Iced Earth Dystopia (2011) - ein Review von Monolith

Iced Earth: Dystopia - Cover
3
3 Reviews
58
58 Ratings
8.32
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal


Monolith
07.01.2012 15:59

Im Nachhinein muss ich sagen, dass Iced Earth auf diesem Album hier schon deutlich mehr hätten tun können. Bisher war Jon Schaffer der unangefochtene Mastermind, denn er hat in den letzten 20 Jahren bewiesen, dass er nicht nur ein unbegrenztes Repertoire an Ideen hat, sondern auch, dass er aus Jedem Sänger alles bis auf das Letzte rausholen konnte, ohne sich dabei zu sehr nach ihm zu richten. Man erinnere sich an die Anfangstage mit Gene Adam am Mikro, und die genialen Thrash-Attacken, die uns geboten wurden. Oder wie mit John Greelys eigentlich unmelodischer Stimme dennoch ein unvergessliches Epos auf Scheibe gepresst wurde. Auch mit Tim Owens wurden einzigartige Alben geschaffen, die ich mir heute noch anhöre. Denn Jon hat, im Gegensatz zu anderen Songwritern, ein Talent: Er schafft es die typischen Iced Earth-Elemente mit den Stärken des Sängers zu fusionieren und daraus ein wiedererkennbares eigenständiges Album zu kreieren. Leider wird uns ein solches Gemisch hier nicht geboten.

Ich war überglücklich, als ich den Anfangsriff mit Stus Shout hörte. Insgesamt fand ich das Album bei den ersten 5 Durchläufen ganz interessant. Vielleicht liegt es doch weniger an Jon, sondern an mir, dass ich dank diesem Album dann Interesse an Into Eternitys "Scattering of Ashes" und "The Incurable Tragedy" bekam, da ich doch mal wissen wollte, was Stu denn sonst noch so fabrizierte. Und das, was ich auf den beiden Alben gehört habe, war etwas ganz Anderes! Es scheint, als ob dieser Junge überhaupt keine Grenzen hätte! Von Deep-Growls, über Shouts, über Screams bis hin zu melodischem Gesang, einschließlich Falsettos, beherrscht Stu alles, und das fast makellos. Kurz darauf hörte ich mir wieder "Dystopia" an und war dann umso weniger begeistert.

Ein gravierendes Problem hier ist, dass seine Stimme auf einen kantigen Gesang beschränkt wird. Demnach wundert es mich nicht, dass viele meinen, dass Stu erschreckende Ähnlichkeiten mit Matt Barlow aufweist, was ich ehrlich gesagt auch auf der Vorabsingle "Dante's Inferno 2011" so empfand. Das Ergebnis davon ist, dass er sehr unmelodisch klingt, und das zudem kaum Freiraum für großartige Vocalfeste gibt.

Ob nun auf "Anthem", "End of Innocence" oder "Anguish of Youth", die Stimme klingt bei diesen Halbballaden so unharmonisch, dass dabei trotz der wundervollen Gitarrenarbeit kein Gänsehaut-Feeling aufkommen kann.

Auch auf den Brechern des Albums klingt Stu zu gepresst, als dass er irgendwie mit dem Härtegrad von dem Titeltrack, "V" oder "Boiling Point" mithalten kann. Dafür glänzt er dort mit seinen Screams umso mehr. Besonders auf Boiling Point hätte er seine meisterhaften Gesangskünste präsentieren und sich austoben können.

Neben den Stampfern und den Halbballaden gibt es noch ein Highlight: "Dark City" ist ein Gemisch aus Iced Earth typischem Power-Thrash und Progressive Elementen. Am Anfang gibt es einen kleinen Einsatz von Schaffer, den Rest übernimmt Stu.

Und dann präsentieren uns Iced Earth noch zwei Lückenfüller, die zu einem großen Klumpen addiert werden können: "Equilibrium" beginnt schön melodisch, und bietet auch ein paar nette rhythmische Stellen. Das Problem ist, dass sich das Lied zu sehr in die Länge zieht, da der Anfang und der Beginn der 2. Strophe, auf der man Stu in seinen höchsten Tönen zu hören bekommt, die einzig spannenden Stellen auf dem Track sind. Allerdings läuft hier Gefahr bereits kurz vor dem Beginn der 2. Strophe übermüdet von der Einfallslosigkeit zu sein, die hier herrscht. Der darauffolgende Track "Days of Rage" macht es nicht besser. Ein Mid-Tempo-Kriecher, der so gut wie überhaupt nichts bietet, außer vielleicht die Screams am Ende. Hier hätte man das Tempo ruhig erhöhen können, denn dann hätte man hiermit einen schönen Thrasher geschaffen.

