Doch tut man der Band aus dem mittleren England überhaupt einen Gefallen, wenn man mit dem Covermotiv aus der Thermophylen-Schlacht noch zusätzlich Erwartungen schürt? Schwierig; einerseits zeigt die Band mit Songs wie “Angel Of Death“ (auch schon von ROXXCALIBUR gecovert) sehr wohl kriegerische Härte. Anderseits, als Griechenland zur römischen Provinz degradiert wurde, ließ man einige der wenigen verbleibenden Spartaner mit ihrem nunmehr veralteten Lebensstil als eine Art Touristenattraktion übrig für reiche römische Schaulustige. Soweit ließen es die Jungs aus Nottinghamshire nicht kommen; anders als die Namensgeber wählte man 1990 nach vielen vergeblichen Versuchen den ehrenwerten Freitod und löste die Band ohne Comebackversuche oder dergleichen auf. Immerhin konnte man auf zwei Singles (Auflage je 1000 Stück) zurückblicken sowie einem Auftritt auf dem “Scene Of The Crime“-Sampler. Alle drei gehören längst zur Standard-Ausstattung für ernsthafte NWOBHM-Sammler, wobei es mir die zweite 7“ mit dem Poster-Sleeve besonders angetan hat.
Fünf Songs haben es also auf Vinyl geschafft, und die findet man gleich auf der A-Seite versammelt angetreten, um bodenständigen britischen Heavy Metal vorzuexerzieren. Die ersten beiden Tracks von 1980 gefallen vor allem durch die klassischen RAINBOW/DEEP PURPLE-Einflüsse, besonders bei den herrlich gespielten Soli. Dazu hat “Fighting To Be Free“ durch seine Warrior-Thematik allein schon gewonnen. Mit “Angel Of Death“ folgt die zweite Single aus dem Jahr danach und gleichzeitig der Hit der Band; bei dem Sahne-Refrain kein Wunder. Unbedingt kennen sollte man auch “Lords Of Time“ vom erwähnten (und recht teuren) Sampler, denn der unterschwellig aggressive Stil mit verspielten Gitarren kombiniert weiß zu begeistern. Als hätten DEEP PURPLE zu der Zeit ganz bewusst einen Heavy Metal-Song aufgenommen. Auf der B-Seite brachte man eine Radio-Session unter, 1982 mit neuem Sänger, aber alter Spielweise aufgenommen, ohne allerdings die ganz großen Highlights. Die erwarten einen aber auf der zweiten LP mit Demoaufnahmen, die wieder an den alten Großtaten anknüpfen. Wenn nicht mehr, denn “Crossfire“, das okkult-mystische “In League“ und “Welcome To My Nightmare“ sind Brecher vor dem Herrn und gehören in jede NWOBHM-Sammlung. Obwohl mittlerweile Gitarrist und Hauptsongwriter Tony Foster nicht mehr dabei war, sammelte man noch einmal alle Kräfte und stieg zu neuen Höhen auf. Das hatte schon was von spartanischer Tugend, keine Frage. Das letzte Lebenszeichen vernahm man 1990 mit einem letzten Demo. Unbeirrt aller Misserfolge und neuen Trends blieb man sich treu und trotz verdächtig glamiger Songtitel wie “Rich Bitch“ oder “Wild Touch“ sind gerade diese beiden Tracks gute Beispiele für rohen, dreckigen Heavy Metal ohne Schnörkel. Damit ging das Kapitel SPARTA endgültig zu Ende, kommerziellen Rock oder Balladen hätte man sich unter diesem Bandnamen eh nicht erlauben dürfen. Ach ja, eine Bonus-Single wird auch noch mitgeliefert (mit noch älteren Aufnahmen von 1979/80), nebst einem wie immer schön gemachtem Booklet. Besser kann man ein solches Paket nicht schnüren, und die 20€ für die reguläre schwarze Version sind ohne Frage bestens angelegt.
Schade, dass man nicht eine 300er-Auflage gemacht hat, eine für jeden gefallenen Spartiat der Thermophylen.
Sgt. Kuntz
Punkte: 8.5 / 10