Woran es jedoch objektiv wohl nichts auszusetzen geben dürfte sind Umfang und äußere Gestaltung. 2 CDs mit 21 Song und einer Gesamtlänge über 100 Minuten lassen in Sachen Quantität keine Wünsche offen und das Booklet, dass wie ein Gebetsbuch aufgemacht ist, ist ordentlich dick und beinhaltet alle Texte zu den verwendeten Songs – hübsch. Die Art der Remixe ist so unterschiedlich wie die beteiligten Künstler. Bei manchen wurde scheinbar nur minimal etwas am Synthesizer herum gedreht, andere dagegen wurden komplett neu eingespielt. Und auch bei den Remixern ist von Heimaterde über Mono Inc. bis hin zu Steinkind alles dabei, was man so erwarten würde. Erfreulicherweise wurden Songs von allen Megaherz Alben verwendet, wenn auch mit starkem Fokus auf „Heuchler“. Das ist zwar irgendwo verständlich, da „Heuchler“ damals das aktuelle und einzige Album mit Lex als Sänger war, aber gleichzeitig hatte das Album für mich persönlich nicht die Qualität, dass es sich von den Songs alleine her derart gut zum Remixen anbietet.
Der erste Song der ersten CD „Ebenbild“ im Krupps Remix war mir schon vorher als Beitrag von irgendeinem Sampler bekannt. Nicht unbedingt die allerbeste Wahl, da das eher einer der unspektakuläreren Remixe ist. Hier und da wurde der Song ein wenig elektronisch aufgepeppt aber alles in allem klingt er nicht viel anders als das Original. Andere Songs auf „Loblieder“ können da mehr, auch wenn der Remix als solcher nicht total schlecht klingt, nur eben nicht sehr beeindruckend.
„Mann von Welt“ im Captive Of Society Remix kann da schon mehr. An sich eh schon einer der besseren Songs auf „Heuchler“ bietet er sich ganz gut für Remixe an und hier wurde durchaus gute Arbeit geleistet. Obwohl der Song etwas minimalistischer als das Original daherkommt, bleiben die Grundstimmung und das tolle Gitarrenriff gut erhalten.
„Gott Sein“ im Remix von Suicide Commando basiert interessanterweise auf der 2004’er Version, was für mich cool ist, da ich diese mehr mag als das Original. Hier haben wir auch den ersten Remix, der den Song ordentlich auseinandernimmt und anders wieder zusammensetzt. Das Ergebnis wirkt fast mehr wie ein eigenständiger harter Elektro-Song, der mit allen möglichen Elementen von „Gott sein“ garniert ist. Nichts weltbewegendes, aber eine gute Ergänzung zum Original.
„Heuchler“ im Funker Vogt Remix ist dann wieder eher klassisch, orientiert sich am Original und macht dieses etwas härter und schneller. Vor allem gegen Ende nimmt der Remix Fahrt auf.
Heimaterde beschaffen uns dann im Anschluss eine „Miststück“ – Remix. Wem das Original zu träge ist, der bekommt hier eine tanzbare und clubtaugliche Version. Der Beat geht gut in’s Ohr und Extrapunkte gibt’s von mir für das Miststück-Lachen am Anfang.
„L´aventure“ im Rotersand Remix ist dann die etwas tranceigere Version vom Original. Nicht unbedingt mein Genre, aber ganz nett umgesetzt. Da ich „L’aventure“ nicht so mochte, gefällt mir der Remix sogar besser, alleine schon der Abwechslung halber.
Bei „Schau In Mein Herz“ im Heimaterde Remix ist es eher anders herum. Das Original hat mir gut gefallen. Hier fallen das tolle Gitarrenriff und alles andere, was den Song für mich im Original gut gemacht haben, flach und werden durch relativ monotones Techno-Geklimper ersetzt, sonst wurde nicht viel verändert.
Deutlich besser gefällt mir wiederrum Grendel’s Version von „Miststück“. Im Prinzip klingt das Ganze der Hemiterde Version garnicht so unähnlich. Miststück in elektronisch und tanzbar halt mit catchy Beats und etwas mehr Dynamik. Insgesamt etwas härter und auch leicht besser als die Heimaterde Version und eines meiner persönlichen Highlights auf „Loblieder“.
„Dein Herz Schlägt“ im Agonoize Remix kann sich auch hören lassen. Ich mag die Songs mit Mathias als Sänger eh ganz gerne und seine Stimme ist erstaunlich gut kompatibel mit der eher harten Art Songs zu remixen von Agonoize. Hätte mir fast noch mehr solche Remixe vom „5“‘er Album auf „Loblieder“ gewünscht.
Der Sara Noxx Remix von „Beiss Mich“ ist dann schließlich klarer Gruftie-Kitsch. Obwohl der Songs sicherlich dazu passt und man sich durchaus Mühe gegeben hat, kann ich damit so garnichts anfangen. Vor allem die weiblichen Vocals im Refrain irritieren mich eher. Außerdem kann einem der Song recht schnell (naja zumindest mir) einen lästigen Ohrwurm beschaffen.
Sehr nett ist aber dagegen der Covenant Remix von „Fauler Zauber“. Relativ vielseiter Remix, der sich stilistisch für mich schwer einordnen lässt. Interessant ist es aber allemal den Refrain ohne Lex zu hören. Wirklich toll ist auch das sehr lange Outro. Ein schöner Ausklang für die erste CD.
