Linkin Park A Thousand Suns (2010) - ein Review von Dodo

Linkin Park: Thousand Suns, A - Cover
6
6 Reviews
33
33 Ratings
5.74
∅-Bew.
Aka: Thousand Suns+, A
Typ: Album
Genre(s): Metal: Nu Metal



29.08.2012 20:19

Das 2010er Album von Linkin Park scheint mächtig zu polarisieren. Und gerade weil vor nicht allzu langer Zeit ein neues Album von ihnen erschienen ist (Living Things), was mir überhaupt nicht zusagt, von vielen Stimmen aber auf die Weise gelobt wird, dass es endlich wieder in die richtige Richtung ginge und Linkin Park nach dem Vorgänger-Album ihren Stil gefunden hätten, ist es mir in den Sinn gekommen, das ich meine Meinung zum wohl ungewöhnlichsten Album Linkin Parks darlegen möchte.

Zuerst will ich kurz berichten, wie ich zu Linkin Park gekommen bin und wie ich seitdem zu ihnen stehe. Ich habe die Band 2003 entdeckt, sie haben mich zu harter Gitarrenmusik geführt. Die ersten beiden Alben habe ich eine Zeit lang abgöttisch geliebt. Danach ging es für mich musikalisch in andere Gefilde, weg vom Nu Metal, hin zu den verschiedensten anderen Metal und Rock Stilen, die ich nicht einzeln aufzählen möchte, darüber hinaus auch gerne mal Jazz, experimentelle Musik und alles, was sonst noch interessant, düster, atmosphärisch, progressiv - kurz gesagt, auf kreative Art spannend klingt.

Nun wieder zurück zu Linkin Park: Mit Minutes To Midnight ist mir klar geworden ist, dass ich Linkin Park nicht mehr mag, seit 2007 ließ ich sie nicht mehr in meinem Player rotieren. Als dann das damals neue A Thousand Suns rauskam, dachte ich mir, einen kurzen Lauscher in das Album schadet sicher nicht. Gesagt getan, ein paar Songs fanden den Weg in mein Ohr, aber ich war nicht sonderlich begeistert. Doch der Schein sollte trügen. Erst richtig beschäftigt habe ich mich mit dem Album, als ich einige extrem negative Reviews auf verschiedensten Websiten gelesen habe. Von 9 richtigen Songs war da die Rede, die restlichen 6 seien nur "Gerede" bzw. "Geplätscher". Das machte mich neugierig. In einem anderen Review war zu lesen, dass es sich um eine Art Konzeptalbum handle.

Beim Wort Konzeptalbum "klickte" es in meinem Kopf. Linkin Park goes sophisticated? In der Tat, das Album ist als Gesamtwerk zu betrachten, und genau das macht anscheinend vielen Fans Probleme. Das Album ist keine Ansammlung von Songs, sondern ein fortlaufendes Album, bei dem die Songs einzeln betrachtet kaum Sinn ergeben. Und dieses Gesamtwerk hat einiges zu bieten: es geht über balladeske Passagen hin zu vielen Elektroparts, Rap-Einlagen, vielen Interludes, die schon fast etwas vom Ambient-Genre haben.

