Adramelch Irae Melanox (1988) - ein Review von Lord

Adramelch: Irae Melanox - Cover
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1 Review
16
16 Ratings
9.44
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Epic Metal, Progressive Metal


Lord
05.05.2010 01:05

Das Negative vorweg: die Produktion dieses damals vollkommen unbekannten Meisterwerkes ist unterirdisch. Low-Budget-mässig. Die Gitarren klingen sound-technisch wie im Keller einer Schülerband mit einem Fisherprice-Tapedesk aufgenommen, das Schlagzeug wirkt saftlos und lasch. Die eingebauten Effekte wirken eben eingebaut; wie Fremdkörper.

Zudem finde ich persönlich die Stimme von Schallwerfer Vito Ballerio ein wenig dünn und streckenweise minim nervig. Technisch gesehen gibt es bessere Sänger - stellt man sich das vorliegende Werk mal mit Goeff Tate oder Michael Kiske, meinetwegen auch gerne mit Harry Conklin oder Rob Halford vor, hätte man das perfekte Power/Progressive Metal Album.

Adramelch kommen aus Italien und sind damit Vorläufer der Epic Metal Welle der 90er, die bands wie Rhapsody, die auf Adramelch, Warlord oder Helloween zurück griffen, hervor brachte.
Gegründet wurde der Italien-5er 1986, die vorliegende Platte ist das Debüt der Band - danach verschwanden sie in der Versenkung, wirbelten aber mit "Irae Melanox" in der Unterground-Szene reichlich Staub auf. Erst 2005 meldeten sie sich mit "Broken history" zurück.

Nun, wenn man mal die erwähnten negativen Aspekte ausser acht lässt, liegt einem ein göttliches Power/Epic Metal-Album vor, das in progressiv gestalteten Songs klar macht, dass aus Italien zu jener Zeit nicht nur "Schrott" kam; vorallem an der Gitarrenfront sind 2 Hexer der absoluten Spitzenklasse am Start; Gianlluca Corona (der auch das Cover gemalt hat - ein Genie) und Sandro Fremiot! Was die beiden hier zaubern ist beinahe unglaublich - brillante Riffs, wunderbare Harmonie-Soli und ausgeklügelte Solopassagen. Alles auf technisch versiertem Niveau, hochstehend, interessant, kurzweilig und dazu noch wundervoll in Sachen Schönheit, Charme und Ausstrahlung.
Allein die Gitarre nimmt mich jedesmal mit in andere Welten, dermassen perfekt ist sie gezockt. Ideenreich, voller Abwechslung und wunderschön. Pure Leidenschaft.
Dasselbe gilt für die abstrakte Struktur der Songs; nicht vorhersehbar, mysteriös, schräg und dennoch so schön wie der erste Sonnenaufgang nach einer langen Regenperiode. Gott im Himmel, wie ich diese Songs liebe - allein die Intrumentalparts erzählen ihre eigene Geschichte von Schmerz und Leiden (man höre das krasse Intro zu "Fearful visions" oder der Zwischenpart in "Decay" und "Irae melanox" ... dermassen schön)!

Was sind die Highlights? Ich kann es nicht sagen... ich kann es wirklich nicht sagen. Die Platte ist einfach nur perfekt, was das musikalische angeht. Sänger Ballerio ist zwar anstrengend, doch man muss ihm zuschreiben, dass auch er verdammt interessante Gesangslinien singt, seine Ideen zünden prima und fügen sich somit bestens in das streckenweise abstrakte Songmaterial ein... Songwriterisch ist die Platte ohne Mängel. "Dream of a Jesper", "Decay", "Irae melanox", "Fearful visions" oder der teils speedige Track "Was called empire" (fucking perfekter Song, holy shit), das wieder mit einer sonderbar schönen, strahlenden Gitarren (und Bass-)arbeit glänzt und eine ebensloche Gesangsmelodie enthält, sind einfach nur grossartig und endlos schön, voller Melancholie und mit einer schier unfassbaren Magie überzogen, wie sie eben nur dann funktioniert, wenn man das Herz sprechen lässt; sei das nun durch die Gitarre, durch die Stimme und beim Zuhörer durch die Ohren, die diese extravaganten Klänge aufnehmen und zu jenem Mittelpunkt im Körper transportieren und dieses unbehagliche Gefühl von absolutem Glück, tiefer Trauer und endloser Sehnsucht hervorrufen und den Protagonisten somit in einer von Emotionen und Bildern bestimmten und dominierten Welt zurück lassen.. man fühlt sich allein, doch man will in diesem Moment auch nur allein sein - man hat ja alles, wenn man sich nur auf diese Musik konzentriert.
"Eyes of Alabaster" ist genau ein solch sonderbarer Song, der einem einfach nur noch leiden lässt.

Eigentlich gibt es für diese Platte (oder zumindest für das Songwriting das man zu hören bekommt) nur einen treffenden Begriff: MAJESTÄTISCH!!!! Oder GÖTTLICH!
Auch die Texte sind hier gelungen; ehrfürchtig, erhaben und stolz - eine klare Linie, wie ein roter Faden. Ein wichtiges Element, das die Band von Konkurrenten abhebt!

Es ist ein emotionales Werk, das vielleicht etwas Zeit benötigt bis man es vollkommen versteht, doch dank dem Melodienreichtum, kann es auch sofort mitreissen - ich erinnere mich, dass ich bei einem Kumpel war und er die Platte auflegte, während wir lässig rauchten und noch lässiger Bier tranken, ich muss etwa 13 oder 14 gewesen sein, und ich war hin und weg von dem was ich da hörte.. Ich bat ihn, mir diese Scheibe auf Kasette aufzunehmen, damit ich sie mir beim einpennen reinziehen kann; es waren Einschlafphasen mit dem Gefühl von Stolz, Sieg und Eroberung, ob das nun beim Eishockeyspielen war oder wie man an die damalige Flamme dachte - mit dieser Musik, so schien es, konnte mich nichts aufhalten.

Logisch, dass die Scheibe trotz Mägel in Sachen Produktion und Gesang die Bestnote einfährt - zuviele Gefühle und Emotionen stecken da bei mir drin, als dass ich tiefer Voten könnte... Die Songs sind so stark, dass man die Produktion schnell vergisst/verzeiht und sich an den eigentlich nervtötenden Sänger gewöhnt...Glasklare, stolze 10/10!!!!

Die Scheibe (Vinyl) ist auf ca. 2000 Exemplare limitiert und deswegen schwer zu kriegen; unter 100 Euro läuft da nix.
Was den Titel angeht; "Irae Melanox" ist eine Mischung aus Griechisch und Latain und bedeutet in etwa soviel wie "Die schwarze Nacht des Zorns".

Punkte: 10 / 10


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