Nun gut, diese von URGEHAL im Jahre 2005 veröffentlichte Scheibe beinhaltet einen meiner liebsten BlackMetal-Titel überhaupt: "Antireligiøs". Dieser kommt zuerst stürmisch galoppierend daher und schmettert dem Hörer gezügelten Hass entgegen. Langsam und fast unbemerkt wankt die Stimmung, man fixiert und bemerkt das dieses kleine Ungetüm zuerst in die Beine und dann die Hand beißen möchte. Dann dieser Break, zwei Töne, monoton, auf eine Attacke vorbereitend. Was darauf folgt ist keine kompositorische Glanztat, aber es genügt, um mich in einen wild um sich keifenden Sesselwerwolf zu verwandeln. Ein Moment in meinem Musikliebhaberleben, welchen ich immer versuche voll auszukosten. Vielleicht lege ich auch deswegen immer wieder dieses Album auf, weil ich mich auf diese Stelle freue. Ist wohl so etwas ähnliches wie Sex.
Der Weg bis zu jenem dritten Titel ist jedoch relativ kurz und ihn umkreisen ja auch andere, welche, wenn ich sie nun mal genauer anhöre, zu einer durchaus delikaten Beilage avancieren. Schon wie Goatcraft Torment eingeleitet wird, ist symptomatisch und läßt keine Fragen offen. Ein kurzes, karg gekeiftes "This is satanic Black Metal" und schon ist die Gewitterfront da und läßt dicktropfigen Regen ins Gesicht klatschen. Für viele ist solch reinigender Niederschlag unangenehm, aber nicht für alle.
Und schon wird mir klar, was es mit jenem scheinbar ferngesteuertem Auflegen dieses Machwerks auf sich hat. Goatcraft Torment ist nicht für den Verstand gedacht, sondern für diese andere Komponente, welcher man sich, gerade im alltäglichen Irrsinn, nicht immer bewußt ist. Man kann hier wohl von einer Art Besessenheit sprechen und eigentlich sollte mich das irgendwie nervös machen, denn obwohl ich Filme mit jener Thematik gesehen habe, halte ich sie für überzogen, womöglich um es dem blutgeilen Publikum schmackhafter zu machen und die Gottesfürchtigkeit und somit den Glauben zu stärken. Diese feine, subtilere Art scheint mir da möglicher und macht die Sache unbequem realistischer. Wahres Teufelswerk?
Die norwegische Formation ist mir damals auf einer CD des legendären ABLAZE aufgefallen. Wer diese Zeitschrift nicht kennt, da sie vor Jahren leider aufgehört hat zu existieren, dem sei gesagt, das dieses Printmedium dem Schwarzmetall gerechter wurde, als alle mir bekannten Foren und Fanseiten des heutigen Internets. Ich würde mal behaupten, das der Wegfall des ABLAZE der deutschen Szene richtig weh tat.
URGEHAL jedoch blieben bestehen und überzeugten mich mit jeder ihrer Veröffentlichungen. Alleine schon der Sound schien wie für mich gemacht. Zwar konnte ich selten einzelne Songs bestimmen, aber es war halt dieses Gesamte, dieser Hörrausch der mich an jener Band festhalten ließ. Lange Zeit war Through Thick Fog Till Death für mich ihr absolut geilstes Album, doch je öfter ich Goatcraft Torment lausche, umso mehr verschiebt sich das. Letzteres ähnelt halt mehr diesem eben genannten Gleichnis vom reinigenden Regen, während das 2003 erschienene und wie ich gerade auf Wiki lesen kann, 2010 indizierte [warum?] Through Thick Fog Till Death einem unangenehmen Hagelsturm gleich kommt. Aber man hat auch manchmal Bock auf Hagel ...
Punkte: 6 / 10