Selbstbewußt outet sie sich als "Komplett out", steht mit dem Geständnis "I bin vü z'oft vü z'laut" zu ihren Schwächen, die im Grunde ihre Stärken sind, erzählt melancholisch über ihr "Potschertes Lebn", man darf mit ihr dahinschmelzen, wenn sie den Traummann mit "Kumm net her" auf Distanz hält - wer des Wienerischen nicht mächtig ist, wird es schwer haben so manchem Text zu folgen. Birgit Denk textet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, und das ist die Sprache der Leute auf der Straße. Aber genau das gibt ihr auch die Glaubwürdigkeit und Authentizität. Gänsehaut pur bei "Vaknoid", wenn das "gstandene Weibsbüd" konstantiert:"Meine Herrn, bin i vaknoid - un i hob g'hofft für des bin i scho z'oid ...". Aber es geht durchaus um mehr als nur die Gefühlswelt der Frontfrau: "Ka Ruah" ist, wie sie selbst in der Ansage erklärt, kein "Heppi-Peppi-Sonnenscheinlied", nein es nimmt das Tabu-Thema "Gewalt in der Ehe" auf's Korn, aber auch das "Wegsehen und weghören, bis es zu spät ist". Und mit "Wos sogst du dazua" ruft sie dazu auf, sich seine eigene Gedanken zu machen und sich sein Leben nicht von anderen diktieren zu lassen. Und so kommt dann auch sehr passend als Schlußlied mit "Nimma dabei" die selbstbewußte Absage an eine gemeinsame Zukunft, das Abschiedslied der selbstbestimmten Frau, die genau weiß was sie will:"Du bist in meim Lebn nimma dabei".
Denk ist laut, aufmüpfig, selbstbewußt, aber auch verletzlich, romantisch und gefühlvoll - was sie ganz sicher nie ist, ist das "blonde Hascherl". Nun werdet ihr fragen: Und die Musik?
Alex Horstmann, Baßmann und Leiter der musikalischen Denk-Fabrik, und seine Mitmusiker haben sich für die "ausgsteckten" Versionen der sonst mit rockenden E-Gitarren daherkommenden Stücke so einiges einfallen lassen. So wird das im Original eher nach Bad Company klingende "Laut" auf einmal zum Walzer mit Mandoline, Ziehharmonika und einer Sense als Percussion, und "Was i eh" wird per Ansage zum "Tanzkracher" erklärt und bekommt durch die Bouzouki von Thomas T.T. Tinhoff entsprechendes Sirtaki-Flair. Harald Wiesinger brilliert sowohl am Akkordeon, als auch als Gänsehaut-Erzeuger am E-Piano. Philipp "Disco" Mayer an den Drums überzeugt durch Vielseitigkeit und weiß im Zweifel auch einer Sense die richtige Rhythmik zu entlocken, und Ludwig Ebner zeigt sich fingerfertig bei diversen Soli auf der akustischen Gitarre. Das Ganze wird mit jeder Menge Spaß und Selbstironie präsentiert und die Frontfrau führt mit launigen Moderationen durch's Programm, die leider in der CD-Version viel zu oft der Schere zum Opfer gefallen sind, weil man mit nur einem Tonträger auskommen wollte.
Tja, leider ist die Scheibe nicht mehr in Produktion und nur noch mit viel Glück zu halbwegs vernünftigem Preis gebraucht zu bekommen - wer sich den Download kauft betrügt sich leider nicht nur um so manche launige Ansage, sondern auch um die Songs "Star", "Na des los net aus", "Redn & rean" und "Columbo".
Punkte: 10 / 10