Dornenreich In Luft Geritzt (2008) - ein Review von Linse

Dornenreich: In Luft Geritzt - Cover
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3 Reviews
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16 Ratings
8.97
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Folk Metal



13.02.2011 22:00

Als DORNENREICH im September 2006 neu formiert die Bühne der Prophecy-Konzertnacht betraten markierte dies eine Art Umbruch und den Beginn einer neuen Ära im Schaffen der Ausnahme-Formation. Nicht nur, dass Jochen "Eviga" Stock die hinterlassene Lücke von Valnes durch die Integration von Thomas "Inve" Riesner zu füllen vermochte, auf den Bühnenbrettern trat einem eine gestandene und offene Persönlichkeit entgegen, ein Charakter, der mit seiner erschaffenen Kunst gewachsen ist und seine Werke mit der DORNENREICH eigenen Inbrunst und Hingabe bedingungslos zelbrierte.
Seither sind zwei Jahre vergangen, es folgte mit der Veröffentlichung "Durch den Traum" die hypnotische Aufarbeitung der eigenen Black Metal Vergangenheit, welche ebenfalls wie deren Vorgänger "Hexenwind" noch aus den Sharketim-Sessions hervorgegangen war. Darüber hinaus spielten DORNENREICH in diesem Zeitraum so viele Live-Events wie wohl noch nie zuvor in ihrer bisherigen Karriere, sowohl im akustischen Gewand der Zweierformation, als auch, erweitert um die verschiedensten, illustren Musiker, auf dem Rock-Sektor.

"In Luft geritzt" setzt nun dort an, wo Eviga und Inve das aktuelle Kapitel DORNENREICH`s neu aufgeschlagen haben und präsentieren sich musikalisch so minimalistisch und geradezu nackt wie noch nie. Nur mit den Mitteln der akustischen Gitarre, der Geige und der unvergleichlichen Stimme Eviga´s unter Zuhilfenahme eines Schellenkranzes wurden die zehn Stücke erschaffen und live eingespielt. Flüsternd, Raunend, Schreiend, so interpretiert Eviga die emotionalen Ebenen, die jedem von uns inne wohnen. Inve verleiht den schlichten und aufwühlenden Gitarrenkompositionen, die sowohl den Geist von folkloristischer Musik als auch den rohen Charme des Black Metal´s atmen, mit den Melodien eines wahren Teufelsgeigers den nötigen Kontrast, der früher von Valnes´ klarem und betörenden Gesängen ausging.
Auch die dargebotenen lyrischen Versätze sind auf das Nötigste reduziert, sie reichen jedoch aus um die erneute Auseinandersetzung der Österreicher mit dem menschlichen Drang nach Freiheit, innerer Einheit und Weisheit kraftvoll und ungezwungen auszudrücken.

"Drang" und irdisches Streben verleiten zur inneren "Unruhe", die dem Handeln vorsteht. Die Handlung des Menschen erfolgt mit der "Jagd" nach dem Ungewissen, die er beschwingt im "Freitanz" beschließt. Doch das Streben der Seele verlangt nach mehr, sie irrt im irdischen Treiben orientierungslos umher, beginnt im "Sehnlauf" um sich selbst zu kreisen, immer auf der Suche nach etwas Höherem. Wäre da nicht der Verstand, der unüberbrückbare Grenzen zeichnet, der gleich einem, demonstrativ in den "Fels gehauenen Flügel", das Ende der menschlichen Vorstellungskraft manifestiert. Am "Meer", im Klang der wiegenden Wellen kommt das innere Selbst, ja die Seele zur Ruhe, das Herz kann sich öffnen, kann fühlen. Erst wenn das Herz bereit ist zu empfangen, dann kann es die Seele zum "Aufbruch" leiten, um dann "dem Wind geboren", die "Zauberzeichen" zu erkennen.

Hatte "Hexenwind" noch den Charakter einer einsam vollzogenen Meditation, so kommt einem bei "In Luft geritzt" unweigerlich ein schamanischer Trance-Tanz in den Sinn, der die Beteiligten mit jeder Schwingung mehr in seinen Bann zu ziehen vermag an dessen Ende man seinem reinen Ich gegenübertreten kann.

"Sich vom Hexenwind durch den Traum hinfort tragen lassen, um dann wie in Luft geritzt den Hauch des reinen, gegenwärtigen Seins zu atmen.", so ist man geneigt, die letzten Jahre der Entwicklung im Hause DORNENREICH in Worte zu kleiden. "In Luft Geritzt" unterstreicht dieses Empfinden deutlich und läd jeden ein, an diesem unglaublich intensiven und intimen Hörgenuss teil zu haben.

Punkte: 10 / 10


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