Leaves' Eyes Njord (2009) - ein Review von Saargazer

Leaves' Eyes: Njord - Cover
1
1 Review
13
13 Ratings
7.73
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Gothic Metal


Saargazer
04.10.2009 18:40

Quelle: Neckbreaker - Das Metal Webzine

Eine der am meist belächelnden und verkannten Bands der Szene ist zurück mit einem neuen Album. Die Rede ist natürlich von LEAVES' EYES, dem inzwischen nicht mehr ganz so neuen Hauptbetätigungsfeld des ehemaligen THEATRE OF TRAGEDY Frontfräuleins Liv Kristine und des ATROCITY Masterminds Alex Krull. Brauchte man 2005 gerade mal ein Jahr, um den Nachfolger zum 2004er Album-Debüt „Lovelorn“ im Kasten zu haben, so hat man sich dieses Mal fast 4 Jahre Zeit gelassen, um der Gemeinde ein neues Album zu präsentieren. Und wenn man „Njord“ aus diesem Kontext heraus betrachtet, hat sich die intensive Arbeit definitiv gelohnt; „Njord“ steckt seinen Vorgänger „Vinland Saga“ (nicht nur zeitlich ein Schnellschuss) locker in die Tasche.

Das wird bereits ganz deutlich, wenn man die 12 Songs von „Njord“ einem ersten Hördurchgang unterzogen hat, und diese Meinung verfestigt sich mit jedem weiteren Durchgang. LEAVES' EYES klingen auf ihrem dritten vollwertigen Album deutlich reifer, deutlich abwechslungsreicher, einfach deutlich besser als in der Vergangenheit, auch wenn gerade das Debüt einige großartige Momente zu bieten hatte.
Diese Verbesserung beginnt bereits beim titelgebenden Opener, der von Meeresrauschen und dumpfen Paukenschlägen eingeläutet wird, so dass man sich thematisch passend gedanklich sofort auf einem Wikingerschiff wiederfindet, und zieht sich durch die komplette Scheibe bis hin zum Abschlussepos „Froya's Theme“.

Was ebenfalls sofort ins Ohr springt, ist die ungemeine Härte, mit der LEAVES' EYES zuweilen zu Werke gehen, so machen z.B. der Opener sowie das übernächste „Emerald Island“, das von einer rasenden Doublebass getragen wird, mächtig Dampf, und versuchen zu widerlegen, dass LEAVES' EYES eine Band für Weicheier sind. Gleiches gilt im Verlaufe des Albums auch für einen Song wie „Ragnarok“, der gut nach vorne geht, allerdings gerade zu Beginn zu verdächtig an die „Once“ Phase von NIGHTWISH erinnert. Meiner Meinung nach der einzige wirklich schwache und unnötige Song von „Njord“ und das ist als Umkehrschluss eine reife Leistung.

Neben einigen der härtesten LEAVES' EYES Nummern ever, befinden sich auf „Njord“ selbstverständlich auch einige ruhigere Songs, sei es jetzt die schöne Halbballade „Scarborough Fair“ im BLACKMORE'S NIGHT Stile (nur härter), oder die reinrassigen Balladen „Irish Rain“ und „Morgenland“. Mein persönliches Highlight der Scheibe ist übrigens das mit einem schönen Songaufbau und einem schönem Refrain ausgestattete „Take The Devil In Me“, objektives Highlight ist mit Sicherheit die erste Single „My Destiny“, die ziemlich gut alles repräsentiert, wofür LEAVES' EYES stehen.

Einen großen Schritt nach vorne machen LEAVES' EYES auf „Njord“ neben der Verbesserung in Sachen Songwriting vor allem durch die Zunahme eines echten Orchesters, genauer gesagt des bereits bekannten Lingua Mortis Orchester unter der Regie von Victor Smolski (RAGE). Dadurch wirkt der Gesamtsound noch voluminöser und opulenter, was der Band und ihren Songs insgesamt gut zu Gesicht steht. Leidtragende dieser Entwicklung ist die neue Bassistin Alla Fedynitch (wo kommen plötzlich all die Bassistinnen her?), deren Instrument im Vergleich zu den ganzen Chören und Streichern und insbesondere zu den wuchtigen Drums den Kürzeren zieht.

Thematisch wurde zu „Njord“ eigentlich auch schon alles gesagt, es dreht sich mal wieder alles um die lieben Wikinger und die nordische Geschichte, zu einer Band wie LEAVES' EYES passt diese Thematik wie die Faust aufs Auge, ansonsten gilt das Gleiche wie bereits bei der letzten REBELLION Scheibe.

Insgesamt ist „Njord“ das reifste Werk der süddeutschen Band, und ein großer Schritt in die richtige Richtung. Spätestens mit diesem dritten Album sind LEAVES' EYES zu einer ernstzunehmenden Band geworden, und gehören mit ihrer Mischung aus nordischer Folklore, Gothic Metal und Bombast, zu den Genrevorreitern. Natürlich werden sich am dünnen Stimmchen des blonden Engels und den gerne mal eingestreuten Shouts/Grunzern (?) ihres Gatten Alex Krull nach wie vor die Geister scheiden, alles andere wäre auch irgendwie merkwürdig. Der Erfolg gibt den beiden jedenfalls Recht wie ein beeindruckender Platz 30 in den deutschen Albumcharts zeigt, zumal „Njord“ weit weniger peinlich ausfällt wie viele Metaller denken mögen.

http://www.neckbreaker.de/CD-Reviews/Leaves-Eyes-Njord/

Punkte: 8 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.