Agrypnie F51.4 (2006) - ein Review von Amixor33

Agrypnie: F51.4 - Cover
2
2 Reviews
14
14 Ratings
8.68
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal


Amixor33
10.08.2013 23:53

Heuer steht einer meiner Lieblingsbands auf der Matte, welche bis dato meine meistgehörte Black Metal Band ist und sich mit Swallow the Sun Platz 1 der am häufigsten Live gesehenen Bands teilt. Zur Bandgeschichte sei nur so viel vorweg genommen, dass sie indirekt in die Fußstapfen von Nocte Obducta trat, welche ich damals schon gerne hörte. Mit der „Nachfolgeband“ Dinner auf Uranos konnte ich nie wirklich so viel anfangen, ganz anders war es da dann schon mit Agrypnie welche der Sänger Torsten im Alleingang auf die Beine stellte. Und darum soll es nun gehen…

Der Albumtitel harmoniert schon mal wunderbar mit der Bedeutung des Bandnamens, mal sehen was da das „Intro“ zu bieten hat. Dieses startet sehr sphärisch und windig-wispernd um dann in vertraut wirkenden Gitarrenmelodien aufzugehen. Hier ist der Einfluss von Nocte Obducta noch mehr als augen- bzw. ohrenscheinlich, die einsetzenden Drums wird der Experte sicherlich als von der Konserve ausmachen – mich stört dies aber nicht weiters zumal es im Verlauf noch durchaus seinen eigenen Reiz entwickelt. Das Stück nimmt kurz Fahrt auf, beruhigt sich und leitet nahtlos in Track 2 über. Noch nett… 6,5 Punkte

Da ich aber nicht auf nur „nett“ stehe, steigert sich folglich „Und Führet Mich Nicht In Versuchung“ und brettert gleich los. Lyrics sind hierbei sehr gut zu verstehen, das Lied ist zügig und geht trotz leicht progressiven Ausflügen dennoch sehr direkt nach vorne. Mit dem Rhythmuswechsel kurz vor Minute 2 wird es aber noch wesentlich interessanter und treibt den Hörer regelrecht vor sich her. Wirklich interessant gestaltet, vorwärts drängend und eindeutig stärkstes Wiedererkennungsmerkmal des Liedes. Dazwischen hämmern die Drums gnadenlos durch, die Gitarren erzeugen hierbei wechselnde Stimmungsbilder und werden mit latent epischen Anflügen von obig angesprochenem Rhythmus in die Stille hinaus eskortiert. Im Anbetracht der Tatsache, wie oft ich dieses Lied früher gehört hatte und welchen Sog es zu erzeugen wusste, runde ich – zwischen zwei Noten stehend wohlwollend auf glatte 8 Punkte auf.

„Auf Den Nackten Korridoren“ lässt sich wieder mehr Zeit und versprüht schon eine gewisse Kühle bevor Gesang und Drums einsetzen. Die melancholische Resignation wird überwiegend durch die als sehr schleppend empfundene Dynamik erzeugt und erstmals punktet der Drum-PC allein durch seine sterile Ausstrahlung. Das passt perfekt ins lyrische Konzept, als auch in die Umsetzung. Hier kann noch so oft progressiv umgeschwungen werden, es entsteht keine Wärme sondern nur maschinelle Kälte. Die Wechsel sind nett aber in meinen Augen nicht zwingend und etablieren für mich persönlich viel mehr nur die Stimmung um im Folgesong darauf aufbauen zu können. 7,5 Punkte

Dieser hört auf den Namen „Cogito Ergo Sum“ – ist zudem der längste Song des Albums und markiert für mich eine Art Kernstück. Die Gitarren benötigen hier nicht viele Riffs, erzeugen aber wieder einen sehr schleppenden und depressiven Sound. Der Doublebase unterlegt das ganze wunderbar dezent und passend, mehr betonend als bestimmend. Ungefähr in der Mitte des Songs nimmt der Song dann wieder Tempo auf um sich wunderbar wieder in verschiedenen Stimmungsbildern zu lösen. Klagend, verzweifelnd, einsam und ob der Situation dennoch hilflos wütend, erschöpft und matt. Dieses hoffnungslose Ringen wird wunderbar dadurch inszeniert, dass trotz vieler, vieler Ansätze und progressiver Elemente – jede Energie immer wieder zum Grundthema oder ähnlich klingender Spektren zurückkehrt, fällt und ebenso endet.
Verdient allein die Stimmung schon höchstes Lob, gewinnt die Inszenierung und Komposition enorm an Tiefe und Substanz – sicherlich keine überraschenden 10 Punkte!

