Straftanz Mainstream. Sellout. Overground (2011) - ein Review von DarkForrest

Straftanz: Mainstream. Sellout. Overground - Cover
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8.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic


DarkForrest
28.09.2016 18:43

Das Musikprojekt „Straftanz“ kennen die meisten wahrscheinlich durch ihre gut tanzbaren und leicht prolligen Hits „Straftanz“ und „Tanzt Kaputt, Was Euch Kaputt Macht!“. Wer sich mal etwas näher mit dem „Proletariat des Industrial“ (so die eigene Bezeichnung) beschäftigt, wird aber schnell merken, dass Straftanz ein musikalisch recht vielseitiges Projekt ist, dass sich ziemlich schwer irgendwo einordnen lässt. Nachdem 2006 und 2007 die oben genannten Songs und das zugehörige Album „Forward Ever“ einigermaßen erfolgreich waren, hat man von den Jungs eine Weile nichts mehr gehört, bis 2011 dann plötzlich mit „Mainstream! Sellout! Overground!“ dann doch noch ein zweites Album vor der Tür stand und neues Material bot.

Ich habe das Ganze ein wenig verpasst und mir „Mainstream! Sellout! Overground!“ erst dieses Jahr geholt und muss sagen, dass mir doch etwas entgangen ist. Um schonmal eins vorweg zu nehmen: Straftanz bleiben sich hier ihrem Konzept treu, klingen aber alles in allem etwas weniger roh und dafür etwas ausgereifter. Gleichzeitig ist das zweite Album nochmal ‚ne Nummer abwechslungsreicher und deckt Songs aus der gesamten Bandbreite der schwarzen Szene ab, was manchmal null zusammenpasst, aber am Ende für sich genommen für die eine oder andere geile Nummer sorgt.

Der Titeltrack „Mainstream! Sellout! Overground!“ ist eigentlich viel mehr ein Intro, dass einem völlig chaotisch alles Mögliche entgegenwirft und direkt für einen ziemlichen WTF-Moment sorgt. Passt ganz gut, wenn man bedenkt, wie heterogen es auf der Scheibe zugeht. Der erste „richtige“ Song „Turbo“ (im Album Cut) heizt das Album dann schonmal ganz gut mit einfachen aber effizienten Beats und simplen deutschen Texten an. Leider ist die Nummer für das was sie sein soll doch ein bisschen sperrig. Soll heißen: der Song hat auch seine Längen. Spaß macht er trotzdem und lädt zum Mitsingen bzw. Mitgröhlen ein.

Der absolute Party-Song dürfte dann aber eher „Die Neue F-Klasse (Ein Panzerlied)“ sein, bei dem es von den oben genannten Beats und provokanten deutschen Lyrics nochmal eine gute Extraportion gibt. Prollig: ja, aber auch ein absoluter Ohrwurm, tanzbar und bestimmt auch Live gut geeignet um gut Arsch zu treten.

Im völligen Kontrast dazu steht „Forward Ever“, mit dem Straftanz zeigen, dass sie auch gut die leisen Töne treffen können. Der Kontrast zu den ersten beiden Songs könnte kaum stärker sein. Plötzlich gibt es klassischen Darkwave, der auch noch erstaunlich anspruchsvoll und gut umgesetzt klingt ohne dabei zu kitschig zu werden. Klasse Atmosphäre, die hier rüberkommt. Daumen hoch!

„The Bass Below“ klingt wieder etwas kantiger und könnte so auch gut auf das Vorgängeralbum „Forward Ever“ passen. Auch ohne Mille Petrozza hat das Stück außerdem ein bisschen was von „Praise The Panic“, da auch hier wieder gekonnt Electro- und Metaleinflüsse kombiniert werden. Hat was...

„Biftek De Licorn“ wäre dann der erste Songs, der mir garnicht zusagt. Objektiv kann ich nicht mal so viel dagegen sagen. Eine ruhige Ballade mit female Vocals am Start hat auf jeden Fall Potential. Vielleicht sagt mir das ganze ja schon genretechnisch nicht zu, aber wo „Forward Ever“ viel Atmosphäre mit wenig Gruftiekitsch rübergebracht hat, erscheint es mir hier genau andersherum.

Bei „The Enchantement“ frage ich mich dagegen, wie erst gemeint das Ding sein soll. Normalerweise würde ich sagen, dass wir hier absolut durchschnittliches Futter für die Cyber-Goth-Szene haben, aber bei Straftanz erwarte ich doch eher, dass das ganze ironisch gemeint ist. So oder so: am Ende bleibt eine eher unscheinbare Nummer übrig, die im Hintergrund nicht wirklich nervt, die man aber schnell vergessen hat.

Der Song mit dem ominösen Titel „Für Die Kinder“ macht dagegen echt Laune und klingt nicht nur durch seinen Refrain, der wohl klar durch Fehlfarben inspiriert war nach NDW. Ich bin angenehm überrascht, wie gut Straftanz auch das drauf haben. Für mich ein absolutes Highlight.

„Monkey Do Monkey Say“ klingt wieder etwas simpler und spricht meine Rammstein- / NDH-Seite an. Wiede rein Song, den man nicht ganz so leicht aus dem Kopf bekommt, wenn man ihn ein paar mal gehört hat.

„Alle Reden Vom Wetter“ ist eine ziemlich lässige Nummer, die eher in den Strophen punkten kann, wobei der „Boom! Mord!“ Refrain nicht ganz mithalten kann. Vielleicht wäre mehr drin gewesen. Trotzdem durchaus besser, als nur ein Lückenfüller.

Bei „Du Stirbst Aus!“ dürfen dann nochmal Jinxy und Peter Spilles von Santa Hates You ran. Da ich das Projekt nicht unbedingt kenne, kann ich nicht unbedingt sagen, ob das gut oder schlecht ist. Das Ergebnis erinnert mich (ich weiß nicht warum) irgendwie an eine etwas langweiligere Version von Soko Friedhof. Hmm... auch kein Totalausfall aber zusammen mit „Biftek De Licorn“ und „The Enchantement“ einer von 3 Songs, die mich eher kalt lassen.

Sehr schön düster endet das Album dann mit „Weltzeitvernichter“ bei dem Starftanz nochmal zeigen, dass sie auf Seiten der Vocals einiges drauf haben.

Wie bewerte ich „Mainstream! Sellout! Overground!“ jetzt insgesamt? Ich mag’s! Der eine oder andere Song trifft nicht zu 100% meinen Geschmack, aber bei der musikalischen Bandbreite, die hier abgedeckt wird, kann sowas schonmal schnell passieren. Umso mehr beeindrucken mich Songs wie „Für Die Kinder“ oder „Forward Ever“. Auch die nicht ganz so spektakulären Songs sind nie wirklich schlecht, sodass ich mich die ganzen 55:25 Minuten gut unterhalten gefühlt habe. Obwohl es sich bei dem Album anbietet, die Songs eher für sich zu hören ist es außerdem doch eine ziemlich Interessante Erfahrung „Mainstream! Sellout! Overground!“ und sich Songs wie „Forward Ever“ direkt nach „Die Neue F-Klasse (Ein Panzerlied)“ zu geben. Straftanz haben hier gut an Tempo, Abwechslung und technischer Ausgereiftheit im Vergleich zum Vorgänger zugelegt und ich finde es schade, dass danach auch schon wieder Schluss war.

Punkte: 8 / 10


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