Devourment Molesting The Decapitated (1999) - ein Review von Monolith

Devourment: Molesting The Decapitated - Cover
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∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


Monolith
26.07.2015 01:16

Der Wettlauf um die brutalste, schnellste und lauteste Musikrichtung gibt es schon lange. Ich will keine Jahreszahl nennen, denn da fehlen mir jetzt Belege. Was ich allerdings sagen kann ist, dass mit dem Ende der 80er Jahre extremerer Musik neue Türen geöffnet wurden. Die bisher dargebotene Härte in Form von Thrash Metal, die nicht zuletzt von musikalischen Sadisten wie Demolition Hammer, Sadus und Bolt Thrower auf eine neue Ebene gebracht wurde, ließ mit der Zeit durch Pioniere wie Death und Possessed zu einer neuen Musikrichtung aufteilen, dessen zweite Hälfte man stilgerecht Death Metal nennen konnte. Und auch die Saat Venoms und Konsorten war schon bald gereift und Sprösslinge wie Darkthrone, Enslaved und Burzum fanden Zuflucht in dem, was wir heute Black Metal nennen und nabelten sich ebenfalls von dem nicht gerade alten Thrash Metal ab. Auch konnte sich eine weitere Abspaltung etablieren, die allerdings von vielen traditionellen Metaljüngern nicht immer so akzeptiert wurde. Die Rede ist vom Groove Metal, die nicht selten Hand in Hand mit dem Nu Metal ging, die von Vorreitern wie Rage against the Machine, Pantera und Machine Head geprägt wurden und der einstige Thrash Metal Bands folgten oder zumindest in ihren späteren Alben einige Einflüsse aus diesen Arten des Metals nahmen. Bereits dort wurden die einstigen Riffattacken auf Schläge an downtuned Gitarren simpliziert, was vorallem viele jugendliche Musiker dazu motivierte mit wenig Aufwand dennoch harte Musik zu machen.

Kommen wir nun zu dem, was den Wettstreit um die härteste, schnellste und lauteste Musik ad absurdum geführt hat: Während der Thrash Metal seinen Status zu wahren versuchte, prügelten sich Bands aus dem Black Metal, Groove Metal und Death Metal-Sektor um den Verstand. Dennoch konnte man einige Unterschiede in diesen Musikrichtungen erkennen: der Groove Metal schaffte es mit simpel gehaltenen aber eingängigen Stücken im Mainstream zu etablieren. Durch ihn erlebte der Metal kurzzeitig eine Art 2. Frühling, nachdem in den 80ern der Metal schon einmal fast die beliebteste Musikrichtung zumindest in den USA wurde. Dort wurde gerne experimentiert, es wurde nicht selten auch mal mit poppigeren Sounds gearbeitet, wie gesagt haben sich Groove und Nu Metal gerne mal die Klinke in die Hand gegeben (Sepultura dürfte das bekannteste Beispiel sein). Der Black Metal zeigte sich schon von Beginn an als eine ziemlich suspekte Musikrichtung. Diese konnte sich noch nie wirklich einer breiten Masse öffnen (Ausnahme dürften wohl die Norweger mit Dimmu Borgir sein). Doch ein beachtlicher Teil von Black Metalhörern scheint in diesem Genre gerne mal mehr als nur eine Musikrichtung zu sehen. Wenn es darum geht, Mystik und Okkultismus zu vertonen, so hat man mit dem Black Metal auf jeden Fall eine gute Wahl erwischt. Zudem findet man im Black Metal nicht selten mal Bands, die hart an der Grenze der Vernunft agieren. Ich kann jedenfalls kaum eine andere Musikrichtung nennen, bei der so viele Bands mit ihren Alben wegen politischen oder ideologischen Gründen auf dem Index stehen. Auch hat man im Black Metal nicht selten die eine oder andere Ein Mann Band, die mit möglichst rauhen und auch einem flachen Sound eine pechschwarze Stimmung verbreitet.