Ein bisschen Chronologisch geordnet ergibt sich für mich folgendes Bild:
Los geht es mit dem Intro und dem darauffolgenden Interlude. Es wird eine traurige, nachdenkliche Stimmung erzeugt. Die Autotune Stimme ist nicht ganz mein Fall, aber heutzutage ein häufiges Stilmittel, deshalb prangere ich das nicht an.
Nach dem Interlude hört man den ersten konventionellen Song namens "Burning in the Skies", der mir ehrlich gesagt zu schmalzig und voraussehbar rüberkommt. Besonders gefallen hat mir der Anfang von "When They Come For Me", der mit tollen Rhythmen und groovenden Elektroelemtenen besticht, der Rest des Songs ist solider Rap mit einer guten Melodie des Refrains. Der darauffolgende Song "Robot Boy" weiß mit majestätischen Harmonien des Gesangs zu überzeugen. Der Song geht nahtlos in das nächste Interlude über, das durch eine Art Variation der Melodie des Vorgängersongs einen perfekten Übergang zum nächsten Song "Waiting For The End" bildet, ein Song, der mir wieder weniger gefällt, was wieder an der Radiotauglichkeit liegt. Der Gesang von Mike ist wenig kreativ, der Refrain mal wieder zu schmalzig. Dafür gefällt mir der nächste Song umso besser. "Blackout" beginnt mit einem elektonischen Summen und "Ethno-Drums". Bald gesellt sich eine Synthesizer Melodie dazu, bevor Chester mit dem kreativen Gesang, der zu Screaming übergeht, den Song zu einem echten Highlight werden lässt. Der Breakdown bzw. Drop (je nachdem in welcher Musiksparte man das einordnet) ist Geschmackssache, aber das Ende des Songs mit mehrstimmigem Gesang macht alles wieder gut. Rap gibt es im darauffolgenden Song "Wretches and Kings" zu hören, schöner Beat, noch dazu gefällt mir die Dissonanz der Gitarren am Ende des Loops. Der Refrain ist einfach gehalten, überzeugt aber dennoch. Das anschließende Interlude enthält eine Rede von Martin Luther King. "Iridescent" ist eine recht belangenlose Ballade, die zum Ende hin noch etwas rockig wird. Beim folgenden Interlude ist eine Autotune Stimme in Kombination mit normalem Gesang zu hören, und bildet einen guten Übergang zum vorletzten Song "The Catalyst", bei dem sehr gute Elektroparts mit eingängigen Textpassagen zusammengefügt wurden. Das Album wäre besser gewesen, wenn man den letzten Song weggelassen hätte, eine Ballade mit dem Namen "The Messenger", die nicht so recht ins Gesamtwerk passt, geschweige denn als Outro taugt. Als einzelner Song sicher gut, aber nicht auf diesem Album.

Rockig geht es auf dem Album fast nie zu, das wurde bei vielen Reviews als Kritikpunkt genannt, das stört mich ehrlich gesagt aber nicht, denn mit den "alten" Linkin Park habe ich sowieso abgeschlossen.
A Thousand Suns ist definitiv nicht perfekt. Es ist mehr eine Art Experiment, das noch nicht ausgereift ist. Es gibt Passagen, die würde ich gerne ändern, wenn ich es könnte, das sind zumeist die schlichtweg zu radiotauglichen Refrains, die schnell im Kopf bleiben, und das Gesamtwerk auf lange Sicht daran hindern ein Gesamtwerk zu bleiben. Gleichzeitig wirken manche Passagen etwas kitschig und zu arg aus der, für Linkin Park-Verhältnisse, beachtlichen atmosphärischen Tiefe gerissen. Das klingt jetzt vielleicht so, als ob das Album doch nicht als Gesamtwerk funktioniert, was natürlich nicht stimmt. Es gibt nur Alben, bei denen das deutlich besser funktioniert (diese Alben werden vermutlich kaum jemandem etwas sagen, da sie aus einer anderen Musikniesche stammen, aber ich nenne jetzt mal folgende: Porcupine Tree - The Incident, was vom Aufbau her vielleicht vergleichbar ist mit A Thousand Suns; The Devil's Blood - The Thousandfold Epicentre, welches den Spagat zwischen Eingängigkeit, Gesamtwerk und Atmosphäre perfektioniert).

Was bleibt also als Fazit zu sagen?
Ein durchaus interessantes Album, welches den Spagat zwischen radiotauglichen Songs und nahtlosem Gesamtwerk versucht. Das ist eine Kunst für sich, denn diese beiden Elemente sind nicht leicht auf einem Album zu vereinen. Linkin Park geben dabei eine recht gute, wenn auch bei weitem nicht perfekte Figur ab.
Für Fans von experimentierfreudigem Pop-Rock mit Elektro- und Rapeinflüssen durchaus interessant (ich denke jetzt spontan an Björk-Hörer/innen)
6,5/10

Punkte: 6.5 / 10


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