Den musikalischen Einstieg besorgt der Uptempo-Song “The Man Is Back“, bei dem man das Gefühl nicht loswird, Paul Gaskin versuche hier etwas krampfhaft an den harten Sound der Anfangstage anzuknüpfen, um als erstes bei den alten Fans Eindruck zu schinden. Doch dieses Unterfangen wirkt nicht ganz authentisch, ungefähr so, wie wenn der gesetzte Familienvater seine alte Lederjacke aus dem Dachboden holt und noch einmal die wilde Jugendzeit durchleben möchte. Doch ab dem dritten Stück, dem ruhigeren, leicht stampfenden “Still Got The Hunger“ merkt man, wo die wahren Stärken der Band liegen. Ruhig, unaufgeregt, bodenständig und mit einem herrlich warmen Sound ausgestattet schütteln sie lässig-leicht eine Hardrock-Spitzennummer nach der andern aus dem Ärmel. So schaffen sie es scheinbar mühelos, eine Atmosphäre zu erzeugen, bei der man gedanklich in die vorletzte Dekade des letzten Jahrhunderts zurückversetzt wird und sich den Großteil der Songs auch ideal in einer (rockigen) Großraumdisko vorstellen kann, mit langhaarigen, schnauzbärigen Typen in Jeansjacken und ihren dauergewellten, weiblichen Pendanten. Genau das also, woran so viele Retro-Bands immer wieder grandios scheitern, nämlich den Sound alter Tage wieder aufleben zu lassen, ohne dass es auch nur im geringsten Maße gezwungen oder künstlich wirkt. Okay, das famose, unglaublich eingängige “City Of Lights“ und das leicht in den AOR-Bereich abdriftende “Breaking My Heart“ wurden bereits 1983 komponiert und für dieses Album endlich ausgegraben. Alle anderen Songs wurden aber neu geschrieben und wenn man es nicht wüsste, würde man auch keinen Unterschied zu den beiden genannten feststellen können. Und wie gesagt, gerade bei den ruhig aufgebauten, klassischen Hardrockern wie das leidenschaftliche “Only The Brave“ oder “Why The Gun?“, das an die besten Songs von MAGNUM erinnert, haben sie ihre stärksten Momente, mit denen sie selbst Leute begeistern müssten, die sonst für klassischen Hardrock nicht viel übrig haben.
Ist das Album nun altmodisch? Wahrscheinlich schon, welche Band macht heutzutage noch solchen hochklassigen, leicht bluesigen Hardrock, der irgendwo zwischen MAGNUM, den rockigeren GARY MOORE-Stücken oder DEMON (in ihrer post-okkulten Phase) angesiedelt ist, mit immer noch unverkennbarem, britischem Charme und einem nicht zu glatt polierten Sound versehen. Dieses Album hat einfach Klasse.
Bewertung 8,5/10
Sgt. Kuntz für www.metallized.de
Punkte: 8.5 / 10