Zugegeben: Die Musik ist nicht gänzlich uncharmant. Einfacher und schneller 80er Hardcore, wie er damals nur von wenigen deutschen Bands gespielt wurde, der aber inhaltich im Gegensatz zu H.O.A. oder Chaos Z zu starker Verunsicherung unter dem Großteil der Punk/HC-Szene geführt hat.
Die Texte geben immerwieder Aufschluß darüber, wo Sänger Deutscher W. seinen Hauptfeind ortet, und es drängt sich - vielleicht nicht ganz zu Unrecht - der Eindruck auf, dass durchaus vorhandenden Texte gegen Hitler/Arier/Nazis (z.B. in "Belsen war ein KZ", "Nie wieder") lediglich als eine Art Kompensation für die plumpe Ost-Phobie, die das Gesamtwerk von OHL begleitet, fungieren soll.
Das passt natürlich prächtig zur 80er-Jahre-Paranoia vor der Roten Gefahr und dürfte auch bei Burschenschaftlern und konservativen Stammtischkrakelern gut ankommen, weshalb sich OHL das Label "CDU-Punk" nicht ganz zu Unrecht verdient haben.
Selbstverständlich geht so auch "der 1. Schuß", in dem gleichnamigen Lied von den Russen aus, der den "Anfang der Gewalt" bedeutet. Und selbstverständlich entsenden dann auch ebendiese "1.000.000 Soldaten" gen Westen, während es die Amerikaner nur bei höflichen 100 gen Osten marschierenden Soldaten belassen. Da verwundert auch nicht die aus den Fingern gesogene Behauptung, dass "der Osten" in dem Lied "Warschauer Pakt", "schon jetzt die Waffen (hat), die die NATO nicht besitzt" und mit denen er, allen voran Russland, "uns verschlingt" und die "NATO regelrecht zerhackt", sollten "wir uns nicht ernsthaft wehren".
Aber OHL versuchen sich ohnehin einer auf Logik aufgebauten Analyse ihrer Textinhalte zu entziehen. So bleibt z.B. das Verhältnis zur eigenen Nation genauso widersprüchlich wie folgende Botschaft aus dem Lied "DDR": "Ich habe nichts gegen das Volk aber gegen den Staat, und darum musst Du verstehen, kann ich das Volk nicht ab." Nein! Das muss ich genauso wenig verstehen, wie die angeblichen Bedürfnisse des Volkes in "Alle Macht dem Volk", und das kann ich genauso wenig verstehen, wie die Intention der Texte "Freiheitskämpfer" und "Dein Kampf", welche, ob ironisch gemeint oder auch nicht, voller Widersprüche ist.
Dass in "Wir wollen Arbeit" die titelgebende Parole nicht durch die Zusätze "menschenwürdig" oder "fair bezahlt" ergänzt wird ist ein alter Trick der Politik, jedoch werde ich jetzt nicht anfangen Korinthen zu kacken, weshalb ich der Band in diesem Review auch nicht vorwerfen will, dass diese Scheibe auf Herbert Egoldts späteren Nazilabel Rock-O-Rama erschienen ist.
Das ist leider auch anderen passiert (s.o.). Aber es passt ins Bild.
Punkte: 5 / 10