Fler Airmax Muzik 2 (2011) - ein Review von Monolith

Fler: Airmax Muzik 2 - Cover
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4.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rap / Hip Hop


Monolith
02.12.2011 23:05

Es wird wieder besser - nach dem Ausstieg aus Bushidos Label gründete Fler sein eigenes. Auf dem vom ihm nach dem Kollabo von ihm und Silla benannte Label Maskulin sollte mit ihm als Bandchef kreiert werden und eben all jene als Mitglieder beinhalten, die er früher unter Aggro Berlin nicht unterbringen konnte. Irgendwie kein Wunder, dass das erste Album - ein Mixtape - eine Veröffentlichung von ihm werden soll. Diesmal allerdings hat Fler deutlich weniger Unterstützung von Kollegen dieses Genres. Genauer gesagt kann er nur auf sein derzeitiges Labelmitglied Silla und den Rapper MoTrip zurückgreifen, die auch auf lediglich 3 Liedern vertreten sind.

In Sachen Musik geht es auf "Airmax Muzik 2" gediegener zu. Der weniger aufbrausende Stil wie zu Zeiten von "neue deutsche Welle" und "Trendsetter" lässt Fler weniger pubertär wirken. Auch die Beats sind gut gewählt, so gelangt die Mischung aus gelassenem Flow und futuristischem Beat des Intros "2011" gut in's Ohr. Auch das darauffolgende "neue Ära" mit einem ernsteren Beat kann überzeugen, die Texte sind vernünftig und wirklich geprotzt wird hier auch nicht.

Dass Fler die Musik und das Geschäft allerdings zu ernst nimmt, ist nicht wirklich ein Geheimnis mehr. Bereits in Interviews werden Verkaufszahlen schön geredet, auch wenn es um "Beef" zwischen ihm und anderen Rappern geht, scheint er nicht zu merken, dass seine Gegenüber sich nicht wirklich darum kümmern. Die machen einfach weiter, während er auf jahrealten Querelen herumkaut, natürlich ganz zugunsten und zum Vergnügen seiner "Gegner". Das zeigt auch das "Südberlin auf Bewährung". Auf einem Beat, der an dramatische Westernlieder erinnert, zeigt er natürlich mal wieder, woraus er gemacht ist, und wer ihm besser nicht über den Weg laufen soll. Auch hat er mit "Ich und keine Maske Flavour" Sido einen weiteren ganzen Track gewidmet, und das auf einen Vorfall, der bereits 2 Jahre her ist. Naja, ich genieße die Beats. Nächster!

Besser übernächster, denn mit "du wirst gebangt" kommt der erste Totalabsturz. Autotune kombiniert mit peinlichem Gangstergemucke. Kennen wir zu Genüge, brauchen wir nicht.

"Polosport Massenmort" scheint auf den ersten Blick in dieselbe Richtung zu gehen. Allerdings soll dieses Stück eine Hommage an das 2001 veröffentliche Stück "Cordonsport Massenmord" sein, das auf dem berühmt berüchtigten Kollaboalbum von Fler und Bushido erschienen ist. Mit diesem Stück hier wird sozusagen das 10-Jährige Jubiläum des Werks gefeiert. Nicht nur einer, gleich zwei Gäste kommen Fler auf diesem Album besuchen, die mal wieder Fler selbst technisch und textlich in den Schatten stellen, aber wen wundert's.

Das darauffolgende "Ghettoblaster" erzeugt eine wahre Old School Stimmung. Der Flow ist zwar wie immer nicht ausgereift, aber die Hook, generell das Thema um das wummige Gerät ist eine nette Idee und der Beat passt dazu.

Dass Fler immer noch an seiner alten Nebenfigur hält, deren Name eigentlich eine Beleidigung für den echten "Frank White" alias Notorious B.I.G. ist, wundert mich. Unter diesem Namen veröffentlicht er kaum Lieder mehr und auch sonst war das nur ein nettes Wortspiel zusammen mit Bushidos zweitem Pseudonym "Sonny Black", als diese beiden noch Kollabos veröffentlichten. "Gangster Frank White" ist ein dementsprechend ebenfalls zu vernachlässigendes Stück.

Die drei weiteren Lieder werden mit dem Titel des darauffolgenden Stücks perfekt zusammengefasst: "Kein Fan davon"!

"Du machst das ich atme", ein Titel, bei dem meine Finger ununterbrochen zucken, weil ich diesen lästigen Rechtschreibfehler korrigieren möchte, dieser aber leider wirklich so geschrieben wird, ist ein ganz schnulziges Liebeslied. Und hier bin ich wieder bei meinem anfänglichen Punkt: Fler nimmt das ganze Musikgeschäft viel zu ernst. Hätte er die Möglichkeit, er wäre Banker und könnte so ununterbrochen bei seiner Angebeteten bleiben. Die Autotunehook und die ganzen Liebesbekundungen gehen nämlich an seine einzig wahre Liebe, die er bisher immer in Interviews erwähnt hat: Geld. Ohne Witz, dieser Typ scheint so auf Kohle versessen zu sein, dass es beim Hören dieses Lieds ganz unangemessen wäre, reinzubrüllen "sucht euch ein Zimmer, ihr zwei!"

"Autopsie" hingegen ist schon etwas besser. Eine Tragödie, dass Fler mittlerweile Blokkmonsta und seiner Hirntot-Posse den Job wegschnappt, indem er ihn besser macht, als die Pioniere des deutschen Horrorkores selbst. Hier werden nämlich Rapper, mit denen er so seine Probleme hat, im wahrsten Sinne des Wortes zerlegt. Auch eine nette Auswegmöglichkeit, wenn man sprachlich nicht sehr gewandt ist.

Wer auf "echte Gangster tanzen nicht" und "Mama ist nicht stolz auf mich", zwei Lieder, die es schon zu dutzend gab und demnach mal wieder unnötig sind, keinen Bock hat, erhält hier nach langer langer Zeit wieder ein Lied mit dem ehemaligen Rapper, jetzt Sänger, Shizoe. "Bruder" ist ein gelungenes Stück, bei dem auch Fler überzeugen kann. Komisch, mit richtiger Unterstützung klappt irgendwie alles. Auch "Deutschland deine Stars" ist gut, besonders die passende Hook beschreibt sehr gut das "Promileben" in der deutschen Fernsehlandschaft, ist allerdings nicht ganz so authentisch, wenn man bedenkt, von wem die Zeilen sind.

Tja, was soll man sagen? Die Hälfte ist wirklich gut, die andere Hälfte wieder typischer Proletenschrott. Wären die Autotunes nicht, könnte man dieses Album Rapfans schon zumuten. Über weite Strecken könnte die sogar eines der ersten Alben sein, mit denen sich auch Flergegner wirklich anfreunden könnten. Für mich ist da allerdings zuviel Kindisches dabei.

Punkte: 5 / 10


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