Überhaupt bin ich mit CD1 ganz zufrieden. Klar überzeugt mich nicht jeder Remix aber insgesamt ist genug gutes Material dabei um mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und die CD ist so eine runde Sache, dass man sie sogar erstaunlich gut um Stück hören kann, was bei Remix-Alben ja nicht immer der Fall ist. CD2 geht da in eine andere Richtung. Hier finden sich vor allem die Neuinterpretationen und Songs, die Stilistisch etwas weiter von den Originalen weggehen als ein paar tanzbare Club-Remixe. Das führt zusammen mit der etwas kleineren Songauswahl dazu, dass sie sich nicht so gut in einem Durchlauf hören lässt wie CD1.
Los geht es mit Mono Inc.‘s Version von „Herzblut“, welche komplett neu performt wurde und sich stark vom Original unterscheidet. Insgesamt schlägt sich die Band aber recht gut damit. Alles passt zusammen, nichts wirkt fremd oder künstlich und man merkt nicht, dass der Song eigentlich für eine andere Band geschrieben wurde.
Seelenzorn’s etwas härtere Version von „Teufel“ mag ich sogar ein wenig mehr als das Original. Das Intro klingt zwar nicht mehr so schön, ansonsten klingen die Vocals zwar am Anfang ungewohnt aber gleichzeitig kraftvoller und damit auch etwas emotionaler als bei Alexx.
Der zweite „Herzblut“ (diesmal von Apron) klingt dann ziemlich nach Nu-Metal/Hardcore ist aber erstaunlicherweise auch dafür ganz gut geeignet. Nicht 100% mein Genre aber solide umgesetzt würde ich sagen.
Jetzt beginnt der etwas ruhigere/kitschige Part der CD, angefangen mit dem Letzte Instanz Remix von „Alles Nur Lüge“, einem Song der sich in meinen Augen so garnicht zum Remixen anbietet. Viel wurde dann auch nicht dran verändert und jetzt klingt die Nummer wie eine noch etwas ödere Version eines eh schon nicht großartigen Songs.
Quntal haben sich dagegen an „Augenblick“ versucht. Der Song an sich gefällt mir zwar ziemlich gut, aber hier würde ich klar sagen, dass er gut so ist, wie er ist und man da auch nicht wirklich viel modifizieren kann. Von daher verstehe ich nicht ganz, warum man ihn unbedingt neuinterpretieren muss (auf dem aktuellen Album sind Megaherz auch daran gescheitert). Das Ergebnis ist zwar immernoch hörbar aber einfach nicht so gut und mit der selben Atmosphäre des Originals.
Bei den nächsten beiden Songs bin ich ganz froh, dass ich bei Musik-Sammler nicht absolut objektiv reviewen muss. Steinkind versuchen sich an „5. März“ und das gleich 2 mal. Streng genommen haben sie sich Mühe gegeben und dem recht kraftvollen Song des „Herzwerk II“ Albums ein komplett neues Gewand verliehen. Da ich diesen Harcore-Piano-Kitsch vor allem im NDH Bereich persönlich nicht ausstehen kann, kann ich auch diese 2 Neuinterpretationen nicht ausstehen. Aber auch mal ganz objektiv: Muss man von so etwas sagen wir mal ... „speziellen“ wirklich gleich 2 Songs hintereinander bringen, welche sich nur minimal unterscheiden. Da CD2 an dieser Stelle eh etwas langatmig wird stellt diese Passage beim Durchhören am Stück eine echte Geduldsprobe dar.
Der Christian Pommer Remix von „Das Tier“ macht es mir nicht gerade leichter, denn er ist vor allem eines: lang. Keine Ahnung, in welchem Electro-Sub-Genre wir uns hier bewegen. Es ist noch nicht einmal unbedingt schlecht, nur passt es für ich nicht so sehr zum Rest der CD (außer vielleicht ein bisschen zum „L´aventure“-Remix). Kann man sich vielleicht mal einzeln anhören.
Zum Abschluss gibt es 2 „Heuchler“ – Remixe. Einmal von Heimaterde, bei welchem der Remix sich stark am Original orientiert, außer dass der Song etwas elektronischer, härter und schneller daherkommt. Das hatten wir aber im Prinzip schon beim Funker Vogt Remix auf CD1 so dass sich dieser Remix da kaum abhebt.
Bei Steinkind war ich natürlich am Anfang skeptisch, weiß aber auch unter anderem von einem FGFC820-Remix, dass sie beim Remixen gute Arbeit leisten können. Und tatsächlich: während ich ihre Neuinterpretationen grässlich finde, holen sie hier alles aus dem Song raus.
Die Frage ist nur, ob man wirklich 3 Heuchler-Remixe braucht, die auch noch alle 3 in die gleiche Richtung gehen. Damit könnte man sogar locker eine ganze Single füllen. Die Steinkind-Version gefällt mir sogar tatsächlich am besten, was die anderen beiden dafür aber fast überflüssig macht.
Alles in allem finde ich „Loblieder“ aber gelungen. CD1 gefällt mir sogar richtig gut. CD2 schwächelt in meinen Augen etwas, hat aber auch das eine oder andere Highlight, so wie das ganze Album. Ein paar Stücke finde ich klasse, besser als die Originale sogar, andere sind sinnvolle Ergänzungen. Ausschussware ist aber auch dabei. Teilweise, weil nicht mein Geschmack (ist bei so einem Album aber wohl auch kaum zu vermeiden, dass irgendetwas den eigenen Geschmack weit verfehlt), teilweise aber auch weil einfach unspektakulär und irrelevant. Das, was „Loblieder“ vor hat, macht es aber ziemlich gut. Megaherz Fans, die Remixen nicht ganz abgeneigt sind, sollten auf jeden Fall ein paar Songs für sich finden – es ist ja genug dabei. Ansonsten mag ich es, dass man sich „Loblieder“ sogar als eigenständiges Werk am Stück geben kann (zumindest CD1). Zum aufmotzen der Megaherz Playlist taugt es eh allemal.
Punkte: 7.5 / 10