Dieser legt nun sein mittlerweile zweites Album vor und bleibt dabei seiner Muttersprache erneut treu. Die inhaltliche Seite von "Écailles de Lune" beschreibt Neige mit folgenden Worten: "Für mich geht es um einen Menschen, der entscheidet, dieser Welt den Rücken zu kehren. Wie die Reise in eine andere Realität, einen weiteren Zustand des Daseins". Um dieses Konzept des Weltengängers angemessen zu vertonen, verwendet Neige zahlreiche musikalische Mittel. Seine Songkonstruktionen leben von einer hohen Emotionalität und Melancholie, indem diese sich langsam wie eine Traum ausbreiten. Es finden sich traurige, gar verletztliche Momente, in denen cleane Gitarren einsam ihre Melodien verkünden und es gibt wilde Stellen voller Wut, welche durch rohen Black Metal voran getrieben werden. Alcest erschaffen tatsächlich eine neue Welt aus Post Rock, Shoegaze und sphärischen Soundscapes, in die der Hörer behutsam entschwebt und sich darin verliert. Durch Neiges unvergleichlichen und vielseitigen Gesang folgt man willenlos der Geschichte und taucht immer weiter in die erschaffene Gefühlswelt. Um so mächtiger erscheinen in solchen Momenten die vereinzelten völlig verzweifelten Schreie, die sich über die Black Metal-Passagen erheben.
Mein Fazit: "Écailles de Lune" ist Kunst. Dieses Kopfkino erster Klasse ergreift den Hörer und nimmt ihn gefangen. Wer jedoch nicht bereit ist, sich auf diese Reise einzulassen und lieber einfache Unterhaltungsmusik hört, dem bleibt Neiges detailreiche Welt auf ewig verschlossen.
Punkte: 9 / 10