Thorns Thorns (2001) - ein Review von Janeck

Thorns: Thorns - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
9.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal


Janeck
19.01.2012 21:38

Das bisher einzige Album von THORNS aus Norwegen, gilt nicht nur als ein verspäteter Klassiker, sondern ist auch eine der faszinierendsten und einflussreichsten Veröffentlichung im Black Metal.
Snorre, der schon seit 1989 im tiefsten Underground mit THORNS (vorher unter dem Namen STIGMA DIABOLICUM) sein Unwesen treibt, veröffentlichte 1999 zusammen mit EMPEROR eine legendäre Split-LP.
Bereits hier sorgten THORNS für große Aufregung in der Szene. Der damals noch sehr „fremdartige“ Sound von Thorns, hat vielen Fans vor den Kopf gestoßen.
Doch es sollte noch viel besser kommen!
Zwischen 1998 - 2000 versammelte Snorre mit Aldrahn (Dodheimsgard), Hellhammer (Mayhem) und Satyr (Satyricon) 3 bekannte Namen um sich, um eines der kreativsten, hässlichsten und richtungsweisendsten Black Metal Alben bis zum heutigen Tag aufzunehmen.
Was in den 2 Jahren entstanden ist, ist vielleicht das beste Industrial Black Metal Album was die Szene ausgespuckt hat.
Der klare Grundtenor ist immer noch Black Metal, aber alleine durch die eigenständige und klinisch-präzise Produktion, klingt der Sound völlig fremdartig und postapokalyptisch.
Die eingestreuten elektronischen Samples, Keyboardsequenzen, Maschinengeräusche oder Ambientcollagen, drücken zusätzlich einen kalten und abstrakten Nebel über das faszinierende Konzept THORNS.
Doch das alleine macht nur einen Bruchteil von THORNS aus.
Wenn man von THORNS spricht, müssen natürlich die abartigen monströsen Roboter-Riffs von Snorre als erstes genannt werden.
Wie übergroße Maschinenmesser, die von Androiden bedient werden, schneiden sich die beängstigenden Gitarrenriffs durch den Sound, treiben die kalt-blaue Atmosphäre in unmenschliche Höhen um dann plötzlich einen nuklearen Sturm heraufzubeschwören.
Alleine wie der erste Song „Existence“ mit diesen Cyberriffs alles überrennt, dazu diese bohrenden Höhen, Sequenzen und der abartige Gesang.
Und was wären die vernichtenden Riffs ohne Hellhammers wahnwitziges Drumming, welches natürlich bis zum Anschlag getriggert und gepitcht ist - ein natürlicher Drumsound wäre wohl bei keinem anderen Album fehl am Platz wie hier.
Wie perfekt Gitarrenriffs und Drumming hier zusammengefügt sind, sich gegenseitig antreiben, ergänzen und schon fast ein zusammenhängendes Instrument ergeben, ist bis heute im Black Metal unerreicht.
Es ist sehr schwer diese Ästhetik der Kompositionen mit Worten zu beschreiben, denn ich kenne keine Band, die auch nur annähernd so klingt wie THORNS.
„World Playground Deceit“ mit diesen irren Rhythmen, den psychopathischen Obertönen und dem überragenden Mittelteil, wenn alles in sich zusammenstürzt und dann durch Snorres Maschinengewehr-Riffs ein riesiges schwarzes Loch erschaffen wird. Wie wahnsinnig ausbalanciert dieser monströse Song ist, grenzt schon an Unmenschlichkeit.
Und über allem thront Satyr mit seinem hasserfüllten und abartig bissigen Gesang - vielleicht die beste Leistung von Satyr auf einem Album.
Black Metal für das neue Jahrtausend, dreckig, roh, kalt, futuristisch, abstoßend hässlich, betörend, kompromisslos, nihilistisch, maschinell, präzise und unglaublich stimmig!
Der Höhepunkt ist für mich die Cyberspace-Vertonung „Shifting Channels“. Angsteinflößende Maschinentöne, Mensch-Maschinen-Drumming, hintergründige Alptraum-Ambientcollagen, Gitarrenriffs am Abgrund des Weltuntergangs und Aldrahns beschwörende knurrige Stimme. Der Song klingt als ob die Menschheit von Maschinen und der künstlichen Intelligenz überrannt wurde, ja sogar so, als ob Maschinenwesen diesen Song in einer Menschenvernichtungsanlage eingespielt hätten.
Ein alles vernichtendes Monster aus tonnenschwerem Stahl und Elektronik!
„Stellar Master Elite“ ist wieder ein Berg aus kinetischen Riffs und wütender Drumpräzision.
Mit „Underneath The Universe (Part 1)” wird dann die endgültige Vernichtung der Menschheit eingeleitet. Ein vertonter Aufmarsch durch die Maschinen unterstützt von postnuklearen Ambient. Kein Gesang, nur kurzweilige marschartige Riffs und Kriegs-Drumming - dann wieder absolute Stille, nur vereinzelte Endzeittöne dringen durch.
Eine unfassbare Atmosphäre zieht den toten Körpern praktisch das letzte Leben raus.
„Underneath The Universe (Part 2)“ demonstriert die Macht der Maschinen, die über die toten Körper rollen, marschieren und alles lebende vernichten. Was übrig bleibt, ist nichts weiter als eine unwirkliche Welt, menschenleer und dunkel.
THORNS haben für mich vielleicht die beste Vertonung des Weltuntergangs eingefangen. Das Album ist in der Lage Bilder im Kopf des Hörers zu erschaffen, die Phantasie auf die Spitze zu treiben und dabei völlig unmenschlich zu klingen.
Kein anderes Album hat in meinem Kopf so ein Zukunftsbild erschaffen und nie wieder wurde der irgendwann bevorstehende Weltuntergang so präzise und beängstigend aber zugleich fesselnd und faszinierend durch Musik vertont.

Punkte: 9 / 10


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