Bedingt. Aus rein musikalischer sicher Sicht nicht. Aber ein paar Gedanken können sicher nicht schaden. Eine Rezension soll dies definitiv nicht sein. Eher eine Art Warnung.
Für eine Rezension nämlich müsste ich die Stücke nochmals gewissenhaft hören. Und das, ich sag’s ganz klar, ist mir schlicht zu blöd: Verschwendung von kostbarer Zeit. Wozu gibt es die all die guten Alben?
Das Reinhören reichte mir, um zu behaupten, dass hier ziemlicher Müll dargeboten wird. Klingt elitär, aber hier geht es um untergrundverwurzelten Black Metal in reinster wie eben auch dilettantischer Form. Die Typen gebärden sich doch auch auf ihre Weise elitär.
Vom musikalischen Wert ist die Zusammenstellung „Desert Storm of Evil“ so wertvoll wie das erste Darkthrone-Demo „Land of Frost“. Auf Deutsch: Nicht im Geringsten, sein wir doch mal ehrlich. Und bevor jetzt jemand schreit: Dankeswerterweise zeigt die „Frostland Tapes“-Veröffentlichung, was mit Üben innerhalb eines Jahres alles möglich ist. Und bald darauf das Meisterwerk "Soulside Journey". Genau das gibt eine vage Hoffnung für die beteiligten Musiker (mit Ausnahme des Hauptakteurs hinter Rex Mortifier, der, so schreibt es der Infotext, verschwunden ist: „The best hypothesis is that the Libyan army killed him.“)
Das einzig Interessante ist damit genannt, nämlich dass sich hier Typen dem vertonten Hass hingeben, für die nicht nur ihr Black Metal Krieg ist, sondern in weiten Teilen vermutlich schon der bloße Alltag. Ganz unabhängig, davon, was derzeit in einigen dieser Länder passiert. Aber ich wage zu bezweifeln, dass sich unsere Wohlstands-Undergroundfanatiker in Europa vorstellen können, was es wohl bedeuten mag, in Libyen zu Gadhafi-Zeiten extremen Black Metal zu zelebrieren. Ich habe ehrlich gesagt auch keine Ahnung, und womöglich hatten es Rex Mortifier eben dort ja sogar leichter als Ekove Efrits im Iran oder Mephisophilus in Saudi-Arabien. Wird hierzulande noch Pay to play als ein schlimmes Übel erachtet, dürfte es in genannten Ländern schon anders ausschauen. In unseren Gefilden hält sich manch einer für einen Black Metal-Krieger, wenn er, ermutigt vom umgehängten nordischen Schmuck (EMP: „Ancient Thor Hammer“, 19,99 €, gibt 59 Points) über die Bierpreise schimpft. Hierzulande kann ja wirklich jeder seine Band sagen wir mal, Belphegor, nennen und dem Gottessohn samt irdischen Vertretern die Pest an den Hals wünschen.
Ach ja, die Texte. Sie sind die sattsam bekannte Mischung aus Zorn, Dummheit, Hass und Überlegenheitsgefühl. Und doch, es gibt schlechtere.
Warum aber wird von Hellchasm aus Ägypten nicht Mohammed oder zumindest der Islam verflucht? Nein, das Christentum muss als Ziel der Vernichtung herhalten. Da darf man sich doch zumindest wundern. Gab’s so vielleicht ne staatliche Förderung? Weiterhin fällt auf: Die Texte der bereits genannten Truppen in Iran (eher die depressive Schiene) fallen verhältnismäßig zahm aus. Mephisophilus wissen: „Pure demonic blessings as I kill in sword, all souls death colored the face of the moon“ Na, wenn das so ist. Am Pers. Golf ist das vielleicht schon das Höchste der Gefühle: Scharia, anyone? Was bei uns ne Nachfrage zum holprigen Englisch in der Fachpresse nach sich ziehen mag, kann dort wohl eher Folterknast bedeuten.
Dagegen hat man in Südafrika schon wieder andere Möglichkeiten, Erebus ist in seiner Band für die „Chainsaw in the Throat of Christ“ zuständig. Er dürfte wohl der Gitarrist sein… Man mag sich kaum vorstellen, der Kollege in Bahrain hätte es mit „Hammer in the Prophet’s Face“ versucht!
Das Artwork ist schlicht billiger Scheißdreck. Soll aber evil sein.
Ob der Sampler in den Heimatländern der Bands wohl erhältlich ist?
Erstaunlich, wie viel Gedanken man sich doch zu „Desert Storm of Evil“ machen kann. Aber mit u. a. „The Storm still rages inside“ von Orphaned Land im Hintergrund war’s doch recht angenehm.
Im engl. Terrorizer und im Rock Hard gab’s Szene-Reportagen über (extremen) Metal im Orient; müsste ich glatt mal wieder rauskramen. „Desert Storm of Evil“ braucht man sicher nicht zur musikalischen Untermalung dieser Lektüre. Da sollte man lieber nach anderen Bands Ausschau halten, und um zu den Ländern dieser Compilation zurückzukehren, würde ich die famosen Todesmetaller Scarab aus Ägypten oder Myrath aus Tunesien empfehlen. Wird spannend, was der arabische Frühling für den dortigen Metal bringt……
Fazit:
„Desert Storm of Evil“ möchte ich als ein Werk klassifizieren, dass man als musikgeschichtliches Dokument in der Sammlung stehen haben kann. Etwas in der Art hab ich mir beim Erwerb tatsächlich gedacht. So sollen die vergebenen Punkte auch nicht auf die dargebotene Musik bezogen werden. Was nun aber Leute sagen, die vom (weltweiten) Black Metal Underground mehr verstehen als ich, wäre sicher nicht uninteressant.
Punkte: 2.5 / 10