Adrenaline Mob Omertà (2012) - ein Review von Nasreddin

Adrenaline Mob: Omertà - Cover
1
1 Review
9
9 Ratings
8.17
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal


Nasreddin
02.04.2012 14:33

Im Metal-Universum tut sich wie immer viel. Großen Anteil haben so umtriebige Figuren wie Mike Portnoy (Ex-Dream Theater/Avenged Sevenfold, Transatlantic, Flying Colors). Der hat sich mal wieder ein paar befreundete Musiker geschnappt um sich auszutoben. Taufpaten sind dabei Symphony X-Röhre Russell Allen und der (noch) etwas unbekannte Gitarrist Mike Orlando. Ursprünglich wurde das Line-Up durch den früheren Stuck-Mojo-Klampfer Rich Ward sowie den Bassisten Paul Di Leo (u.a. Nena-Band, Fozzy) vervollständigt. Die beiden letztgenannten musste aber aus terminlichen Gründen ihren Rückzug verkünden, da die Band unbedingt ausgiebig touren will. Also blieb es bei einer Gitarre während sich John Moyer (Disturbed) den Bass umschnallt.

So viel zur Geschichte der neuesten Metal-Supergroup. Musikalisch zeigten sich etliche Dream Theater- und Symphony-X-Fans enttäuscht als klar wurde, dass es sich nicht um eines der zahlreichen Prog-Selbsthilfegrüppchen der Szene handeln wird. Wenn Russel Allan den Stil von Adrenaline Mob als „In Your Face Metal“ beschreibt, trifft es das auf den Punkt. “Omerta” hat nämlich richtig Eier.

Die beiden Eröffnungsnummern nehmen also Kurs auf modernen US-Metal, der schnörkellos und mit einer guten Portion Eingängigkeit gezockt wird. “Undaunted“ verleitet definitiv dazu, den Lautstärkeregler ganz aufzureissen und abzuhotten. Ins gleiche Horn stößt “Psychosane“, das vorher bereits als EP ausgekoppelt wurde. Auch wenn das ganze eher Riff- als Song-orientiert ist macht es ordentlich Spaß. Spätestens auf diesem Track gibt Mike Orlando seine Visitenkarte ab. Zusammen mit dem kraftvollen Gesang von Allen und der tighten Rhythmusgruppe macht das richtig Spaß. Genauso wie das folgende “Indifferent“, das mehr Songwriting-Potential zeigt ohne aber an Härte zu verlieren.

Ganz anders dagegen “All On The Line“. Akustische Gitarre samt fast dem schon melancholischem Russel Allan läuten das Stück ein. Ob gewollt oder nicht, hier klingen Avenged Sevenfold deutlich durch. Seien es teilweise die Harmonien oder aber der Aufbau insgesamt. Macht aber nichts, denn der letzte Output von A7X (mit Mike Portnoy an den Drums) war bärenstark! “Omerta“ ist also keinesfalls eindimensional wie man nach der EP befürchten konnte.

Wir wollen nicht sentimental werden, mit “Hit The Wall“ wird wieder die Groove-Keule ausgepackt. Auch am Mikro wird es wieder großartig. Wer Symphony X kennt, weiss um die variable Stimme des Fronters. Genau diese Stärke spielt er auch hier aus. Mal mit voller Inbrunst, dann wieder fast beschwörend. Russel Allan in bestechender Form. Zusammen mit den Griffbrett-Attacken von Mike Orlando und den zwischenzeitlichen Midtempo-Teilen eine der besten Tracks der LP.

Hatte ich gerade etwas von Groove-Keule gesagt? “Feelin‘ Me“ ist auch so eine. Hier fabrizieren Adrenaline Mob ihre eigenen, rotzigen Thrash und ich komme nicht um den Gedanken herum, dass Metallica diesen Song gerne auf “Death Magnetic“ gehabt hätten.

Und dann kommt tatsächlich noch ein dezenter Key-Teppich wenn die Jungs zu “Come Undone“ ansetzen. Und noch eine Überraschung: Lzzy Hale von Halestorm gibt sich als Gast am Mikro die Ehre und stimmt mit Russell Allan ein tolles Duett an. “Come Undone“ ist der einzige Song, der nicht aus der Feder des Power-Vierers stammt. Man staune, aber hier werden Duran Duran gecovert. Man würde es sicherlich auch ohne den Coversong überleben, aber ein Filler ist es nicht.

Der wohl modernste Song auf “Omerta“ ist das folgende “Believe Me“. Sehr eingängig und mit ordentlichem Radio-Play-Appeal auch nicht schlecht, aber von den Socken haut mich der Track nicht wirklich.

Doch zum Glück kommen ja noch drei Songs. Viel Energie wird auf “Down To The Floor“ versprüht. Russel Allan kann wieder zeigen, das für eine gewaltige Stimme er hat während der Rest der Band ebenfalls einen tollen Job macht. Und wer hätte gedacht, dass Mike Portnoy so viel Spaß an so „einfacher“ Musik haben würde. Gut zu Gesicht steht es im alle Male!

Akustisch geschrubbelte Gitarrenakkorde, Synthie-Streicher. Klingelt es? Ja, es gibt auch eine Ballade auf “Omerta“. “Angel Sky“ soll wohl dazu dienen, dass die Band sich bei Konzerten zwischendurch etwas erholen kann. Dennoch ist das Balladen-Prädikat kein Schwächeurteil. Denn die Nummer steigert sich im weiteren Verlauf und reisst den Hörer wirklich mit. Man sollte einfach nur bei den Lyrics im Refrain etwas weghören.

“Freight Train“ ist leider schon der letzte Track des Albums und wieder ein echter Kracher. Schlagzeug und Bass drücken ein mächtiges Fundament für Orlando und Allen. Auf guten vier Minuten darf sich noch einmal jeder austoben, bis sich Adrenaline Mob nach diesem Dampfhammer endgültig verabschieden.

Insgesamt legt die nächste All-Star-Truppe ein starkes Album vor, das in dieser Form kaum jemand erwartet hatte. Auch die ersten Live-Reviews bestätigen den Eindruck, dass hier ein Ensemble von Könnern am Werk ist, dass etlichen Jungspunden auch live das Publikum wegrocken würde. “Omerta“ wird ganz sicher noch oft im Laufwerk rotieren und macht Vorfreude auf die anstehenden Europa-Shows. 8 Punkte.

(8/10 Punkte)

geschrieben von mir und erschienen auf rockandrollcircus.de (http://www.rockandrollcircus.de/adrenaline-mob-omerta/032451)

Punkte: 8 / 10


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