Soweit also ein neues Werk ganz nach Powerwolf-Maß. Der Teufel jedoch sitzt wie so oft im Detail, und der spielt diesmal nicht mit. Wirkten gerade die ersten beiden Alben "Return In Bloodred" und "Lupus Dei" noch unglaublich energisch und unverbraucht, so blättert hier langsam aber sicher die Farbe ab. Powerwolf wiederholen die eigene Formel, ohne sie jedoch zu intensivieren. Fast jede Idee auf diesem Album war schonmal da - Als Beispiel sei der Anfang von "Murder At Midnight" genannt, den die Band dreisterweise beim eigenen Song "Saturday Satan" geklaut hat. Mit "All We Need Is Blood" befindet sich sogar (zumindest meiner Meinung nach) der erste Komplettausfall auf einem Powerwolf-Album. Dieses Leid... äääh Lied soll wohl den Versuch darstellen, eine Hymne zu schreiben, die man auch bei 5 Promille fehlerfrei mitbrüllen kann. Rausgekommen ist eine Nummer, die mich bereits beim ersten Durchhören dermaßen nervt dass sie bei jedem weiteren Durchgang konsequent übersprungen wird. Die Details, die ich an früheren Powerwolf-Alben so liebe (wie die kleinen Mitsingparts oder das gelegentliche "Haleluja") werden hier dermaßen überstrapaziert das man glauben möchte die Band hätte sonst nichts mehr zu bieten. Wo früher jeder Song einen eigenen Charakter besaß, zerläuft nun alles in der Masse namens "Powerwolf-Sound", ohne in irgendeiner Form Akzente setzen zu können - so kommt es dann auch, dass sich aus diesem Album keine eindeutigen Hits vom Schlage "Prayer In The Dark" herauskristallisieren. Einzig "Phantom Of The Funeral" lässt im Refrain mit interssanten Melodien aufhorchen, ist an sich jedoch auch keine Rettung mehr, was Kreativität angeht.
Im allgemeinen sind das alles nur kleine Säuretropfen auf einem heißen Stück Stahl. Wir reden hier von einem tollen Album was sicherlich noch lange Spaß machen wird. Aber es ist nunmal nicht mehr als ein lauer Aufguss von "Lupus Dei" und "Bible Of The Beast". Wer sich musikalisch dermaßen festfährt, der muss mit exquisitem Songwriting aufwarten, und das tun Powerwolf hier nur bedingt. Ein einziges Album dieser Art wird man Powerwolf (auch ob der hohen Qualität dieses Albums) gerne verzeihen, aber wenn die Band nocheinmal ein derartig stagnierendes Werk abliefert lösen sie ihre Fahrkarte von einer der zurecht hoffnungsvollsten deutschen Newcomerbands in das Möbiusband der ewigen Mittelklasse - und diese Band hat eindeutig mehr drauf.
Kurz und gut: Wer die letzten beiden Alben mochte, darf hier bedenkenlos zugreifen und mal richtig den Wolf rauslassen. Fans gut gemachten Heavy/Power Metals sollten in jedem Fall ein Ohr riskieren, sind meiner Meinung nach mit "Lupus Dei" oder "Bible Of The Beast" eindeutig besser bedient. Wer Powerwolf früher nicht mochte, kann "Blood Of The Saints" getrost im Regal verstauben lassen, keine signifikanten Veränderungen.
Ein Wort noch zur Limited Edition: Die kommt im schicken Digibook und hat als lecker Schmankerl eine Bonus-CD mit fünf Powerwolf-Songs ("Sanctified With Dynamite" und "Ira Sancti" vom neuen Album sowie die Klassiker "Raise Your First, Evangelist", "In Blood We Trust" und "Moscow After Dark"), eingespielt von einem klassischer Orchester. Auch wenn man das ursprüngliche Liedgut nur noch mit viel Mühe ausmachen kann, klingt das aussergewöhnlich gut und dürfte super taugen, um Oma Heide die Welt des Metals etwas schmackhafter zu machen!
Anspieltipps: "Sanctified With Dynamite", "We Drink Your Blood", "Son Of A Wolf", "Night Of The Werewolves"
Punkte: 7.5 / 10