Auch ich zählte mich im ersten Moment eher zu Enttäuschten. Aber wer die metallische Hall Of Fame mit einem Meisterwerk für die Ewigkeit wie 'Vast Oceans Lachrymose' (und nur das kann hier die Referenz sein) aus dem Stand von hinten aufrollt und dann ankündigt, noch einen draufzusetzen, muß mit sowas klarkommen...
Einige Durchläufe später bin ich der Überzeugung, insbesondere eine andere Song-Reihenfolge hätte dem Album recht gut getan. Zwar sind mit dem schnellen Opener 'Hour of Reprisal' die mit dem Vorgänger-Album etablierten Band-Trademarks zwar unmittelbar wiedererkennbar - dennoch wähnt man sich auf seltsame Weise mitten in einen Song geworfen, dem einiges an Einleitung fehlt.
Diesen Eindruck verstärkt das folgende, für WHILE HEAVEN WEPT-Verhältnisse sehr kurze, 'Destroyer of Solace' (wieder mit einem Hauch John Arch), so daß sich zuerst sogar der Eindruck einer gewissen Uninspiriertheit bei mir breit machte. Der relativierte sich mit fortdauerndem Hörgenuß zum Glück aber recht schnell wieder - beide Songs wachsen mit jedem Durchlauf und zählen mit Sicherheit zu den Highlights der Scheibe.
Beim folgenden 'Obsessions Now Effigies' ist dann aber spätestens alles wieder gut: schwerer Doom, majestätische Breitwand-Keys, toller Gesang: so soll es sein, das wäre mein Opener gewesen - am besten im Verbund mit den ersten beiden Tracks als 11-Minuten-Epos. Die Gemeinde hätte gejubelt!
Der nächste Knick folgt leider aber sogleich: 'Unplenitude' ist ohne Zweifel sehr schön, aber irgendwie brauche ich den Song bis heute nicht wirklich. Etwas, was von keinem einzigen Ton auf VOL behaupten konnte... Ungefähr dasselbe gilt für das ruhige 'To Grieve Forever': schön, aber wenig zwingend - wirkt ein wenig wie Ausschuß aus einer Aufnahme-Session.
Dann wird's aber endlich richtig großartig: 'Saturn and Sacrifice' kommt anfangs mit reichlich Doom-Schlagseite daher (Solitude Aeturnus kommen unmittelbar in den Sinn), nimmt dann richtig Fahrt auf und klingt mit einer erhabenen Melodie aus, veredelt von Rain Irvings schön US Metal-beeinflusstem Gesang. Der Song weiß auf Anhieb zu begeistern!
Zum Schluß gibt's dann noch das ganz große Gefühls-Kino: das überlange, herausragend gesungene und melodisch wunderschöne 'Finality' verströmt exakt die besondere Magie, die z. B. 'To Grieve Forever' größtenteils abgeht. Wer die Platte nach diesem Song vom Teller nimmt und immernoch Enttäuschung verspürt, der kann sich eigentlich auch begraben lassen
Als Fazit bleibt festzuhalten, daß WHILE HEAVEN WEPT das songwriterische Niveau und den Zauber von 'Vast Oceans Lachrymose' insgesamt zweifellos verfehlen, dennoch aber ein bärenstarkes Album abliefern, das keine große Konkurrenz zu fürchten braucht - schon allein, weil WHW in ihrem selbst geschaffenen Kosmos weit und breit keine haben. Ich würde jedem empfehlen, der Platte auf jeden Fall mal ein paar Durchläufe zu gönnen!
Punkte: 8.5 / 10