Herausragendes Beispiel hierfür ist die Single "walking in my shoes", ihres Zeichens zweite Auskopplung aus dem Album "songs of faith and devotion". Der Song hat eine große Wandlung hinter sich, wie man anhand der Demo-Version hören kann, die sich auf der limitierten Deluxe-Version des 2009er Albums "sounds of the universe" befindet. Aus einer stark elektronisch gehaltenen Rohfassung wurde am Ende ein intensiver, schwermütig-melancholischer Ohrwurm, der seit 1993 im Live-Repertoire nicht mehr fehlen darf. Obwohl die Chart-Performance eher spärlich ausfiel, gehört "walking in my shoes" doch heute zu den bekanntesten Depeche Mode-Tracks.
Der Song beginnt mit einem durch einen Gitarrenprozessor verfremdeten Pianoriff und einem stampfenden Drumloop. Während des Intro's und der Strophen werden einige mystische, heulende Sounds im Hintergrund eingesetzt, zudem hört man kleine Scratch-Effekte. Zum Refrain hin öffnet sich der Song sehr schön, die todtraurige Melodie wird durch ein akzentuiertes Gitarrenspiel sehr wirkungsvoll untermalt. Auch der unterlegte Keyboardteppich, der leicht sakral anmutet, verstärkt die intensive Athmosphäre des Songs. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist das vor dem letzten Refrain und am Ende auftauchende Gitarrensolo, bei dem ein verfremdeter Bottleneck-Effekt zu hören ist. Bei "walking in my shoes" ist in besonderem Maße zu erkennen, wie fantastisch Dave und Martin stimmlich harmonieren können! Während Dave die Strophen allein bestreitet, bekommt er in der Bridge und im Refrain Martin's Unterstützung, was den Song an Leidenschaft gewinnen läßt.
Die auf der Single zu findende "seven inch version" unterscheidet sich nur marginal von der Albumversion. Leicht veränderte Drumloops zu beginn des Songs und eine verstärkte Hintergrundinszenierung sind auf der Single zu hören.
Der "grungy gonads mix" ist meiner Meinung nach der beste Mix dieses Tracks. Er startet mit einem recht harten Gitarrenriff und dem bekannten Pianoriff im Hintergrund. Die Drums sind gegenüber dem Original härter und den ganzen Track über gleichbleibend. Melodie und Athmosphäre bleiben in den Grundzügen erhalten, allerdings finden sich nur vereinzelte Gesangsfetzen in dieser Version. Sie bildete mit ihrem Einstieg die Basis für die Live-Version, die Depeche Mode 1993 auf der Devotional-Tour darboten.
Zudem findet sich hier die einzige "echte" B-Seite der "songs of faith and devotion"-Zeit: "my joy", ein mit Livedrums garnierter Rocksong, der gegenüber "walking in my shoes" eine etwas schnellere Gangart an den Tag legt und sich in Fankreisen großer Beliebtheit erfreut. Auch hier sind Dave und Martin fast gleichermaßen am Gesang beteiligt. Die Gitarrenarbeit fällt hier doch um einiges härter aus als auf dem Titelsong, was aber die Leidenschaft des Songs sehr fördert. Gerne hätte ich "my joy" einmal live erlebt, und es gibt nicht wenige Fans, die diesen Song gerne auch auf dem dazugehörigen Album gesehen hätten.
Den Schlusspunkt auf der Single setzt der "slow slide mix" von "my joy", der allerdings an die Klasse des Originals nicht heranreichen kann. Insgesamt etwas flüssiger und elektronischer kommt diese Version daher, mit einem sehr prägnanten Basslauf versehen. Doch trotz (oder gerade wegen?) der etwas gemächlicheren Produktion des Songs, bei der das ungestüme Element der "seven inch version" fehlt, kommt zumindest bei mir keine ungetrübte Freude auf.
Insgesamt muß man sagen: Einer der größten Depeche Mode-Songs mitsamt einer sehr guten B-Seite und zumindest einem großartigen Remix - da kann man nicht meckern! Und da "walking in my shoes" der Haupttrack ist, und dieser eben unfassbar gut gelungen ist, müssen hier ganz klar 10 Punkte her!
Punkte: 10 / 10