Doch auf "Pfefferminz" nimm ich ihms ab, wenn er im Opener "zurück auf die Straße" will. Der Sound kommt schnörkellos, roh, Stones-mäßig: geiles Piano, fette Gitarren, Blues-Harp machen einen tollen Einstieg im Bereich von Rod Stewart's "Hot Legs".
Danach ein erster Text-Höhepunkt über das kleine Würstchen "Klaus": "Deine Eltern suchten dir Sabine aus, ihr Vater hat in Köln ein Haus". Genial!
Bei "Willi Wucher" wirds funky, ebenfalls ein spitzen Text: "Willi verkaufte Stadtrat Meier eine goldene Schweizer, die nicht geht".....
"Oh Margarete" aus der Sicht eines Zuhälters, da stehe ich allerdings gar nicht drauf :-(
"Alles in den Wind" ist eine akustische Ballade über Trinkerelend mit feinem Sax. Uptempo folgt beim Titelstück. Hat der Text einen Sinn? Bin jedenfalls noch nicht dahintergekommen.
Der nächste Höhepunkt "Dicke": Herrlich politisch unkorrekt, heute absolut nicht mehr möglich. Musikalisch besticht das Stück durch einen spannungsreichen, dynamischen Aufbau.
"Giselher", wieder eine akustische Ballade, packt mich nicht so, klingt mir etwas zu "schon 1000x gehört" und konventionell.
Schon aber der nächste Höhepunkt: "Grüß mir die Genossen", ein düsteres, rockiges Stück, welches das Denunziantentum im Zusammenhang mit dem "Deutschen Herbst" 1977 perfekt beschreibt: "Ein Nachbar rief uns an, Sie sind ein Sympathisant"
Als Abschluss der Klassiker "Johnny Walker", über den mal wohl keine Worte verlieren muss.
Meiner Meinung nach ist "Pfefferminz" das mit Abstand stärkste Westernhagen Album und ein absoluter Höhepunkt der deutschsprachigen Rockmusik!
Punkte: 9 / 10