Den Einstieg bietet eine flotte Nummer namens „Condemned To Fight“. Fängt an, als wolle es Melodic Speed der besseren Sorte werden. Hohe, melodische Geschwindigkeit bleibt auch das Markenzeichen dieses Stücks, jedoch will die laute, stumpfe Prügelei des Schlagzeuges nicht wirklich mit Harrys Stimme harmonieren.
Mit „The Setting Of The Sun“ folgt die erste Nummer, die genau das bietet, was man von der Band erwartet. Eine langsame, kraftvolle Nummer mit einem erhaben singenden Harry Conklin. Allein den Double Bass-Part im letzten Teil hätte man sich sparen können. Kein Übersong, aber ein Stück, wie man es wahllos auch auf ein irgendein Album seit „The Fourth Judgement“ hätte setzen können.
Waren die ersten beiden Stücke bereits ziemlich unterschiedlich, so geht es mit „Bringing The End“ abwechslungsreich weiter. Zwar bleibt man im langsamen Bereich, jedoch war es keine akustische Täuschung, gemeint zu Beginn eine im Stil der 90er groovende Gitarre vernommen zu haben. Nicht, dass die Nummer nicht auch mit traditionellen Elementen kräftig gewürzt wäre. Dank der modernen Einschübe klingt das für mich stellenweise aber zu sehr nach diesem 90er Metal, der sich unbedingt weiterentwickeln wollte oder so. Der ekelige Chorus und ein stellenweise fast schon nölender Tyrann runden das negative Gesamtbild ab.
Angenehmerweise geht es in Form von „Call To Arms“ mit rein traditioneller Kost weiter. Diesmal eher Mid Tempo und zumeist stampfend. Läuft gut rein, verlässt die sichere Linie aber nie.
„Cycles“ dagegen schon. Massiv und sofort hörbar, sobald Harrys von Effekten umschwirrter Gesang einsetzt. Schon wieder dieser Chorus. Und groovig isses irgendwie auch. Die Nummer klingt so übel, dass ich ein wahllos ausgesuchtes Stück von der „Dissident Allience“ vorziehen würde – ohne Scherz.
Im krassen Gegensatz zu dem vorrangegangenen Geschwurbel wird nun mit „Overlord“ wieder eine trad. Nummer gespielt. Starkes Teil, welches sich mittlerweile zu meinem Lieblingsstück auf diesem Album entwickelt hat. Und jetzt, wo mit Song No. 6 wieder ein PANZER-typisches Stück ertönt, drängt sich mir die Frage auf, ob das hier zum Muster wird, jeden zweiten Song derart zu gestalten. No. 8 wird’s zeigen.
Bis dahin wird mit einer rockigen, aber auch sehr Double Bass-lastigen Up Tempo-Nummer namens „Let It Out“ überbrückt.
Jo, No. 8 ist wieder typisch. Kommt anfangs sogar sehr stark, bis der Refrain einsetzt. Ausgelutschtestes „In Union We Stand“-Geseier, vorgetragen von einem redlich um Erhabenheit bemühten, mittelklassigen Chorus. Irgendwie traurig, dass die Band es nötig hat, solche Songs zu spielen. Aber gut, in sehr jungen Jahren fand ich diesem Brotherhood-Shice auch mal ganz toll...
Der bisherigen Logik folgend müsste „Burn“ jetzt wieder etwas aus der Reihe tanzen. Tut es auch. Erfreulicherweise aber auf erfolgversprechenderen Pfaden als das bei den bisherigen Versuchen der Fall war. Mir kommt es so vor, als mache Conklin hier einen auf Halford-zu-Painkiller-Zeiten, ohne natürlich derart schrill zu werden. Überwiegend gelungene Nummer mit schönen straight forward-Parts.
Abschließend wird mit „The Book Of Kells“ noch ein epischer Longtrack aufgeboten. Beginnt sehr stark und Harry fängt gerade an, den Gott raushängen zu lassen, doch die plötzlich einsetzenden Keys (oder was immer diese komischen Klänge erzeugt; hab’ schon gehört, es solle ein Cello sein...) bei 01:06 kommen a bissl cheesy und sie bieten auch im späteren Verlauf nicht immer Anlass zur Freude. Ansonsten hat das Stück aber auch sehr starke Momente.
Sieben lange Jahre sind seit dem letzten Album verstrichen und dass die Band nun mit einem mühsam erarbeiteten Referenzwerk auftrumpfen würde, hätte wohl selbst der kühnste Optimist nicht erwartet. Zumal auch der langjährige Gitarrist Chris Broderick nicht mehr zur Verfügung stand, hatte er die Band doch Richtung MEGADETH verlassen. Gut, Mark Briody ist zwar nach wie vor mit von der Partie, aber ganz subjektiv gefühlt stand der immer ein wenig im Schatten von Tafolla oder Broderick.
Echte Sorge wollte bei mir aber nicht aufkommen. War der Glaube daran, ein Top-Sänger wie Conklin würde es schon irgendwie rausreißen, sehr stark. Zudem war die Band doch seit der Rückkehr des Tyrannen ein beständiger Lieferant hochkarätigen Materials. Berechtigt schienen mir daher Hoffnungen auf ein Album, welches das Level des Vorgängers, der schon alles andere als den Höhepunkt der Reunion-Phase markiert, wenigstens in etwa hält. Dazu ist „The Scourge Of Light“ leider mitnichten in der Lage. Die Scheibe hat ihre stärksten Momente, wenn die Band in ihrem traditionellen Metier bleibt. Dort bewegt sie sich aber auch nur auf befestigten Wegen. Experimente mit modernen Elementen wirken zumeist unpassend oder schlagen gleich fehl. Ob überdies in wirklich jedem Stück zwanghaft Chöre eingebaut werden müssen, erscheint mir auch sehr fraglich. Das war auch schon auf der „Casting The Stones“ nicht so schön, jedoch wurde es dort dezenter angegangen und erreichte nicht bis selten den Nerv-Faktor, wie er sich auf dem aktuellen Output bietet.
Die im Zuge der letzten VÖs immer wieder erhobenen Vorwürfe, irgendwie progressiv drauf zu sein, sollte die Band mit ihrem aktuellen Opus auf weiten Strecken erfolgreich verhindern können.
Möglich, dass manch eine Newcomer-Band froh wäre, mit solch einem Werk debütieren zu können. Für JAG PANZER ist das aber viel zu wenig und im Bezug auf Conklin ist das schlicht die schwächste Scheibe, auf der er bisher gesungen hat. Da lässt sich die Band sieben (!) Jahre Zeit und heraus kommt so eine halbgare, lauwarme Suppe? Nee, danke! Was hier abgeliefert wird, ist des Panzers einfach nicht würdig.
© 2011, Iron Angel
Punkte: 6.5 / 10