Dass das „Kerkerseelenwanderung“ kaum noch toppen kann dürfte klar sein, daher wurde hier auch eine andere Idee verfolgt. Ist der Anfang noch ruhig und verspielt, irgendwo zwischen „Intro“ und etwas eigenem – so explodiert die Chose plötzlich nach fast 2 Minuten in einem extrem treibendem und eingängigem Rhythmus. Dieser Song geht volles Kommando nach vorne und streut fast schon beiläufig eine Gitarrenmelodie nach der anderen. Melodie ist hierbei natürlich immer schamlos untertrieben, Szenerie wäre das passende Wort. Leider verliert sich das Ganze ein klein wenig im Mittelteil, gewinnt aber am Ende wieder durch stärkerer Akzentuierung an Dynamik und Prägnanz. Des Eingangs prägender Rhythmus rundet gelungen ab. 8 Punkte

Ziellos verwirrt mutet „Spiegel?“ an. Ohne gewohntes Vorspiel hämmert der Wahnsinn drauf los, fängt sich aber kurzfristig in suggerierten Ruhepausen, welche de facto aber nichts wesentlich an der irren Geschwindigkeit der Drums ändern. Diese - Warnung laienhafte Mutmaßung – werden durch ächzende Synthie Klängen vertieft, die Basedrum hat bis dato aber längst wieder volle Fahrt aufgenommen. Gegen Ende hoppelt der Rhythmus noch ein wenig was hier vollkommen positiv gemeint ist, die Klänge verbinden sich und eindrucksvoll neigt sich das Lied dem Ende zu. 7,5 Punkte

Gewohnt kritisch geht es mit „Masken“ und ihrer Wahrnehmung weiter. Die Töne knallen flott aus den Boxen und auch hier zeichnet sich das Lied durch wechselnde Dynamik und fließende Stimmungswechsel aus. Mal beiläufig, mal oberflächlich angedeutet und dann wieder Räume öffnend und tief, sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund. Deutlich zu erkennen wenn sich das Schlagwerk leicht zurück nimmt, leiser wird und 7,5 Punkte
wieder auftaucht – aber auch sonst in den Zwischentönen erkennbar.

„Glas“ fühlt sich im Gegensatz irgendwie leicht dumpf an, steht damit stark im Kontrast zur lyrischen Aussage, welche mit ziemlich spitzen Schilderungen aufwartet. Fühlt sich nicht unbedingt kalt, aber leicht be- und/oder sogar richtig gefangen an. Was am Ende – „Jeder Halt nach dem du tastest. Schneidet tief in wunde Hände“ doch irgendwie wieder passt. Sagt mir persönlich aber nicht ganz so zu. 6,5 Punkte

Wer sich so viel Mühe mit den Texten gibt und soviel Aussage zu erzählen hat, kann sein letztes Lied getrost auch „Outro“ nennen. Und auch wenn hier nichts gesungen wird, erzählt es dennoch allein durch Klang und Stimmung sehr viel. Von Traurigkeit und Einsamkeit, von Monotonie, von Abschied, von Vergangenheit und Nostalgie, von Ferne und Distanz, von Kälte, von Leere und ganz wichtig von „spiel mich bitte noch mal von vorne ab“. Und wenn dass das Schlusslied schafft, dann ist das doch ziemlich gut. 8 Punkte


Cover:

Schlicht und einfach eine in Grautönen gehaltene, kalte und unattraktive U-Bahn Haltestelle. Nicht spektakulär, auch nicht wirklich besonders aber unglaublich effektiv und beschreibend. Das was man sieht und wie das Bild wirkt, genau das bekommt man auch geboten. Sehr treffend und damit auch vielsagend, perfekt gewähltes Motiv als auch Farbgebung und Lichteffekte. Sehr gute Wahl…

Und auch der Rest knüpft genau da an. Seien es Bilder von Hochhausfassaden, leeren Gängen, Brücken oder Tunneln – das Konzept ist von vorne bis hinten in sich geschlossen, die Farben gräulich bis hin zu leicht braun, die kompletten Lyrics auf der anderen Seite ohne weitere Details nüchtern und kahl präsentiert.

Die Aufmachung des Digipacks ist sinnvoll und gut gestaltet, hochwertig und Worte sind da praktisch überflüssig – es spricht für sich und ist perfekt auf das Album ausgerichtet. Musik Hören und gleichzeitiges Durchblättern macht Spaß, weil es eben aufeinander zugeschnitten ist. Selten solch stimmige Gestaltung gesehen welche mit Höchstnoten zu honorieren ist.

Fazit:

Abschließend ein wahrlich in sich geschlossenes Werk, welches zwar noch deutliches Steigerungspotential hat, aber schon sehr gut vorlegt. Im Unterschied zu Nocte Obducta um ein vielfaches direkter, keine ewig lang ausschweifenden Parts und wenn, dann selten ruhig sondern immer mit dem Fuß an der Schießbude. Viel eingängiger und lyrisch vollkommen überzeugend. Dennoch oder sogar und trotzdem enorm tief und variationsreich, innerhalb des Stücks wie auch über das Album verteilt. Und klar werden Geschwindigkeitsrekorde anderswo gebrochen und klar ist dies kein arttypischer Black Metal, sondern ein sehr moderner und melodischer, aber ein sehr interessanter und guter. Nicht bombastisch, nicht glatt geschliffen und auch nichtsymphonisch überladen, sondern ehrlich und direkter. Und mag die Produktion ob des künstlichen Schlagzeugs passagenweise kalt und steril klingen, worüber man sich sicherlich vorzüglich streiten kann. Selten hat es besser gepasst, musikalisch wie auch optisch – praktisch in allen Belangen…

Erschienen inkl. Details und Bildern auf: http://etalusicore.blogspot.de/2013/08/agrypnie-f514-2006.html

Punkte: 8.5 / 10


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