Devin Townsend Project Addicted (2009) - ein Review von hlmr

Devin Townsend Project: Addicted - Cover
2
2 Reviews
7
7 Ratings
8.29
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


hlmr
29.12.2009 22:49

Es ist einfach ein Kreuz mit dem genialen Devin. Eigentlich kann man sich als Fan nur auf eines verlassen: Dass alles anders kommt als man denkt und vor allem anders, als Devin es selbst ankündigt. "Addicted", der zweite Teil seines ambitionierten Vier-Album-Projekt mit wechselnden Musikern und Stilen (deswegen auch das DEVIN TOWNSEND PROJECT-Banner), ist da keine Ausnahme. Statt den versprochenen leichten, flotten und headbangtauglichen Metalsongs präsentiert uns Devin mit "Addicted" wieder ein typisch verkopftes Album, dessen Songs zwar stellenweise einen eingängigeren Anstrich als vergangene Werke haben, aber als Ganzes präsentiert sich die Scheibe recht sperrig und trotz relativ wenig Devin-Irrsinn verhältnismäßig schwierig.

Irgendwann zu "Terria"-Zeiten hatte Devin schon mal ein Album mit "Popsongs" angekündigt, das aber letztlich niemals erschienen ist. Dass Devin dieses Vorhaben mit Leichtigkeit hätte umsetzen können, beweisen ältere Stücke wie "Life", "Christeen", "Stagnant" oder "Slow Me Down". "Addicted" sollte wohl eine Art Kollektion solcher Songs werden, aber man kann sich eben wie gesagt auf nichts verlassen. Hat man diese Tatsache verdaut, kann man sich unvoreingenommen ins Vergnügen stürzen. Die Ankündigung, dass ex-THE GATHERING-Sängerin Anneke van Giersbergen einen beträchtlichen Teils der Vocals übernehmen wird, lies hoffen. Und sowohl vorweg: Dass "Addicted" eine kleine Enttäuschung ist, liegt definitiv nicht an Anneke. Viel mehr ist es die Tatsache, dass Devin wieder ein stückweit in den Trott schwächerer Werke wie "Synchestra", "Ziltoid The Omniscient" (trotz genialer Story) und mit Abstrichen "Accelerated Evolution" verfällt, sprich: Überproduktion und Songs, die schlichtweg weniger zwingend sind, als die Stücke, die "Ocean Machine", "Infinity", "Pysicist" und "Terria" zu bieten hatten. Unter anderem auch, weil einfach die ganz großen Refrains fehlen. "Ki", das erste DEVIN TOWNSEND PROJECT-Album konnte den Mief durch seine Machart und Wundersongs wie "Coast" oder dem Titeltrack komplett ablegen, jetzt ist er wieder da. Das heißt zwar nicht, dass "Addicted" ein schwaches Album wäre, aber Devin ruft nicht sein gesamtes Potential ab.

Der Einstieg mit dem schleppenden, tiefen "Addicted!" und dem tiefergelegten, irgendwie an PRONG erinnernden "Universe In A Ball!" ist zwar sehr gelungen, aber keineswegs so locker, wie zu erwarten war. Beide Songs sind recht langsam gehalten, keineswegs fröhlich, eher erdrückend, aber gut. Dann Auftritt Anneke: "Bend It Like Bender!". Etwas flockiger, mit einem ungewöhnlichen Refrain, der Devin bestimmt viel Hass einbringen wird. Sympathisch, dass ausgerechnet dieser Track vorab veröffentlicht wurde. "Supercrush!" ähnelt atmosphärisch entfernt dem "Ocean Machine"-Songs "Night" und "Hyperdrive!" ist eine neue, komplett von Anneke gesungene Version des gleichnamigen "Ziltoid The Omniscient"-Songs. Also eigentlich alles gut. Aber eben nicht besser. Ordentliche Songs, die je nach Laune mal ein wenig stärker oder schwächer werden, aber niemals in "göttlich"-Regionen vordringen. Erst an siebter Stelle kredenzt uns Devin mit "Ih-Ah!" einen richtigen "Popsong" - und was für einen. Wäre "Addicted" voll von "Ih-Ah!"s, dann würden wir hier von einem sehr mutigen und grandiosen Devin-Album reden, nicht von einem irgendwie gewöhnlich klingendem Werk. Trotzdem dürften die meisten Fans froh sein, dass "Ih-Ah!" der einzige Song seiner Art bleibt. Der überlange Abschlusstrack "Awake!!" (ja, zwei Ausrufezeichen) bietet nach anfänglicher Poppigkeit einen Ausblick auf das, was uns bei DEVIN TOWNSEND PROJECT-Album Nummer drei erwartet: Die Atmosphäre schlägt ins Böse um, Devin schreit "Deconstruct!" vor sich hin, wohl wissend, dass das Folgewerk "Deconstruction" heißen wird. Nettes Gimmick. Übrigens soll "Deconstruction" ein sehr extremes Album werden, aber wie das mit Devin so ist, kann man dieser Aussage erst Glauben schenken, wenn einem das Teil den Kopf abgeschraubt hat.

Es bleibt festzuhalten: "Addicted" ist ein gutes Album. Das ist für jemanden wie Devin Townsend einfach zu wenig. Vor allem, wenn man das Teil qualitativ in Vergleich zum direkten Vorgänger "Ki" stellt. Man darf gespannt sein, was die zwei nächsten DEVIN TOWNSEND PROJECT-Alben zu bieten haben, aber aufgeben sollte man Mr. Townsend trotzdem nicht vorschnell, denn er kann es definitiv noch.

Punkte: 7.5 / 10


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