Asia XXX (2012) - ein Review von silentforce81

Asia: XXX - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
8.14
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: AOR, Classic Rock


silentforce81
04.07.2012 18:23

Das erste Album, welches ich mir je von ASIA zugelegt hatte, war 1996 der in jenem Jahr erschienene Longplayer namens "Arena". Entsprechend bin ich natürlich der Phase mit John Payne am Mikro sehr zugetan, welche immerhin von 1992 bis 2006 andauerte - länger also, als das Original Line-up bisher je zusammen war. Mit Alben wie "Aqua", "Aria", dem eben erwähnten "Arena" und dem folgenden "Aura" haben ASIA für mich ihren musikalischen Höhepunkt erlebt, wenngleich diese Phase kommerziell natürlich nicht mit den großen Erfolgen der Frühphase mithalten konnte. In dieser konnte das Original Line-up, bestehend aus Sänger John Wetton, Keyboarder Geoffrey Downes, Gitarrist Steve Howe und Drummer Carl Palmer, vor allem mit dem selbstbetitelten Debütalbum (1982) und dem darauf enthaltenen Hit 'Heat Of The Moment' große Aufmerksamkeit erregen und international Erfolge feiern. Die Hoffnung, diesen überraschenden und dennoch kalkulierten Erfolg mit weiteren Alben nochmals zu erreichen, blieb dann jedoch leider unerfüllt. Zwar konnten auch die Alben "Alpha" (1983) und "Astra" (1985) hochklassige Songs vorweisen (vor allem 'Don't Cry' und 'The Smile Has Left Your Eyes' von "Alpha" konnten noch in den Charts punkten), doch spätestens bei "Astra" blieb dann trotz hervorragender Songs ('Go', 'Voice Of America', 'Wishing') jeglicher Erfolg aus. Dies mag unter anderem an dem ungeheuren Druck gelegen haben, der vor allem auf den Schultern der Songschreiber Wetton und Downes gelastet haben muss, während Gitarrist Steve Howe sich eher in den Hintergrund gedrängt gefühlt hat, da die Plattenfirma seinen Einfluss und seine Songs zu untergraben versuchte. Die Folge war der erste Split der Band bereits nach dem zweiten Album "Alpha", doch nachdem auch der erneute Versuch in Form von "Astra" nicht mehr wirklich zünden wollte, war es um diese Bandkonstellation zunächst endgültig geschehen, wobei sich vor allem Wetton und Howe schlicht und einfach nicht mehr grün waren.

Was folgte, war die oben bereits erwähnte zweite Phase von ASIA, in welcher die Band nur noch von Geoffrey Downes als einziges Original-Mitglied weitergeführt wurde. Dauerhafter Mitstreiter an seiner Seite wurde Sänger John Payne, und zusammen bildeten sie fortan den kreativen Teil hinter ASIA, die in dieser langen Phase immer bombastischer, teilweise aber auch härter und experimenteller wurden. Mit ständig wechselnden Mitmusikern erschienen hochklassige Alben, wobei vor allem "Aqua" und "Aria" zum Besten gehören, was ASIA je veröffentlicht haben. Dennoch blieb auch hiermit der kommerzielle Erfolg völlig aus, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass die Mischung aus Classic Rock, AOR und Stadion-Rock mit einer leicht progressiven Tendenz zu dieser Zeit einfach nicht mehr gefragt war. Und so kam es, dass eine Band wie ASIA, die in den 80er Jahren große Hallen füllen konnte, plötzlich in einem Restaurant vor 30 Leuten spielte, die dabei gemütlich ihr Essen einnahmen.

Immer wieder tauchten Gerüchte auf, die von einer Reunion der Original-Mitglieder sprachen, und tatsächlich gab es hinter den Kulissen immer wieder Versuche, diese stattfinden zu lassen. Doch zunächst scheiterte dieses Vorhaben wahlweise an mangelndem Interesse einzelner Musiker, an gesundheitlichen Problemen von Wetton oder an dessen Alkoholkrankheit. Ein weiterer Versuch im Jahr 2005 hatte dann jedoch endlich Erfolg, und seitdem bestehen ASIA wieder aus den Gründungsmitgliedern, die mit neuen Alben an alte Hits anknüpfen wollen. Nach "Phoenix" (2008) und "Omega" (2010) steht nun mit "XXX" der dritte Versuch seit der Wiedervereinigung in den Läden, und auch hier wird leider deutlich, dass ASIA heute nach relativ kurzer Zeit schnell die Luft ausgeht.

