Vital Remains Icons Of Evil (2007) - ein Review von DarkForrest

Vital Remains: Icons Of Evil - Cover
2
2 Reviews
9
9 Ratings
8.28
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


DarkForrest
09.06.2018 07:26

11 ganze Jahre ist es mittlerweile her, dass Vital Remains ihr letztes Album rausgehauen haben. Und “Icons Of Evil” wurde von den Fans eher mal mit gemischten Meinungen aufgenommen (alleine bei den Reviews auf Metal Archives lässt sich das schon sehr gut erkennen). Die Kritikpunkte sind recht zahlreich: zu lang, scheiß Produktion oder dass Glen Bentons Vocals so gar nicht gehen. Manche davon kann ich nachvollziehen, insgesamt kann ich die Abneigung gegen “Icons Of Evil” allerdings nicht ganz nachvollziehen. Ich bin aber auch nicht gerade mit “Let Us Pray” oder “Into Cold Darkness” groß geworden. Ganz im Gegenteil: als “Icons Of Evil” damals rauskam war ich 19, habe die Band darüber kennen gelernt, das Ding dann rauf und runter gehört und für mich danach erst den Rest der Diskographie erschlossen. Auch wenn sich langfristig “Forever Underground” zu meinem Favoriten entwickelt hat, wird “Icons Of Evil” daher wohl immer im Vergleich zum Rest einen etwas unfairen Vorteil bei mir haben.

Im Prinzip wird hier alles geboten, was man so von Vital Remains kennt. Schöner brutaler Old School Death Metal ohne viel Krempel drum herum, Songs, die allesamt die 5 Minuten knacken und natürlich eine gewisse Ausrichtung der Texte. Wer mal einen Blick auf das geschmackvolle Cover wirft und auf die dezenten Hinweise achtet, könnte vielleicht schon erahnen, dass eine leichte Religionskritik in den Texten durchaus eine Rolle spielen könnte. Jetzt mal ohne Ironie: jeder, der die Band kennt, weiß, dass sich hier von Seiten der Lyrics alles um auf die Fresse zutiefst satanistische “Fick alle Scheiß Christen!” - Texte dreht, sodass auch niemand etwas anderes erwarten oder sich daran stören sollte wenn er sich das Album holt. Trotzdem bin ich hoffentlich nicht der einzige, der das Booklet und insbesondere das Bild, bei welchem die Köpfe der Bandmitglieder schlecht in 3 Reiter gephotoshoped wurden, welche gerade mit ihren Pferden Jesus über dem Abgrund der Hölle zerreißen, unfreiwillig komisch findet. Manchmal bietet es sich doch an, etwas weniger dick aufzutragen, um ernst genommen zu werden.

Das Album stimmt als erstes mit dem mittlerweile obligatorische Intro, diesmal “Where Is Your God Now” ein - ein paar Ausschnitte aus dem Exorzisten und der Passion Christi. Am Ende sagt man uns wie schon bei “Let The Killing Begin” freundlicherweise, wie das Stück gerade hieß und dann geht's richtig ab mit dem Titeltrack “Icons Of Evil”. Und direkt bekomme ich hier alles, was ich mir von ‘nem anständigen Vital Remains Song wünsche. Herausragende Arbeit von Tony Lazaro an der Rhythmus Klampfe und eine sehr dominante Lead Gitarre von Dave Suzuki. Letzteres muss man natürlich mögen. Wem der Opener schon zu viel Gitarrengewichse hat, der wird wahrscheinlich so seine Problemchen mit “Icons Of Evil” haben, aber ich steh drauf. Glen Benton liefert meiner Meinung nach auch eine absolut solide Performance ab, obwohl für mich bei der Band eh die Gitarren klar im Vordergrund stehen. Ich habe mich nie wirklich näher mit Deicide befasst und weiß auch nicht, was der gute Mann sonst so für Probleme hat, aber zumindest im direkten Vergleich zu “Dechristianize” höre ich hier keinen Qualitätsabfall. Manchmal vielleicht etwas monoton aber dafür ganz nett, wenn über die tiefen Growls noch hohe Screams gelegt werden, was hier oft passiert.

