"Chemical Cancer", so nennen sich fünf junge Herren aus dem oberösterreichischen Braunau, welche im Jahre 2011, nach einigen Besetzungswechseln, endlich ihr selbstbetiteltes Debütalbum in Eigenregie veröffentlichen konnten.
Stilistisch sind die Jungs nicht leicht in eine Schublade einzuordnen. Sowohl gesanglich, als auch musikalisch befindet man sich irgendwo zwischen Thrash Metal und (einem etwas geringeren Anteil) Metalcore, mit einer Prise Todesblei gewürzt. Neues bietet das Quintett dadurch sicher nicht, aber das ist wohl nicht das Ziel der erst 2009 gegründeten Band und soll nun auch keinen Minuspunkt darstellen.
Gut gefällt mir auf jeden Fall, dass man auf Abwechslungsreichtum gesetzt hat, wobei der Gesang und das Soundgewand der Songs hier etwas kontraproduktiv mitwirken. Aber dazu später mehr. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die zehn Stücke, leider nur mit einer Dauer von knapp 31 Minuten, Spaß machen und ein kräftiger Schlag in die Fresse sind.
Die Scheibe hat jedoch ein paar Schwachpunkte aufzuweisen. Diese sind der etwas monotone Schreigesang von Sänger Patrick Langgartner, an welchem ansonsten jedoch nichts auszusetzen ist, der auf jeden Fall ausbaufähige Klargesang von selbigem, aber auch die Doublebass-Künste von Drummer Niko. Ich kann jedoch behaupten, dass sich beides seit der Veröffentlichung gebessert hat, wobei das natürlich keinerlei Einfluss auf das Album hat.
Obwohl ich das Songwriting der Stücke einerseits bereits richtig gut finde, ist es andererseits auch noch ausbaufähig. Teilweise hat man gute Ansätze und Ideen, macht aber zu wenig damit. "Der Träumer" ist eine gute Nummer und könnte neben "Sade" oder "Der Totengräber" problemlos als Anspieltipp genannt werden, vor allem aufgrund des Refrains, ist aber mit etwas über zwei Minuten doch ziemlich kurz ausgefallen. Dies spiegelt sich natürlich auch auf die Gesamtlänge von nur einer halben Stunde wieder. Dadurch ist der ganze Spaß schnell wieder vorbei. Mein Tipp für Album Nummer zwei: Den Songs etwas mehr Zeit geben, sich zu entwickeln und reifen zu können, aber dennoch nicht künstlich und unnötig in die Länge ziehen.
Für den Sound der Scheibe war Lukas Haidinger von Deep Deep Pressure zuständig, wobei ich von ihm bereits bessere Produktionen, z.B. für das aktuelle "Dead Knowledge"-Album "Anchor And Chain", kenne. Für das Mastering zeichnete sich Martin Zeller zuständig. Schlecht ist der Klang des Rundlings dennoch nicht, hätte aber fetter und wuchtiger ausfallen können.
"Chemical Cancer" haben mit ihrem Debüt sicherlich kein Überalbum, aber immerhin eine solide Scheibe abgeliefert. Das Ganze ist sicherlich ausbaufähig, und da ich die Band erst kürzlich live gesehen habe, bin ich auch davon überzeugt, dass man von der Truppe sicher noch besseres hören wird. So freue ich mich dennoch auf einen Nachfolger von "Chemical Cancer".
Punkte: 6 / 10