Der Beginn von "Auf dem Weg" hat durchaus Ohrwurm-Potenzial, wie ich finde, doch der erste Minuspunkt tritt dennoch bereits auf: Ein oder mehrere verstimmte Instrumente! Das geht, selbst bei einem Demo, leider überhaupt nicht. Es kann natürlich auch eine gewollte Atonalität dahinter liegen, aber auch das wäre missglückt. Leider muss dieser doch gelungene Song unter dem wackelnden Klanggerüst leiden, was ich sehr schade finde. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Burschen von "Wotans Wille" bei der Produktion etwas nachgelassen haben, wenn man die Zweit- mit der Erstauflage vergleicht. Die Kraft und der Druck, die ursprünglich hinter den Instrumenten standen, haben leider merkbar nachgelassen. Sollte es jedoch im Sinne der Gruppe gewesen sein, mit einem etwas "älteren" Klang aufzufahren, haben sie das wohl geschafft - doch eigentlich war ich vom Sound, den sie ursprünglich angestrebt haben, sehr angetan.
Obschon sich die Band durch den Zuwachs von "Panzer" einen fähigen Schlagzeuger an Board geholt haben, der genauso wie die anderen Mitglieder technisch gut eingespielt hat, mussten sie - vermutlich aus finanziellen Gründen - bei der Eigenproduktion dieses Tapes auf ein elektronisches Drum-Kit zurückgreifen. Diese Tatsache schmälert den Klang, obwohl der "menschliche Takt" beim Hören definitiv besser rüberkommt, leider noch zusätzlich. Soundtechnisch annähernd perfekt wäre es in meinen Augen geworden, hätte man die alten Gitarren- und Bassspuren belassen und ein echtes Schlagwerk dazugespielt. Doch gerade bei jungen Bands ist das mit den professionellen Aufnahmen oft finanziell nicht realisierbar. Weiters finde ich, dass die Vocals etwas dünn geraten sind, aber auch das liegt vermutlich an der Eigenproduktion. Krächzende Stimm-Parts wechseln sich über das komplette Werk mit Growls ab, wobei ich sagen muss, dass mich Zweiteres mehr überzeugen konnten, da es meines Erachtens besser in das ganze Konzept passt.
Die Musik von "Wotans Wille" präsentiert sich ehrlich und bodenständig. Sie bietet Pagan Black Metal im alten Stil, der weit entfernt ist von dem, was uns durch den vor einiger Zeit aufgekommenen Hype um dieses Genre dargeboten wurde. Auf jeden Fall mal wieder eine feine Abwechslung, die uns in die Anfangstage zurückführt und den vielen Mist, der derzeit in Form von Silberlingen kursiert, ein bisschen vergessen lässt. Die Lieder sind strukturiert, wirken nicht wie grob runtergeschrieben und wissen an einigen Stellen mitzureißen. Ein Song, der mir bis jetzt noch in den Ohren hängt, ist "Ewig Heiden", der auf dieser Neueinspielung des Demos übrigens noch ein lustiges Gimmik mit sich bringt. Der komplette Text ist nämlich in "Mundart" eingesungen, was es in dieser Form absolut nicht oft zu hören gibt. In jedem Fall eine interessante Abwechslung!
"Alte Wege, neue Wanderer" ist zwar nicht die Innovation schlechthin, aber mit Leidenschaft und Engagement geschrieben. Das Demo mag aus technischer Sicht nicht einwandfrei sein, bietet aber eine gute Grundlage, um darauf Pagan Black Metal aufzubauen, der richtig und ehrlich ist. Ich für meinen Teil bin gespannt darauf, was es in Zukunft noch so von "Wotans Wille" zu hören geben wird.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 6 / 10