Einen Kritikpunkt kann ich aber wirklich nicht schönreden: keine Ahnung, was bei der Produktion schief gelaufen ist, aber der Sound ist kacke, also so richtig daneben. Viel zu dumpf und basslastig, was vor allem bei den Drums schlimm klingt, sich aber auch permanent auf den Rest der Instrumente sowie die Vocals das ganze Album über auswirkt. Für mich definitiv die größte Schwäche von “Icons Of Evil”. Ansonsten habe ich wie gesagt nix zu meckern am Titeltrack. Weiter geht's mit “Scorned” und leck mich ist der Song geil. Trotz einer Länge von knapp 9 Minuten kommt hier keine Monotonie auf. Tony Lazaro und Dave Suzuki haben eine Menge netter Spielereien eingebaut, für welche man die Band einfach lieben muss. Man kann sich das Ding 10 mal anhören und immer wieder neue Details finden. “Scorned” wechselt mehrfach das Tempo und heizt dem Hörer hier wirklich oft ein.

Bei “Born To Rape The World” treten die Gitarren mal ein bisschen in den Hintergrund und lassen Glen Benton etwas mehr scheinen. Definitiv nicht so schön verschnörkelt wie die ersten beiden Songs, wird hier mehr auf einen knackigen Refrain gesetzt, was zur Abwechslung auch mal gut tut. “Reborn... The Upheval Of Nihility” ist etwas spezieller. Wirklich genial ist hier ca. das zweite Drittel, wenn Tony Lazaro die Flamenco Gitarre auspackt und auch sonst Vocals und Gitarren perfekt harmonieren. Das hat wirklich Wiedererkennungswert und erinnert angenehm an meinen Lieblings Vital Remains Song ever “I Am God”. Die restlichen ⅔ können da leider nicht ganz mithalten und bieten soliden Death Metal ohne große Besonderheiten.

“Hammer Down The Nails” klingt ähnlich straight forward wie “Born To Rape The World” und weniger verspielt als die ersten beiden Stücke. Stattdessen wird hier auf Tempo gesetzt und definitiv auch geliefert. Ich glaube so richtig weiß man”Hammer Down The Nails” erst zu schätzen, wenn man die ganze Nummer einmal im Mosh Pit überlebt hat, aber es lohnt sich definitiv - das hier ist einer der wenigen Vital Remains Songs, die live nochmal besser werden. “Shrapnel Embedded Flesh” ist streng genommen der Song, der mich auf “Icons Of Evil” am wenigsten beeindruckt hat. Das sagt ziemlich viel darüber aus, wie stark das Album insgesamt ist, denn auch wenn mir hier die Besonderheiten etwas abgehen, bleibt technisch sauber gespielter Death Metal von überdurchschnittlicher Qualität, der sich immer noch einwandfrei hören lässt.

“'til Death” ist mit seinen 9:13 Minuten die längste Nummer auf der Scheibe, schafft es aber trotzdem einfach nicht, mich zu langweilen. Gerade der Refrain ist der absolute Killer und lässt mich auch nach unzähligen Durchläufen nicht stillsitzen. Zugegeben: die Erfolgsformel klingt hier ziemlich nach “Dechristianize”, wenn man mal genau hinhört, aber es bleibt auch hier genug Originalität übrig, um “'til Death” eigenständig klingen zu lassen. Mit “In Infamy” hauen alle Bandmitglieder nochmal all ihre Stärken raus und präsentieren mit den harmonischten Song auf dem Album. Alles passt hier sehr gut zusammen, ohne dass der eine dem anderen die Show stiehlt, bis “Disciples Of Hell” dann zeigt, dass Vital Remains auch Yngwie Malmsteen sehr gut gecovered kriegen. Der Rausschmeißer ist dann mit seinen unter 5 Minuten Laufzeit auch kürzer als der Rest, fällt sonst aber nicht aus der Reihe und fügt sich sehr gut in den Rest von “Icons Of Evil” ein ohne wie ein Fremdkörper zu klingen.

Das Fazit kann ich an der Stelle kurz halten. “Icons Of Evil” ist ein verdammt geiles, wenn auch nicht makelloses Album. Die Produktion sagt mir leider wenig zu und es gibt ein paar kleine Stellen, an denen keine absolute Perfektion erreicht wird (gerade wenn man es jetzt mal mit “Forever Underground” vergleicht). Trotzdem wird hier zu jeder Sekunde ein verdammt hohes Niveau gehalten, was man bei einer Laufzeit von ca. 67 Minuten erstmal erreichen muss. Genug originelle Momente, wie ich sie von der Band kenne und liebe gibt es hier allerdings auch, sodass ich “Icons Of Evil” deutlich besser als seinen Ruf finde und hier bedenkenlos 9/10 Punkte vergeben kann.

Punkte: 9 / 10


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