James Dio ein Ende fand. Der Rest ist, wie auch der Anfang von BLACK SABBATH, Legende.

"Heaven And Hell" hat mich entjungfert. Und ich bin bestimmt nicht der einzige. Immer wenn ich das Wort "Genreklassiker" höre, muss ich an dieses Album denken. Keine Band nach BLACK SABBATH konnte die harte Musik so prägen, wie die Gruseltruppe aus Birmingham. Und dann noch Ronnie James Dio am Mikro, einer der talentiertesten und einflussreichsten Sänger, die das 20. Jahrhundert gekannt hat. Im Studio müssen höhere Mächte gewirkt haben, als "Heaven And Hell" aufgenommen wurde. Denn die Songs sind wahrlich nicht von dieser Welt.

Der Einstieg in das Album hätte nicht besser gewählt werden können als mit 'Neon Knights', dieser Uptempo-Hymne, bei der Ronnie James zum ersten Mal zur Höchstform aufläuft. Gibt es ein zeitloseres, stilprägenderes Stück als dieses? Für mich nicht! Neben der fantastischen Gesangsleistung glänzt, wie immer, Tony Iommi mit seinen Rhythmus- und Lead-Gitarren. Ich wette, die meisten Metal-Fans können das Gitarrensolo im Schlaf pfeifen. Und dann gibt es noch diese extrem tighte Rhythmusgruppe mit Geezer am Bass und Bill hinter den Kesseln. Noch deutlich vom Blues beinflusst, sind die beiden nicht weiter voneinander entfernt als Wurst und Pelle.

Dann: 'Children Of The Sea', eine epische Power-Ballade, bei der auch der härteste Metaller ohne Reue schunkeln, weinen und sein Feuerzeug in die Luft strecken darf. Ein Song für die Ewigkeit, mit seinen verschiedenen Stimmungen sinnbildlich für den Variantenreichtum des Albums stehend, ein Song um die Fäuste gen Himmel zu strecken und aus voller Kehle mitzugröhlen.

Wenn es einen Wettkampf um den "bösesten" Bass-Sound aller Zeiten gäbe, Geezer Butler gewinnt ihn mit 'Lady Evil'. Das bedrohliche Pumpen legt das Fundament für die Glanztaten von Tony und Ronnie James, die mit jedem Song eine Krönung ihres Schaffens vollziehen

Jetzt muss ich mich zusammenreissen, was Superlative und andere Fanboy-Ergüsse anbelangt. 'Heaven And Hell' ist DER Heavy-Metal-Song, da gibt es gar keinen Zweifel. Warum ist das so? Nunja, warum erfand Thomas Edison die Glühbirne? Weil er es konnte! Und BLACK SABBATH konnten es eben auch. Die Entwicklung, die diese Numme durchmacht, um vom doomigen Traber zum alles vernichtenden Galoppierer zu werden, ist einfach nur exquisit. Als ob die ersten vier Minuten Göttlichkeit nicht gereicht hätten, schaffen es die Jungs, noch einen draufzusetzen! Ganz nebenbei bemerkt ist 'Heaven And Hell' neben 'Holy Diver' die stärkste Gesangsnummer von Dio, was bei dem kleinen ganz großen Mann einiges heißen will. Es wird seine Gründe haben, warum Kapellen aus allen Metal-Genres diesen Song bei ihren Konzerten auch heute noch covern. Selbst wenn die Show bis dahin mäßig lief, 'Heaven And Hell' hat die eingebaute Hit-Garantie und wird vom NWoBHM- bis zum Black-Metal-Fan abgefeiert.

Es gibt böse Stimmen, die behaupten, die B-Seite sei eine typische B-Seite und die vier Nummern kämen nicht an das Niveau der A-Seite heran. Hört nicht auf diese Stimmen, denn sie wissen nicht, was sie tun. 'Wishing Well' macht schon sehr deutlich, dass die Qualität auch hier stimmt. Insbesondere die Instrumental-Fraktion agiert auch höchstem Niveau und das Bassspiel ist absolut over the top. So viel Fundament, Groove und Harmonie in einem bekommt auch ein Geezer Butler nicht immer hin.

Kritik erübrigt sich auch beim folgenden 'Die Young', das mit seinen gespenstischen Synthies und den FLOYDschen Gitarren einen gänzlich anderen Ton anschlägt als der Rest des Albums. Bis dann Riffmeister Iommi einen Götter-Hook nach dem anderen aus dem linken Ärmel schüttelt und Ronnie James Dio am Mikro alles klar macht. Dieser Song fühlt sich so an wie das fünfte Tor in einem hoch überlegenen Fußballspiel: die Kontrolle ist allgegenwärtig, die Kür kam eigentlich auch schon, jetzt geht es nur noch um den Spaß. Wenn man sich die Nummern von anderen wegweisenden Bands auf B-Seiten anschaut, wird erneut klar, dass BLACK SABBATH in ihrer eigenen Liga spielen.

Wenn man überhaupt feststellen kann, dass ein Song nicht das schwindelerregende Niveau der anderen Songs halten kann, sollte man sich mal Gedanken über die Skala machen. Wir haben es hier nicht mit einem 10-Punkte Album und einem 8-Punkte-'Walk Away' zu tun, sondern mit acht 10-Punkte-Songs, von denen einige die Skala nach oben sprengen. Hier geht es vergleichweise Rock'n'Roll-lastiger zu als bislang, was den "geil"-Faktor aber nicht schmälert.

Den Abschluss markiert schließlich 'Lonely Is The Word', das nach dem Titeltrack mit dem besten Dio aufwarten kann. Auch abseits des Gesangs ist das ein wunderbares Kleinod musikalischer Klasse. Der Wechsel des doomigen Grundthemas mit den verspielten Ausflügen an der Gitarre macht aus dem achten Song ebenfalls eine Über-Nummer.

Ich hatte mir übrigens fest vorgenommen, ein Review, und keine reine Lobeshymne zu schreiben. Nun, ich habe versagt. Angesichts der herausragenden Klasse von "Heaven And Hell" blieb mir als BLACK SABBATH-Fan auch nichts anderes übrig. Was nützt der objektivste Ansatz, wenn eine Band so problemlos die Konkurrenz deklassiert, wie die Väter des Heavy Metal es auf ihrem stärksten Album vermochten? Es ist davon auszugehen, dass jeder Fan von Rock und Metal diese Platte im Regal stehen hat. Sollte das nicht der Fall sein, dürft ihr erst wieder auf POWERMETAL.de lesen, wenn sich dieser Umstand geändert hat. Ihr werdet Euch wünschen, diesen Kauf schon am Anfang eures musikalischen Lebens getätigt zu haben. Noch Fragen?

Die Wertung ist selbstverständlich außer Konkurrenz!

http://www.powermetal.de/review/review-Black_Sabbath/Heaven_And_Hell,21395,21261.html

Punkte: 10 / 10


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