Sodom In War And Pieces (2010) - ein Review von Monolith

Sodom: In War And Pieces - Cover
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47 Ratings
8.80
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Thrash Metal


Monolith
17.09.2015 15:39

Onkel Tom hat nun die Richtung gefunden, in die er hinsteuern will. War das vorherige Album noch eine ungenaue Mischung aus Black Metal Melodien und Thrash-Ansätzen, hat er mit Sodom sich nun doch wieder für die schnellere und rauhere Variante entschieden.

Das heißt aber nicht, dass er die Geschütze, die er auf "Sodom" ausgepackt hat, wieder eingefahren hat. Bereits der Opener zeigt die melodischen Kerbenschläge, mit denen Sodom immer wieder die Atmosphäre zum brennen bringen, abwechselnd zu schnellen und brutalen Riffattacken, die nicht selten akkustischen Kugelhageln ähneln. So implizit habe ich noch nie den Krieg vertont gehört! Man fühlt sich bei den Haubitzen-ähnlichen Drumschlägen und dem brutalen Rifffeuer, vermengt mit dramatisch-melodischer Gitarrenbegleitung. Dazu kommt, dass hier gleich zu Anfang ein gutes Solo ausgepackt wurde, das schnell, aber immerhin überwiegend tonal und vernehmbar ist.

Onkel Tom hingegen brüllt sich die Seele aus dem Leib, als wäre er selbst gerade mitten im Krieg. Der Titel sagt als Wortspiel auch alles aus, hier gibt es keine Balladen, oder andere sanftmütige Lieder, was man von Sodom aber generell nie gewohnt war, und auch denke ich mal nicht will. "In War and Pieces" bedeutet: ist das Material dir zu hart, bist du zu schwach.

Über die Art, wie bei Sodom seit "Code Red" Brutalität neu definiert wurde, könnte ich fast Bücher schreiben. Wikipedia bringt in der Einleitung den überaus knalligen Satz " Ihre sehr extreme Art zu spielen beeinflusst auch viele der heutigen Thrash-, Death- und Black-Metal-Bands.". Im Falle der Jahrtausendwende könnte man schon sagen, dass Sodom auf die Loudness War und den ganzen "lauter, härter, schneller, stärker"-Trend überwiegend verzichtet haben und eine alternative Richtung angegeben haben, wie man harten Metal heutzutage weiterhin praktizieren könnte, ohne sich lächerlich zu machen und sich Zungenbrecher-Subgenres ausdenken muss wie Slamming Guttural Death Metal, um zu zeigen, wie heftig man eigentlich drauf ist.
Manch ein Schubladendenker könnte jetzt sagen "das ist besonders harter Groove Metal". Nee, irgendwie nicht, dazu ist der Stil deutlich schneller und melodischer, dazu haben Sodom wieder mal einiges an Konsistenz und bringen ihre Lieder trotz repetitiver Passagen auf den Punkt. Destruction sind heute ja ähnlich besaitet, allerdings etwas schneller und weniger impressiv.

Melodisch und brutal gleichzeitig - ein Experiment, an dem Sodom ja auch schon auf ihrem Vorgänger gearbeitet haben, leider nicht die richtige Dosis dafür gefunden haben. Im Melodic Death Metal ist es ja eine Brise melodischer Riffs und viel Geknüppel, siehe Arch Enemy, Misery Speaks oder frühe In Flames. Sodom haben hier etwas rumgefeilt und haben sich auf eine separate Art der melodisch-harten Darbietung geeinigt. Gab's im Melodic Death Metal natürlich auch schon, "In War and Pieces" lässt den melodischen Parts allerdings durchgehend mehr Platz zum Atmen. So kann man auf "Hellfire" eine melodische, fast tanzbare Passage auffinden, die sich aber gleichzeitig perfekt in das Gesamtbild des Tracks eingliedert. "Through Toxic Veins" beginnt mit einer verstörend tragischen Melodie, eher sich in's Getümmel gestürzt wird und "Nothing Counts more than Blood" hat gleich einen überwiegend melodischen Mainriff, und weitere melodischere Passagen. Es ist wirklich erfreulich zu hören, wie Sodom nach der eher ernüchternden selbstbetitelten Scheibe sich erfolgreich neu ausrichten konnten. "God bless you" gehört aber nicht dazu. Die schönen balladesken Töne am Anfang verpuffen augenblicklich, eher wieder akkustischer Sodomie gefrönt wird.

Natürlich haben Sodom den Rammbock nicht ganz zu Hause gelassen, das darauffolgende "Storm Raging Up" und "Feigned Death Thrones" laden die Gewehre nochmal schön durch, ehe mit "Soul Contraband" das Armageddon sondergleichen eröffnet wird. Doch eines machen Sodom hier nicht: (mit Einbeziehung von "Epitome of Torture" würde ich sogar "nicht mehr" sagen) sie eskalieren nicht mehr auf raue Art und Weise, sondern lassen die eben erwähnten melodischen Elemente stets in ihre Lieder mit einfließen. Das Wort episch gemäß des Stils, den Sodom hier praktizieren, entsprechend angebracht.

Auf einen Track wie "Knarrenheinz" haben wir auch schon lange gewartet, endlich wird das Bandmaskottchen mal mit einem eigenen Lied gerühmt! Und Sodom mussten mit dem ersten Vers natürlich auf die alte DDR-Hymne anspielen. Witzig wird es diesmal allerdings nicht, denn Knarrenheinz entpuppt sich als die Zerstörungsmaschine schlechthin. Solche Massenvernichtungsmaskottchen hat ja jede Band, Iron Maidens Eddie ist ein unsterblicher Zombie, der selbst dem Teufel überlegen ist, Megadeths Vic Rattlehead ein mechanisiertes Skelett, das jeden Nuklearkrieg überdauert und Iced Earth haben sich gleich eine fiktionale Gottheit als Repräsentanten ihrer Musik zugelegt. Da fehlen jetzt noch eine Menge anderer Maskottchen, aber ich bewerte hier auch ein Sodom-Album und schreib keinen Artikel über Metalbands und Größenwahn.

Der Bass rumpelt, die Gitarre schneidet sich in den Gehörgang, die Drums schlagen ein. Auch die Produktion ist hochwertig und macht das Album für Extreme Metalfans zu einer wahren Orgie! Ich jedenfalls habe den Kauf von "in War and Pieces" nichts bereut. Es ist zwar nicht perfekt, aber zeigen Sodom in Höchstform, und kommt für mich direkt nach den anderen beiden Killern "Tapping the Vein" und "M-16".

Anspieltipps: die ersten gefühlt 20 Durchläufe eigentlich alle, aber die wohl mit Abstand epischsten Lieder sind hier wohl eindeutig "In War and Pieces", "Soul Contraband" und "Storm Raging up".

Die 2CD-Version kommt mit ein paar Ausschnitten aus der Wacken-Show 2007. Leider ist die Hälfte der Lieder, die Sodom dort gespielt haben, nicht vorhanden, dafür ist der Sound deutlich besser, als auf der Video-Aufnahme.

Punkte: 9 / 10


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