Van Halen A Different Kind Of Truth (2012) - ein Review von Nasreddin

Van Halen: Different Kind Of Truth, A - Cover
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1 Review
19
19 Ratings
7.47
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Hardrock


Nasreddin
23.02.2012 11:40

Van Halen sind zurück. Nicht weniger als ein weiteres Meisterwerk im Geiste der ersten Platten hatten sich Fans erhofft. Und sie wurden nicht enttäuscht: A Different Kind Of Truth ist eine erneute Sternstunde der Altmeister um Eddie Van Halen, die nach fast 30 Jahren wieder ein Album mit David Lee Roth am Mikro aufgenommen haben. Den Platz von Michael Anthony hat Eddie‘s Sohn Wolfgang Van Halen eingenommen, Onkel Alex Van Halen prügelt weiterhin die Trommeln.

A Different Kind Of Truth beginnt mit zwei bärenstarken Nummern, die allerdings nicht aus den aktuellen Recording-Sessions stammen, sondern schon wesentlich früher entstanden sind. Das tut aber der Qualität keinen Abbruch: mit „Tattoo“ und „She‘s the Woman“ zeigen Van Halen der Szene, wo der hardrockende Hammer hängt. So einen Spaß beim Musikhören hatte ich seit der ersten Black Country Communion-Scheibe nicht mehr.

Zu den einzelnen Songs: Insbesondere „Tattoo“ ist ein Wink in bluesigere Gefilde, in denen es aber stets hardrockend bleibt. Ein wenig härter kommt „She‘s The Woman“ daher, auch hier sei vor akuter Ohrwurm-Gefahr gewarnt. Eddie tobt sich so richtig aus, ohne dass es endlose Griffbrettonanien gibt. So, liebe, Death- und Mathcore Freunde, zeigt man, dass man es als Gitarrist drauf hat!

Ein weiteres Highlight ist dann „China Town“: kurzes Tapping-Solo von Eddie und es geht voll auf die Zwölf. Die Rhythmusgruppe groovt wie Sau und David Lee Roth veredelt in Bestform.

Es gibt Songs, die sofort zünden und es gibt Songs, die wachsen müssen. „Blood And Fire“ musste wachsen, entpuppt sich aber als absolutes Kleinod, das einen in jedem Fall in seinen Bann zieht. Eine etwas ruhigere Nummer tut nach „China Town“ auch nicht weh.

Ganz anders geht es dann mit „Bullethead“ weiter. Hier gibt es wieder deftigen, treibenden Hard Rock wie er mitreissender nicht sein könnte. Ganz großes Kino! Wer dachte, beim „Bullethead“ hätten Van Halen schon alle Raketenstufen gezündet, wird mit „As Is“ eines besseren belehrt. Tolles Drumming, noch wildere Gitarren und ein absolut abgeklärter David Lee Roth. Spätestens jetzt möchte man mit dieser Nummer über eine Küstenstraße in den Sonnenuntergang brettern. Doch was passiert da in der Mitte des Songs – eine Country-Einlage? Ganz genau. Aber irgendwie passt es und macht noch mehr Bock auf den Song. Van Halen treiben einen hier bis zur Ekstase, dieser Song ist einfach nur geil!

Mit „Honeybabysweetiedoll“, „The Trouble With Never“ und „Outta Space“ folgen drei weitere Nummern, bei denen eigentlich nur schwer Hörgeschädigte und Schlager-Fans ruhig sitzen bleiben können. Wer hier nicht mindestens dezent mit dem Kopf nickt, muss eine schlechte Kindheit gehabt haben.

Darf sich ein Album von diesem Kaliber auch eine schwache Nummer leisten? Nun, was die Jungs sich bei „Stay Frosty“ gedacht haben, man weiss es nicht. Für meinen Geschmack eine zu deutliche Country-Schlagseite und obsoletes Akkustik-Intro.

„Big River“ ist dann aber wieder standesgemäße Feinkost samt Mitgröhl-Chorus, das ebenso wie das finale „Beats Workin’“ gut in den Ohren liegt aber den hohen Standard des Albums nicht ganz hält. Wohl bemerkt: wir meckern hier auf ganz hohem Niveau!

Als audiophiler Musik-Fan kann ich nicht auf ein paar Gedanken zur Produktion verzichten, denn in dieser Hinsicht tun sich Van Halen (wie viele andere Bands auch) keinen Gefallen. Beim ersten Hören auf dem Laptop klang das Schlagzeug gut, prägnant und war genau da, wo es sein sollte. Wenn man aber die CD in den Player schiebt, offenbart die heimische HiFi-Anlage dann einige Mankos. Vom tollen Schlagzeug-Sound sind noch Becken und Hi-Hat übrig geblieben, der Rest geht irgendwo im Mix unter. Dynamik? Leider Fehlanzeige. Gitarren vermatschen viel zu schnell und der Bass wummert undefiniert und verzerrt. Wer gute Musik auch in gutem Gewand hört, dem sei ein Besuch http://www.dr.loudness-war.info/details.php?id=16704 empfohlen. Dort gibt es mehr Details zur Dynamic Range von „A Different Kind Of Truth“.

Mein persönliches Fazit nach etlichen Durchläufen im CD-Player: Van Halen können es noch. Mehr als nur das: „A Different Kind Of Truth“ bringt Hard Rock absolut auf den Punkt. Kein Gitarrensolo ist zu lang oder zu viel, es scheint alles an der richtigen Stelle und das wichtigste: das Album macht Spaß. Auch die vier Musiker scheinen einen Riesenspaß beim Schreiben des Albums gehabt zu haben. Definitiv eines der essentiellen Alben in 2012. Für alle Freunde guter Rockmusik: klare Kaufempfehlung! „Nur“ 8,5 Punkte aufgrund der besprochenen Mängel bei der Produktion. Ansonsten ist das hier höchste Hard Rock-Kunst!

Highlights: Tattoo, She‘s The Woman, Chinatown, As Is, Blood And Fire


(8,5/10 Punkte)

geschrieben von mir und erschienen auf rockandrollcircus.de (http://www.rockandrollcircus.de/album-des-monats-van-halen-a-different-kind-of-truth/021780)

Punkte: 8.5 / 10


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