"XXX" ist bei Weitem kein schlechtes Album. Es fängt im Gegenteil sehr aussichtsreich an, denn ein Song wie der flotte Opener 'Tomorrow The World' ist genau das, was man von ASIA in dieser Besetzung kennt und erwartet. Ein straighter Song mit viel Melodie, der ordentlich Drive besitzt und schön locker nach vorne geht. Auch das folgende 'Bury Me In Willow' hat einen ähnlichen Charakter, hat dabei aber noch einen etwas entspannteren und langsameren Anstrich. 'No Religion' schlägt dann ebenfalls in diese Kerbe, und so kann man diese drei Songs am Stück wirklich als typisch ASIA bezeichnen. Die Keyboards tragen die Songs, eingesetzte Chöre machen die Stücke stellenweise majestätisch, atmosphärisch und erhaben, Gitarrist Steve Howe setzt mit seinen zwischendurch immer wieder aufblitzenden Soli Akzente, Drummer Carl Palmer erkennt man nach wie vor an seinen kurzen, knackigen Anschlägen und an seiner interessanten Technik, und über alledem thront die Stimme von John Wetton, der unbestritten ein sagenhaftes, weiches Sangesorgan besitzt, welches man aus tausend anderen heraushören könnte. Dies beweist auch die anschließende, wunderschöne Ballade 'Faithful', bei welcher Wetton ein weiteres Mal brillieren kann. Doch an dieser Stelle haben ASIA für mich das Pulver dann bereits verschossen - der weitere Verlauf der Scheibe fällt gegen den starken Anfang leider deutlich ab. 'I Know How You Feel' dümpelt relativ emotionslos vor sich hin, 'Face On The Bridge' und 'Al Gatto Nero’ können auch nicht wirklich Ausrufezeichen setzen. Lediglich 'Judas' kann in dieser zweiten Hälfte der Scheibe noch ein wenig aufhorchen lassen, ist aber dennoch auch kein besonderer Ausreißer nach oben. Abgeschlossen wird die Scheibe durch die gute Ballade 'Ghost Of A Chance', bei welcher Steve Howe nochmal gefühlvoll sein Talent beweisen und die Gitarre weinen lassen kann und die gegen Ende nochmal recht dynamisch und dramatisch wird. Die Erstauflage im Digi plus DVD enthält zudem noch zwei Bonustracks namens 'Reno (Silver And Gold)' und 'I Know How You Feel' im sogenannten Midnight Mix, welche mir beim Download jedoch nicht zur Verfügung gestellt wurden und daher auch nicht in die Wertung mit eingehen. Auf der beiliegenden DVD gibt es noch das Making Of des Albums zu sehen, sowie die Videos zu 'Face On The Bridge' und 'Faithful'.

Fazit: Die erste Hälfte des Albums ist absolut empfehlenswert und zeigt ASIA so, wie man sie kennt und mag. Zwar ist der Sound zeitgemäß und modern, dennoch erkennt man klar die Handschrift des klassischen Line-ups. Die zweite Hälfte schwächelt dagegen stark und lässt nur noch hin und wieder aufhorchen. Dass sie es noch können, beweisen die ersten Tracks. Unter'm Strich bleibt also ein sehr geteiltes Album, welches für ASIA-Fans dennoch Pflicht ist, zumal die Scheibe endlich mal wieder ein geiles, ASIA-typisches Roger Dean-Cover spendiert bekommen hat. Freunde von gutem, melodischem AOR sollten auf jeden Fall ebenfalls ein Ohr riskieren. Ich habe mir die Scheibe jedenfalls ins Regal gestellt und bin gespannt, wie sich die Band in den nächsten Jahren entwickeln wird und welchen Stellenwert "XXX" damit im Laufe der Jahre bekommt.



http://www.bleeding4metal.de/index.php?show=review_de&id=4363

Punkte: 7 / 10


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