Im Death Metal ist das alles so eine Mischung. Der Death Metal hat sich dank Bands wie Death, Cannibal Corpse und Morbid Angel - und noch zig anderen - sehr schnell in der Metalwelt etabliert. Doch der Death Metal bietet auch gleichzeitig ein extrem breitgefächertes Spektrum an Subgenres, die mit einer Vielzahl an Elementen anderer Musikrichtungen angereichert wurden. So fixieren sich Bands mal mehr auf Technik und Melodie (das demnach auch passend Melodic Death bzw. Technical Death Metal genannt wird) oder imitieren eine Art Highspeed-Version des Groove Metals, und mit möglichst heftigem Gegrowle, schnellen und meist monotonen Riffs sowie einem zur AK umfunktionierten Schlagzeug dem Namen Brutal Death Metal alle Ehre machen.

Und um das letztere geht es. Dieses Genre war wohl an dem Thron im Loudness War so nah wie keine andere Musikrichtung. Trotz alledem brauchte man noch nicht mal großzügig sein, um das überhaupt noch Musik nennen zu können, denn im Brutal Death waren noch erkennbare musikalische Stilmittel wie Tempowechsel, bestimmte Passagen und Gliederungen der Stücke wie Strophen und Refrains zu erkennen. Allerdings machten sich dann bereits erste Bands daran auch diese in ihrer Form des Death Metals irgendwann zu streichen. Defeated Sanity dürften wohl eine der Vorreiter diese Abart des Death Metals gewesen sein. Und mit dem offiziellen Debüt von Devourment, ihrer "Molesting the Decapitated" gaben sie dieser Form des Death Metals ein... Gesicht, wenn man das nach dem Cover noch so nennen kann.

Technik, Vocals und Songwriting wurden bereits da auf ein Maß minimiert, das man bisher für gar nicht möglich gehalten hätte. Und damit meine ich nicht das Potential, so etwas zu können, sondern eher, dass sich eine Band mal trauen würde so etwas zu machen, ohne Rücksicht darauf, von Kritikern in der Luft zerrissen zu werden. Mit der Veröffentlichung dieses Debüts nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Tausende von Bands weltweit nahmen dieses Album zum Anlass Devourment und Konsorten zu kopieren und auch den Gipfel der Stumpfheit noch weiter ad absurdum zu führen. Die Nachgeburt des Brutal Death Metals, häufig einfach Slam Death Metal genannt, hat heutzutage massig Gefolge. Und das ist das Problem: "Molesting the Decaptitated" klingt für seine Einfachheit verglichen mit den ganzen anderen Bands, die diesen Stil mittlerweile spielen, wie ein Geniestreich.

Man kann das Debüt von Devourment für seine Zeit sicher noch als eine Art Ausnahmealbum sehen, das es so noch nicht zu dieser Zeit gab, und demnach Leute, die das ganz harte Zeug gesucht haben, fündig geworden sind. Heute jedoch bekommt man Death Metal dieser Art überall hinterher geworfen. Aber der Drummer sticht auf jeden Fall raus, dieser drischt auf das Schlagzeug ein, wie kein Zweiter in diesem Genre. Auch hat Devourment, im Gegensatz zu einem Großteil der Slam Death Bands, sich sogar weiterentwickelt und auf "Butcher the Weak" sogar etwas Abwechslung gebracht, was für Musik dieses Genres eine Besonderheit ist. Ich kann diesen ganzen Slam Death Bands, bei denen das einzig interessante lediglich Bandname, Albumcover und Songtitel sind, nur raten, sich mal um etwas mehr Ausgefallenheit zu bemühen. Es kann doch nicht sein, dass ein ganzes Musikgenre aus Bands besteht, die im großen Ganzen andauernd nur das Gleiche spielen und es nur anders nennen.

Punkte: 7 / 10


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