Gleich am Anfang macht Pispers allerdings klar, dass bei ihm das Maß voll ist. Heutzutage scheint man wirklich kein Bock mehr darauf zu haben, ständig irgendwelche Kritik zu äußern. Im Falle Pispers, bei dem seine Inhalte meistens mehr als nur ein Witz sind, zeigt gleich zu Beginn, dass ihn nicht nur die Politiker und Journalisten nerven. Auch sein eigenes Publikum bekommt gleich am Anfang sein Fett weg - zurecht meiner Meinung nach. Denn wenn man sich diese Vorstellung anhört, wie frustriert manche Inhalte sind, wie man sich über das Verhalten und Vergehen manch einer empört, so macht es mich richtig aggressiv, wenn Pispers nicht einmal versucht einen Witz zu machen, ein pointenloses Statement abgibt, bei dem man merkt, dass es nichts mit Kabarett zu tun hat, sondern es sich um eine Art "Reality Talk" handelt, und das Publikum als Reaktion darauf lacht und klatscht. Das treibt einem die Fremdschamesröte ins Gesicht, und man fragt sich, wenn das an der Hörerschaft so vorbeiprallt, was man dann überhaupt in so einer Vorstellung macht.
Es gibt doch genug Comedians und Kabarettisten, die überhaupt keine Inhalte dieser Art haben, da hätte das Publikum mehr Spaß gehabt. Und so verwundert es auch nicht, dass Kabarettisten wie Pispers mittlerweile immer ernstere Inhalte in ihre Programme einbauen und andere Kabarettisten, die ebenfalls mittlerweile eine Art Legendenstatus innehaben, wie Georg Schramm, hängen ihre Solokarriere an den Nagel, vor Verzweiflung, wie er es selbst zugab. Als Lothar Dombrovski ist er demnach immer unhöflicher zum Publikum, falls er noch irgendwo zusagt. Dass er auf einer Occupy-Demonstration zusammen mit Urban Priol aufgetreten ist, zeigt, dass das für sie mehr als nur ihr Job ist.
Perfekter Auftritt, "bis Neulich 2014" ist aber logischerweise mittlerweile aktueller und demach vorzuziehen, auch deshalb, weil sich dieses Programm in den Archiven von 3sat befindet, und somit kostenfrei zu bestaunen ist.
Punkte: 10 / 10