„Madcap“ wurde in nur wenigen Tagen eingespielt – man hört die Hast, etwa beim falschen Start von „If It`s You“. Tatsächlich wäre die LP ohne die Hilfe von Roger Waters und David Gilmour kaum fertig geworden. Barretts Gitarrenspiel ist zusammengeflickt, die Stimme oft ein unmelodisches Klagen. Während der Songs hört man das Rascheln der Notenblätter. Doch östlich angehauchte Melodien und exzentrischer englischer Pop inspirierte diverse Rockmystiker – etwa Julian Cope. Ein schwerwiegendes Produktionsproblem war Barrett selbst. Bei jedem neuen Aufnahmeversuch eines Tracks wurde dieser von Barrett anders eingespielt. Er konnte sich nicht an seine eigenen Vorgaben halten und spielte bei jedem neuen Versuch, ein anderes Tempo oder wechselte unverhofft die Tonhöhe; und dass sogar während der laufenden Aufnahme. Keiner der Anwesenden Musiker und Produzenten, konnten nachvollziehen worum es Syd eigentlich ging, so daß sich jeder „verarscht“ fühlte.
Natürlich gibt es auch geniale Momente. „Dark Globe“ fasziniert mit phantastischem Text und Akkorden im Walzertakt. Und auf „Late Night“, wo sanfte Perkussion Barretts Exzesse in Schach hält, brilliert eine wunderbare Slide-Gitarre – die mit einem Feuerzeug gespielt wird (Das Gitarrenspiel mit dem Rücken eines Feuerzeug, wendete Syd bereits bei Pink Floyd an). Dann gibt es eine unheimliche Sequenz poetischer Auszüge von James Joyce auf „Golden Hair“, und das spontan mitreißende „Here I Go“.
Depression, Schizophrenie und andere Formen mentaler Traumata werden oft mißverstanden und falsch diagnostiziert. Syd Barrett gab uns nur ein paar Stunden intensiver Kreativität, doch die Geschichte gewährt ihm die Befriedigung eines Mannes, der ein Zeichen hinterlassen hat.
Punkte: 8 / 10