Eisregen Schlangensonne (2010) - ein Review von DarkForrest

Eisregen: Schlangensonne - Cover
4
4 Reviews
19
19 Ratings
8.32
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal


DarkForrest
10.10.2013 11:09

Als 2010 das achte Studioalbum des "Todes aus Thüringen" rauskam, sah ich der Veröffentlichung noch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits habe ich mich als Fan der Band sehr auf "Schlangensonne" gefreut, auf der anderen Seite war ich aber auch skeptisch nachdem weder "Blutbahnen" noch "Knochenkult" wirklich gut geworden sind. Dementsprechend waren meine Erwartungen eher auf dem Niveau "wenn es nicht schlechter als "Knochenkult" wird, bin ich schon zufrieden" angesetzt. So war ich am Ende dann umso positiver nach dem ersten Hördurchgang überrascht: Mit "Schlangensonne" haben Eisregen nämlich wirklich ein geiles Album abgeliefert.

Zum Cover und der äußeren Gestaltung kann ich mich kurz fassen: Jesus mit Brüsten stellt für mich jetzt nicht den Gipfel der Kreativität dar, sieht aber um längen besser aus als das potthässliche "Knochenkult" Cover. Das Booklet enthält mal wieder nur Auszüge aus den Lyrics, vermutlich um Ärger mit der BPjM aus dem Weg zu gehen, was bis heute ganz gut funktioniert hat, da das Album nach wie vor nicht indiziert ist.

Gleich zu beginn des Albums präsentieren Eisregen dann mit "N8verzehr" eine nette Horror-Version von Hänsel & Gretel, die durch ein passendes Intro aus irgendeinem Horror-Film (Name ist mir gerade entfallen) auch sehr schön eingeleitet wird. Trotz der bescheuerten Schreibweise und der Tatsache, dass der Song viel (von mir nicht so gemochten) cleanen Gesang enthällt, hat er mich von Anfang an überzeugt. Und bei einem Song der klar dem neuerem Stil der Band entsprich ist das schon eine Überraschung. Ich mag sogar die ruhige Passage in der zweiten Strophe. ansonster ist der Song aber ein echter Brecher und dank des Moshpit-tauglichen Refrains eine Klasse Live-Nummer, die auf keinem Konzert fehlen darf.
"Blute Aus" gibt sich dann zwar nicht ganz so abwechslungsreich, legt an Tempo aber noch einmal etwas nach. Ähnlich wie einige "Knochenkult"-Songs hat auch "Blute Aus" diesen Death-Metal Einschlag, der den Song auch ein wenig nach dem Sideproject Eisblut klingen lässt. Obwohl er von den Lyrics her etwas altbacken wirkt und außer dem überraschend rockigen Gitarrensolo nichts besonderes zu bieten hat, weiß der Song bei mir durch seine simple Härte zu gefallen.
"Auf Ewig Ostfront" ist dann schon wieder ein anderes Kaliber. Auch hier gibt's durchgehend gutturalen Gesang, diesmal jedoch mit klasse Tempowechseln (Refrain im Mid-Tempo, während des Tempo bei den Strophen richtig schön anzieht) und mal wieder sehr kreativem Keyboard Einsatz. Auch die Geschichte um den Leichensoldaten, der gezwungen ist in einem nie enden wollenden Krieg bis ans Ende aller Zeit zu fallen und wieder aufzuerstehen hat mir gefallen.
Ebenfalls in dem Bereich "durchgehend gutturaler Gesang" bewegt sich "Ernte den Untergang". Vielleicht liegt es am klassischen Weltuntergangsszenario oder von dem Hauch von Black Metal, den ich da raushöre, aber der Song erinnert vom Stil her ziemlich an alte Eisregen-Werke und ist auch nicht unbedingt der zugänglichste des Albums. Ich selbst musste ihn ein paar mal hören, um ihn wirklich zu schätzen zu wissen.

