Megadeth Cryptic Writings (1997) - ein Review von Monolith

Megadeth: Cryptic Writings - Cover
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7.81
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal, Speed Metal, Thrash Metal


Monolith
27.04.2015 23:41

Hab ich gerade wirklich dieses Album mit 9 Punkten bewertet? Darauf könnt ihr euren Allerwertesten verwetten! Und wenn Ihr euch das Album angehört habt, werdet Ihr mir zustimmen... Natürlich nur, sobald Euch im klaren ist, dass "Cryptic Writings" keinesfalls ein Thrash Metal Album ist und demnach auch nicht an die so oft angepriesenen alten Zeiten erinnert. Stattdessen herrscht hier eine genüssliche Mischung aus Hard Rock und Heavy Metal.

Es ist wirklich ein Jammer, dass Dave neben Megadeth nicht einfach ein Soloprojekt (vielleicht wieder unter MD.45?) am Laufen hat, unter dem er seine ganzen non-Thrash Metalalben veröffentlicht, denn so würde er seinen Fans eine Menge Frust ersparen, die eigentlich noch heute nur sehnlichst darauf warten, wieder die altbekannte Kost vorgesetzt zu bekommen.

Doch jetzt kommen wir mal zum Album: Der Einsteiger "Trust" ist ein langsamer und melodischer Opener. Auf Setlists war dieses Stück nicht selten der Einsteiger, bevor es dann mit in der Regel "Wake up dead" weiterging. "Almost Honest" ist ein weiterer eher heller Rocktrack, bei dem, wie auch bei "Trust", sich besonders der Chorus im Ohr einnistet. Darauf folgt dann das grungige "Use the Man", der anfangs zwar durch Daves schiefen Gesang unharmonisch klingt, aber im Laufe der Zeit doch noch hörbar wird. Gegen Ende folgen dann unübliche Geigeneinsätze, bevor dann wieder durchgerockt wird.

Dann kommen wir schon zu den härter bestückten Tracks. Den ersten Schritt in die Richtung macht "Mastermind", der sehr nach 80er Hard Rock klingt, natürlich nicht ohne die typische Megadethnote, sprich Stakkatopassagen mit Daves mittlerweile rauhen Gesangsart und etwas, das leider nicht mehr so oft in den Liedern wiederzufinden ist: tonnenweise RIffs. Das Stück ist zwar nicht schnell, macht aber allemal Spaß und ist eine der Höhepunkte auf dem Album.
Dann wird nochmal richtig Dampf gemacht: "The Disintegrators" hat einen punkigen Einschlag und zeigt die Band in Hochform. Es ist einfach herrlich mitanzuhören, wie Dave gesanglich aus sich herausgeht und die Band scheinbar wirklich eine Menge Spaß am Spielen hat.

Auf "I'll get even" gehen Megadeth dann wieder vom Gaspedal runter. Das Stück ist eingängig und gemütlich. Es passiert nicht viel, doch als Blaupause eignet sich das Stück auf dem Album allemal.

"Sin" ist hingegen ein eher vertracktes Stück. Hier spielen sich Megadeth einfach mal um den Verstand. Vorhanden sind langsame Passagen, schnelle Passagen, massig Riffs, Soli und ein wütender Dave. Was will man mehr? Nur das abrupte Ende gefällt mir nicht so.

"Dann wird es nochmal episch: "A secret Place" baut sich langsam aus einem bedrohlichen Gitarrenintro auf. Der wimmernde Gesang bildet einen passenden Kontrast zu dem Gitarrenspiel. Die akkustischen Szenarien wechseln ständig und so hat man erst eine sehr ernste Stimmung, hinterher kommt der Chorus, der verglichen dazu erlösend wirkt. Das Solo ist hingegen eher schwach, doch das ist hier definitiv zu verkraften.

Dann wird wieder aufgedreht: Beim Anfang von "Have Cool, will travel" kam mir erst Guns'n'Roses in den Sinn. Der ruhige Chorus steht im kompletten Gegensatz zum fetzigen Rest.

Wer hätte das gedacht? Megadeth kommen auf diesem Album doch mal mit ein paar Thrash Metalattitüden: "She-Wolf" macht alles richtig, wenn man es auf das Gesamtbild des Albums bezieht: Die Riffs wechseln sich ab von einfachen rockigen, über härteren Passagen bis hin zu schnellen und knallenden Stakkatoriffs.

Je nach dem, welches Megadethalbum man zuerst gehört hat, kommt einem beim Anfang von "Vortex" vor allem ein anderes Stück von Megadeth in den Sinn. Die Rede ist hier von "Never Walk Alone... A call to Arms", das 10 Jahre später auf "United Abominations" veröffentlich wurde. Im Gesamtbild ist "Vortex" dennoch ganz anders, bis auf den Punkt, dass der Anfangsriff regelmäßig auf dem Stück wiederholt wird. Das war's aber auch schon bei dem Lied, sonst ist es eher nur ein Filler.

"FFF" (Abkürzung für "Fight for Freedom") ist der wohl unerwartetste Track auf diesem Album. Rein punkig prügeln Megadeth hier in den zweieinhalb Minuten auf ihre Instrumente ein, hauen währenddessen noch ein Solo rein und kicken den Hörer gleichzeitig damit aus dem Album.


Langweilig wird "Cryptic Writings" definitiv nicht. Und ehrlich gesagt bevorzuge ich diese lebhaft rockige Attitüde von Megadeth dem ganzen anderen langweiligen Alibithrash, den sie seit "Countdown to Extinction" auf die Hörer loslassen (falls das überhaupt mal in einem Album vorkommt). Und so hoffe ich, dass ich manch einem Megadethfan oder Gelegenheitshörer das Interesse geweckt habe, doch mal ein Ohr in dieses Album zu riskieren.

Punkte: 9 / 10


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