Iced Earth Dystopia (2011) - ein Review von Frozen-Steel

Iced Earth: Dystopia - Cover
3
3 Reviews
58
58 Ratings
8.32
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal


Frozen-Steel
31.10.2011 21:03

Seid ehrlich: Wie viele haben nach dem definitiven Abgang von Matt Barlow das Todesurteil von ICED EARTH bereits unterschrieben? Die Erfahrung zeigt es: Selbst ein Ausnahmeschreihals wie der Ripper konnte den charismatischen mid-range Sänger vergessen machen. Und nun solls wie aus dem Nichts Stu Block richten, ein progressiver Death Sänger. Kann das bei ICED EARTH gut gehen?

Man höre und staune: Ja, es klappt! Stu schafft einen tollen Spagat: In mittleren Tonlagen an Matt angelehnt aber aggressiver, in den Shouts den Ripper weit übertreffend – stilistisch eher richtung Rob Halford gehend – und immer wieder mit Hintergrundgrowls. Das macht die Songs ungemein abwechslungsreich.

Der Titeltrack „Dystopia“ beginnt mit einem anthemischen Intro, bevor nach gut einer Minute die Post abgeht. Auch hier muss ich mich sofort fragen: Was ist hier passiert? Zwar fehlen die charakteristischen Rhytmustriolen, die die alten Werke von ICED EARTH ausmachen, aber hier haben wir schnellen, thrash beeinflussten aber melodischen Power Metal. Überragend der Pre-Chorus in Doppelstimme: Hohe Schreie und finstere Growls bereiten die Bühne für das Untergangsszenario. Ein starker Opener, der alles von den beiden letzten Alben praktisch im vorbeigehen pulverisiert. Und: Mit einer Gesangsleistung die mich Augen und Ohren reiben liess und den Finger sofort zum „Repeat“ knopf schnellen liess.

Und der erste Eindruck soll nicht enttäuschen. „Anthem“ wird seinem Namen gerecht und wird nach langsamem, ruhigem Beginn zu einer echten Hymne. Den Song sehe ich bereits in der Live Setlist.

Das gilt auf alle Fälle auch für das nächste Highlight. „Boiling Point“ erhöht das Tempo drastisch und schlägt mit purer Riffgewalt und aggressivität auf den Höher ein. Der kochend heisse Chorus lässt den Titel erneut wahr werden. Die tolle Mischung aus extrem rauem Midrange-Gesang und kreischenden Shouts wirkt wunder. Und diese pure Urgewalt, wenn Stu zum Abschluss „Boi-Ling-Poiiiiiiiiint“ ins Mikro schreit – untrainierte Trommelfelle wird es im Gehörgang zerreissen. Brilliant, wo waren diese Songs in den letzten zehn Jahren?

„Anguish of Youth“ würde ich am ehesten beschreiben, indem ich den Song mit „Melancholy“ vergleichen würde. Stu kann auch ruhig und emotional. Man liest es leicht: Der Mann beeindruckt mich. Das gilt auch für Jon's Songwriting, das die akustischen Teile wirken hervorragend.

Weiter geht es mit einer weiteren Hymne. „V“... For Vendetta? In der Tat, der erste Gedanke der mir kam war auch die Inspiration für den Song. Und wie auch dem Film kann ich auch diesem harten, zum bangen anregenden Kracher nur die besten Kritiken schreiben.

„Dark City“ besticht mit toll aufgebauten Spannungsmomenten, der Einstieg wirkt erneut super nach. Und höre ich da Galopp-Triolen? Gefährdet sich Jon etwa, in alte Gewässer zurückzuschippern? Von mir gibts hierfür jedenfalls erneut Applaus.

Und die Triolen bleiben auch im melodiösen „Equilibrium“. Doch nicht falsch verstehen, die Melodien sind auf dem ganzen Album nicht etwa dafür da, fröhliche Atmosphäre zu gestalten, sondern sie zu verdüstern. Mission Erfüllt. Und wenn die Rhytmusgitarren so stark daherreiten und Stu weiterhin so aggressiv singt, bin ich zufrieden!

Und als hätten die letzten beiden Songs darauf aufgebaut: „Days of Rage“ toppt die angesprochenen Triolen erneut. Der Song hätte perfekt auf die „Stormrider“ gepasst! Leichte Growls und tiefer, extrem harter Gesang von Stu – der härteste Song der Scheibe, und einer der besten unter bisher ausnahmslos guten Songs. Leider viel zu kurz...

„End of Innocence“ ist wiederum der ruhigste Track. Emotional-tragisch erinnert mich der Song eher an eine Hardrock-Ballade ala GOTTHARD oder SHAKRA – was von mir sicher ein Kompliment ist. Allerdings passt es daher auch nicht wirklich in den Kontext des Albums passt... Leichte Punktabzüge deswegen.

Es folgen die Bonustracks „Soylent Green“ (Welches leider trotz starken Riffs bei mir einfach nicht zünden will) und „Iron Will“. Letzteres zeigt eindeutig den IRON MAIDEN Einfluss. Rockig und mit starken, melodischen Riffs hätte der Song deren letzten Album aber gut zu Gesicht gestanden. So steigt das Album in der Bonus-Edition nach kurzem Durchhänger wieder rapide auf, denn „Iron Will“ trifft genau den Nerv.

Den regulären Abschluss bietet nochmal ein Highlight, das auf „Dystopia“ das darstellt, was „Come what May“ auf der letzten war – ein Highlight und der perfekte Abschluss. Nur auf wesentlich höherem Noveau. Ein hymnischer Einstieg, fast identisch mit dem Opener. Auch Lyrisch wirken die beiden Songs verwandt, der Titeltrack zeigt den Untergang, „Tragedy and Triumph“ zeigt den Lichtschimmer am Horizont. Die positivere Stimmung passt hier. Würde Stu auch hier ab und an einen dieser Urschreie einwerfen wäre der Song wohl noch stärker geworden. Der Chorus hebt aber noch einmal ganz gewaltig ab. Simpel und in einer Art, wie ich den Song auf der „Dark Saga“ sehen würde. Genial. Naja, bis auf den Suffchor, knappe 30 Sekunden nach dem Ende des Songs. „I Don't think these Lads could take their ale...“

Nein, DAS hätte ich nicht erwartet. Nicht einmal ich, bekennender ICED EARTH Fan und sogar teilweise Verteidiger der letzten Scheibe, wenn auch nur dank einem wirklich guten Song. Aber was die Jungs hier von der Stange lassen kann sich mit den grossen Alben der Neunziger messen! Und das beste: Mit jedem Durchlauf scheint „Dystopia“ stärker zu werden. Nur ein kurzer Durchhänger, viele gute Songs und einige wahre Glanzpunkte, „Dystopia“ hat alles, was ein Album braucht, um zu einem echten Klassiker zu werden. Respekt!

Und sorry für den Roman - aber da musste einfach ein Track-Für-Track Review her, das füllt die Seiten .

Höhepunkte: „Dystopia“, „Boiling Point“, „V“, „Dark City“, „Days of Rage“, „Tragedy and Triumph“ **“Iron Will“ (Bonus)**

Punkte: 9.5 / 10


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