Für immer unvergessen bleibt der Effekt, den das Debüt-Album seinerzeit (1997) bei mir erzielte, als Ende der 90er nach Jahren der Dürre und Entbehrung die erlösenden Debüt-Werke von SACRED STEEL, DESTINY`S END, DARK AT DAWN, TWISTED TOWER DIRE oder eben jenes Fabelwerk von SKULLVIEW Schlag auf Schlag ihren Widerhall fanden in meinen heimischen Katakomben und nicht nur bei mir für ein wahres Powermetal-Revival sorgten. Heute, 13 Jahre später, sieht die Lage zwar grundsätzlich anders aus, da an Veröffentlichungen im traditionellen Sektor kein Mangel herrscht, aber andererseits die Qualität und Authentizität zu oft auf der Strecke bleibt und man sich fast schon wieder nach den vermeintlich mageren Neunzigerjahren zurücksehnt.
Dass die Band aus dem mittleren Westen der USA in dieser Hinsicht erneut für Abhilfe sorgen kann, macht bereits der Opener “Legions Of The Star Scroll” klar, der mit unbändiger Kraft aus den Boxen dringt und dank bewährter, typischer SKULLVIEW-Trademarks sofort den vollen Wohlfühl-Faktor ausspielt. Ruppige und hart galoppierende Rhythmen, teils lange und abwechslungsreiche Songs und obendrauf US-Metal-Sirene Quimby Jones, bei dem zartbesaitete Naturen in Deckung gehen sollten, wenn er seine Lungenflügel zum Beben bringt, klingt er doch mitunter wie ein böser Bruder von Tim Baker (CIRITH UNGOL). Auch “The Bruise“ überzeugt mit hohem Tempo, Aggressivität und sinnvoll eingebauten Breaks/Riffs und Tempowechsel. Der anschließende mächtige Titelsong ist dann erwartungsgemäß etwas getragener, hymnenartig und deutlich von MANOWAR inspiriert. Ansonsten geht es bei “Behind The Cell“ wieder mit Hochdruck weiter, was bis zum Schluss durchgehalten wird, ohne den hohen Energielevel jemals zu unterschreiten. Bei “Blind And Unconscious” wird gar ein Black Metal-artiger Riff meisterhaft mit eingebaut und von Double Bass-Attacken untermalt, ganz stark. Einen richtigen “Füller“ gibt es hier nicht, kein Song, bei dem man das Interesse oder den Faden verliert. Bleibt eigentlich nur die Frage, ob das Songmaterial wieder die Eingängigkeit der ersten Alben erreicht, und die muss man mit einem klaren “jein“ beantworten. Zwar gibt es wie gesagt keinen einzigen Aussetzer, aber an die phänomenale Hitdichte des Debüts kommt man dennoch nicht ganz heran. Dafür toppt man aber locker das Zweitwerk und ist auf Augenhöhe mit dem bärenstarken “Consequences Of Failure“, und das ist wirklich mehr, als selbst notorische Dauer-Optimisten erwarten konnten.
Die üblichen und gern genommenen Adjektive wie “Oldschool“ oder “Retro“ verbieten sich eigentlich. Die Band spielt genau das, was sie kann, nämlich archaischen, wilden Power Metal mit halsbrecherischen Rhythmen und kompromissloser Aggressivität. Das liegt ihnen im Blut und das spürt man zu jeder Sekunde. Metalkill The World mit SKULLVIEW!
Bewertung: 9/10
Sgt. Kuntz
Punkte: 9 / 10