Mit "Zauberelefant" und "Kai aus der Kiste" kommen dann gleich zwei Songs, die schon vom Titel her sehr nach dem neuen Stil von Eisregen und damit auch nach dem bei mir nicht unbedingt beliebten "Schneuz den Kasper/Kuchenschwein etc. - Humor" klingen. Aber: obwohl beide Songs vom Stil her sehr nach ... sagen wir mal "modernen" Eisregen anhören, habe ich doch tatsächlich gefallen an beiden Songs gefunden. Zauberelefant ist mit knapp 7 Minuten der längste Song des Albums, wirkt aber trotz der Länge weder langweilig noch sperrig und sogar der Text rund um's Thema Feeding kommt nicht so albern daher, wie ich befürchtet hatte. "Kai aus der Kiste" bietet dann einen interessanten und neuen (leider etwas schwer zu beschreibenden) Gesangstil der Blutkehle. Abgerundet durch erstklassigen Keyboard-Einsatz inklusive des tollen Keyboard-Solos nach der zweiten Strophe ist das ganze Teil obendrein durchaus tanzbar.

Mit "Tod Senkt Sich Herab" haben wir wieder eine etwas härtere Nummer am Start. Nach dem Motto "Horrorszenarien, die so auch wirklich passiert sind" dreht sich der Song diesmal nicht um Serienkiller sondern um die Bombenangriffe auf Dresden um den zweiten Weltkrieg. Entsprechend blutig geht es dann auch im Text zu Sache. Musikalisch ist das Ding auch absolut in Ordnung, mischt harte Riffs mit ruhigen Passagen und klingt ebenfalls eher nach klassischen Eisregen Werken und nicht zu sehr nach der "Nach-Wundwasser-Ära".
Mit "Linkshänder" haben wir dann den obligatorischen Serienkiller-Song. Leider diesmal nicht so gut umgesetzt. Der Anfang ist zwar ziemlich stark, leider geht dem Song recht früh die Puste aus, der langsame Refrain sagt mir weniger zu, es gibt zu viele lahme Passagen und auch textlich kann das Teil leider nicht mit anderen Eisregen Songs zu dem Thema mithalten.
Der allerschlimmste Song des Albums kommt aber leider noch. Denn mit "das Allerschlimmste" haben wir dann auch den infantilen Grundschul-Humor Song, der leider seit Blutbahnen ebenfalls auf keinem Album fehlen darf. Ich gebe zu: das Teil ist so dämlich, dass ich beim ersten Hördurchgang zweimal schmunzeln musste, danach hatte sich der Song dann aber auch direkt abgenutzt und findet bei mir kaum noch Beachtung.
"Schlangensonne" sammelt bei mir dann zum Schluss noch ein paar Pluspunkte für das Album. Ähnlich wie andere Titeltracks (z.B. "Knochenkult" oder "Rostrot") Gibt sich "Schlangensonne" textlich eher abstrakt, geht aber sofort in's Ohr und setzt sich dort lange fest. Vor allem der mittlere Part bei dem sich growls und cleaner Gesang abwechseln zeigt, dass zweiterer eine sehr schöne Ergänzung zum zum gutturalemn gesang sein kann, wenn richtig eingesetzt.
Für alle Besitzer der Digipack oder A-5 Version des Albums gibt es als kleinen Bonus noch den Song "Brustfetichrist", der uns dann auch erklärt, warum Jesus auf dem Cover dieser Scheibe Brüste hat. Netter Rausschmeißer und gleichzeitig toller Opener für Konzerte.

Alles in allem ist "Schlangensonne" ein absolut gelungenes Album geworden. Gemessen an den eher nicht so hohen Erwartungen meinerseits gar eine meiner persönlichen Überraschungen des Jahres 2010. Eisregen besinnen sich hier wieder auf Alte Sträken ohne krampfhaft zu versuchen "Back to the Roots" zu gehen. Alle neuen Elemente wie cleaner Gesang, Betonung auf Keyboard, Death-Metal Anleihen etc. werden hier sehr sinnvoll eingesetzt und mit klassischen Eisregen-Stärken und saftigen Texten kombiniert. Ein sehr geiles Album, dem es auch an Abwechslung nicht fehlt. Lediglich 2 schwächere Songs ("Linkshänder" und "Das Allerschmilmmste") schmälern die Wertung etwas. Davon abgesehen ist "Schlangensonne" das beste Album, welches nach "Wundwasser" erschienen ist und sowohl für Eisregen-Anfänger als auch Fans zu empfehlen, da die Songs größtenteils zwar leicht zugänglich sind, aber auch nach 3 Jahren noch sehr viel Spaß machen.

Punkte: 9 / 10


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