Nun, mein erster Eindruck ist folgender: Das Album ist komplett anders als die vorherigen. Während „a.Ura“ neoklassische Klänge hervorsprudeln ließ und „Heiliges Herz“ in die Extreme des Metal abtauchte, geht dieses neue Album in eine hart rockende Richtung – sodass ein Vergleich mit MOTÖRHEAD durchaus angemessen ist.
Aber es „Anti“ nennen? Die einzigen Lieder, in dem diese Anti-Attitüde gut rübergebracht wird, sind „Allein unter Menschen“, in dem der klar gesungene Aggrotext im Refrain gut zum höhnischen Text der Strophen passt, und „Hallo Christ“, das so einen spöttischen Text, den man einfach verstehen muss, und so nicht benötigt, was ich in allen anderen Songs vermisse: Mehr Gutturalgesang!
Kaschtes Growls klingen ziemlich gut, wie (zu!) kurze Passagen in „Afghanistan“ und „Lichtbestäubt“ zeigen, aber er benutzt sie viel zu selten. Lieder wie „Zuhause“ und „Ich werde da sein“ werden enttäuschenderweise durchgehend klar gesungen, womit man vielleicht ein paar Vorschulkinder dazu bringen kann, Rehäuglein zu machen, aber „Anti“ ist das bei weitem nicht. Vor allem der Song „Mr. Misanthropia“ leidet unter den Clean Vocals: Wäre er guttural gesungen worden, wäre der Text sehr viel überzeugender rübergekommen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Songstruktur ist in jedem Song nahezu identisch: Strophe – Refrain – Strophe – Refrain – Gitarrensolo – Refrain, evtl. leicht abgeändert. Das wird nach einigen Songs extrem langweilig, vor allem, weil alle Songs nahtlos ineinander übergehen: Der nachhallende letzte Gitarrenton von „Mr. Misanthropia“ geht ohne hörbare Unterbrechung zum nächsten Lied über.
Doch eine Ausnahme gibt es: Der letzte Track, “Barfuß”. So eine wunderschöne Liebesballade hätte ich nicht auf einem als „Anti“ bezeichneten Album erwartet. Nach dem akustisch gehaltenen Start sammelt der Song mit anschwellenden Drums Energie, um gegen Ende zu einem mit SAMSAS TRAUM-typischen Synthesizern unterlegten treibenden Meisterwerk aufzusteigen, das mit grandiosen, jetzt auch elekrtischen Gitarrenriffs verziert ist.
Fazit:
Kaschte hätte VIEL mehr Gutturalgesang nutzen müssen, denn das hätte sicher auch für Abwechslung in den Songs gesorgt – von der auch musikalisch mehr hätte zu hören sein müssen. Dennoch sind einige echt gute Songs auf dem Album, und einige der Soli hauen verdammt rein.
Punkte: 6 / 10