'Firn' leitet dann die zweite Hälfte des Erstlings ein und präsentiert sich vom Grundfeeling auch um einiges wärmer und nicht mehr so zerfahren. Das darauffolgende 'Reflektionen' ist sogar ein über zwölf Minuten langes Epos geworden, welches alle Stilelemente der Bielefelder vereint. Mit 'Nie Ist Alles Schon Gesagt' gibt es dann noch einen finalen Bonustrack, mit dem der Hörer dann auch wieder in die Nacht entlassen wird.
Doch was kann der Hörer denn nun konkret erwarten? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die bereits angesprochene Zerfahrenheit von "Sehnsuchts Wogen" überträgt sich leider auch ein wenig auf den Zuhörer. Besonders die Pianopassagen erscheinen bei mehrmaligem Hören als ein wenig zuviel des Guten und die cleanen Vocal-Passagen erscheinen mir immer wieder wie der verzweifelte Versuch, auch von den Gothic-Fans Wohlwollen einzustreichen. Ein gewisser Thilo Wolff oder auch GOETHE'S ERBEN dürften für die ein oder andere Idee Pate gestanden haben. Deren Kragenweite wird bedauerlicherweise nie erreicht. Die Black Metal-Screams wirken mir auch nicht zwingend genug. Die Intention dahinter mag eine durchaus Lobenswerte sein, aber es fehlt schlicht und ergreifend immer noch etwas an Power, um so richtig mitreißen zu können. Immer wieder finden sich wirklich tolle Passagen auf diesem Album, bei denen man die Augen schließen möchte, um in Gedanken in die eigene Vergangenheit zu reisen. Doch sehr schnell wird man wieder in die Gegenwart zurückgeholt ob der ernüchternden Mittelmäßigkeit.
Fazit: Für ein Debütalbum ist "Sehnsuchts Wogen" durchaus als passabel anzusehen, für ein wirkliches Herauszerren der eigenen Gefühle an die Oberfläche bedarf es dann aber doch ein wenig mehr, als TRÄUMEN VON AURORA hier zu geben imstande sind.
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Punkte: 6 / 10