Im Gegensatz zu dem Vorgänger gibt es auf diesem Album diesmal ein musikalisches wie lyrisches Happy-End: "Tragedy and Triumph" ist ein netter rockiger Song, der leider nicht als krönender Abschluss bezeichnet werden kann, aber gegen Ende noch einmal schön nach vorne galoppiert. Stus kantige Stimme passt hier ausnahmsweise in's Konzept. Tragedy and Triumph führt den Hörer dann mit einer guten Laune aus dem Album.

Auf der Limited Edition gibt es noch 2 weitere Lieder: "Iron Will" und "Soylent Green". Während Soylent Green außer ein paar netten Riffs wieder lediglich in's Ohr kriecht, sorgt Iron Will mit seinem rockigen Touch für etwas Abwechslung. Auf letzterem passt auch Stus eingeschränkter Gesang und ist somit eines der besseren Lieder auf dem Album, und das, obwohl es nicht einmal reinpasst.

Insgesamt bin ich wieder sehr zwiegespalten. Wie soll ich diese Platte nun bewerten? Auf der einen Seite haben wir eine dezente Mischung aus Thrash und Melodie auf dem Album, auf der anderen Seite ist das, was man hier als Thrash bezeichnen kann, nicht sonderlich herausragend, da es stark im Mid-Tempo-Bereich angesiedelt ist. Auch ist Stus monotoner Gesang sehr unspektakulär, da das Letzte, was ich von Iced Earth gewollt hätte, eine Matt Barlow-Imitation war, insbesondere, wenn dieser Schatten eigentlich so viel mehr zu bieten hat, als er hier zeigt.

Meine Punktzahl setzt sich somit wie folgt zusammen:

2 Punkte für das beste Intro seit 3 Alben, dem Titeltrack "Dystopia"
1 Punkt für "Boiling Point"
1 Punkt für "Dark City"
1,5 weitere Punkte für "Anthem" "End of Innocence" "Anguish of Youth"
1 Minuspunkt dafür, dass man Stus Stimmbänder in Ketten gelegt hat.

Macht dann 4,5 Punkte für die Standardversion.

Die Limited Edition erhält 1 weiteren Punkt für "Iron Will" und einen zusätzlichen Halben für "Soylent Green"

Woran kann es liegen, dass sich Stu als Wunderkind am Mikro nicht ausleben konnte? Die Gründe sind schnell zu finden: auf der "Festivals of the Wicked" DVD gab es ein Interview mit Jon Schaffer. Dort begründete er den Rausschmiss von Tim Owens und die Wiederaufnahme von Barlow mit den Worten "[...] it's business!". Als dann Stu Block offiziell als neuer Sänger von Iced Earth bekannt wurde, wurden viele Fans schnell laut und warnten Jon, dass sie bloß keinen Gutturalgesang auf dem neuen Album wollen. Dieser schien die Folgen des Albums "The Glorious Burden" von 2004 wohl noch in Erinnerung gehabt zu haben und wollte es nun nicht noch einmal riskieren, Fans zu verlieren. Und der sicherste Weg ist dann natürlich der, mit allen Mitteln den wohlbekannten und allseits beliebten Iced Earth-Stil beizubehalten.

Edit: Einen Punkt möchte ich gerne noch hinzufügen, den ich jetzt nicht vernünftig in mein vorangegangenes Geschreibsel einbinden kann. Und zwar muss ich noch was über die Lyrics loswerden: Etwa die Hälfte wurde von Stu Block und Jon Schaffer zusammen geschrieben und ich finde es immer wieder faszinierend! Vom Titeltrack über "Equilibrium" ( und "Soylent Green") bis hin zu "Tragedy and Triumph" haben sie so gut wie alle Themenbereiche abgedeckt und erzählen die Geschichte auf dem Album teilweise nicht nur präzise, sondern auch sehr emotional, weswegen ich mich nicht selten in die Stellen hineinversetzen kann. Technisch haben sie mich auf dem Album vielleicht nicht so überzeugt, aber lyrisch definitiv!

Punkte: 7 / 10


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