Roxette Charm School (2011) - ein Review von chevellion

Roxette: Charm School - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
9.00
∅-Bew.
Aka: Charm School Revisited
Typ: Album
Genre(s): Pop


chevellion
23.06.2011 02:35

ROXETTE sind wieder da! Es grenzt ein Stück weit an ein Wunder, dass Per Gessle und seine Partnerin Marie Fredriksson überhaupt wieder ein Album an die Öffentlichkeit bringen konnten. Nach einer Hirntumordiagnose war die weibliche Hälfte des Duos für mehrere Jahre ausser Gefecht gesetzt, sowohl geistig als auch körperlich geschwächt. Dass es nun, 2011, wieder ein Album der Schweden gibt, ist somit allein unter der Berücksichtigung der Begleitumstände sicherlich bewundernswert.

Betrachtet man das Werk nun von der rein musikalischen Seite, so stellt man fest - mit "charm school" gelang Per und Marie das beste Album seit "crash! boom! bang!" von 1994. Die beiden dazwischenliegenden Alben ("have a nice day" und "room service") beinhalteten sicherlich auch die eine oder andere Popperle, jedoch wurde das Niveau der Megaseller "joyride" und "look sharp!" nicht erreicht. Das schafft das Duo auch mit der neuen Scheibe nicht ganz. Doch qualitativ legen ROXETTE deutlich zu gegenüber den letzten beiden Releases.

Während die Vorabsingle "she's got nothing on (but the radio)" recht elektronisch daherkommt und sich zum größten Singlehit des Duos seit "sleeping in my car" von 1994 gemausert hat (#10 in den deutschen Singlecharts), muß man sagen: Hierbei handelt es sich noch um einen der schwächeren Songs der CD. ROXETTE liefern genau das, was man seit Jahren von ihnen gewohnt ist: Gut produzierten Pop, fröhliche Ohrwürmer und stimmungsvolle Balladen. Die ausgewogene Mischung erinnert ein wenig an das übergroße "joyride"-Album, auch wenn die Qualität der Songs nicht ganz an das damalige Niveau heranreichen kann.
Der Starter "way out", der in Deutschland auch als zweite Single veröffentlicht wurde, ist ein stampfender Pop-Rocker, mitreißend und fröhlich. Auch das weitestgehend akustische "dream on" (keine Ähnlichkeiten zu den Songs von Aerosmith oder Depeche Mode) oder das fein komponierte "after all" bieten lupenreinen Pop im Stile von "the big L" und Konsorten. Die Midtemponummer "happy on the outside" verbirgt sich am Ende des Albums, gehört mit Marie's leidenschaftlichem Gesang aber sicherlich zu den Highlights der Platte.

Überhaupt kann die Leistung der Frontfrau nicht ausreichend gewürdigt werden: Sie singt ihre Parts so, wie sie eben nur Marie Fredriksson singen kann! Ihre markante Stimme als emotionaler Gegenpol zu Gitarrist Per Gessle ist seit jeher das Markenzeichen der Band. Und sie spielt ihre Stärken vor allem auf den zwei großen Balladen des Albums aus: Während "no one makes it on her own" eher in klassischer Instrumentierung daherkommt, mit stimmungsvoller Klavierbegleitung und leicht beatelesken Drums einfach auf den Punkt komponiert und dargeboten ist, bietet "speak to me" ein spannendes Wechselspiel zwischen den von Per gesungenen Strophen und dem Refrain von Marie. Hinzu kommt ein warm wummernder Sequencer, der die Nummer elektronisch anreichert. Nicht zu verkennen sind leichte "wish i could fly"-Referenzen im Refrain, die aber nicht unangenehm auffallen - es erzeugt eine gewisse Vertrautheit mit dem Song, der den geneigten Hörer unmittelbar packt!

Mit dem ruhigen, weitestgehend akustisch instrumentierten "i'm glad you called" und dem elektronischen, zarten "sitting on top of the world" als Abschluß finden sich zwei weitere feine Melodien aus Gessle's Feder auf dem Album, die für weiteren Abwechslungsreichtum sorgen.

In meinen Augen fällt aber leider "in my own way" aus dem rahmen. Diese Nummer geht eindeutig zu sehr in Richtung des 94er Hits "crash! boom! bang!" und weist zu wenig Eigenständigkeit auf. Auch "big black cadillac" hat mich persönlich nicht gepackt - er klingt etwas uninspiriert. Zwar werden hier wieder rockigere Töne angeschlagen, doch der Song wirkt auf mich zu erzwungen, er fließt nicht.

Alles in allem halten ROXETTE das Niveau auf diesem Album hoch und bieten ein abwechslungsreiches Hörvergnügen mit viel Kurzweil. Ein Album mit starken Songs, das man nach den beiden Vorgängern vielleicht in dieser Form gar nicht mehr erwartet hätte. Und so bleibt als Fazit, dass es nicht nur schön ist, dass Per und Marie überhaupt noch ein weiteres Album zustande gebracht haben, sondern dass ihnen dieses auch sehr gut gelungen ist! Meinen Respekt haben die beiden!

Anmerkung: Wer die Band mag, sollte sich unbedingt die Deluxe-Version des Albums zulegen. Es beinhaltet eine 12-Song-starke Bonus-CD mit Liveaufnahmen vom Dezember 2010 - eine gelungene Mischung aus Hits wie "listen to your heart", "the look" oder "joyride" kombiniert mit Albumtracks wie "7twenty7", "things will never be the same" und "perfect day". Der Sound ist top, Marie's Live-Fähigkeiten sind einfach nur grandios! Man hört der Band den Spaß am Spielen richtiggehend an!


TOP-SONGS:

- speak to me
- dream on
- way out
- happy on the outside
- no one makes it on her own
- only when i dream

Punkte: 8 / 10


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