Und fürwahr, was hatte man nur mit den Jungs angestellt? Selten zuvor konnte man eine Band erleben, die mit soviel unbelasteter, jugendlicher Energie und Tatendrang drauf losstürmten, als wären sämtliche Rotchinesen, Zeugen Jehovas und die Gremlins hinter ihnen her. Als hätte man jeden der Vieren ein bewohntes Bienennest aufgesetzt, ihnen eine Kolonie Feuerameisen in den Nacken gekippt und zusätzlich noch ihre Hoden ans örtliche Stormnetz von Ohio angeschlossen. Und selbst das wäre als Erklärung für solche abartigen Powerthrash-Nummern wie “Pounding Evil“, “Overdose“ oder “Iron Curtain“ noch nicht ausreichend. Totaler Wahnsinn der da auf die Rille gepresst wurde! Es drängt sich die Vermutung auf, dass ein solch überschäumender High Energy-Metal wohl nur einmal im Leben möglich ist und auch nur dann, wenn die Protagonisten noch in einem Alter sind, wo man nicht die geringsten Gedanken an kommerzielle Erfolge vergeudet, von späteren Alltagssorgen wie Jobsuche oder Hypothekenzahlungen ganz zu schweigen. Dementsprechend wimmeln auch die Texte vor unbeschwerten Klischees, maßlosen, martialischen Übertreibungen, bis hin zu postpubertären Phantasien (“Hot Wet Leather Bondage“, nicht zufällig ihr erster Song), kaum dass ihre Mütter ihre ersten feuchten Flecken von den Matratzen waschen musste. Herrlich, so schön kann es sein, wenn man jung ist und sich unsterblich fühlt und ohne diesen Umstand wäre dieses Album auch nicht so zeitlos genial.
Aber bitte, man kann es auch weniger prosaisch ausdrücken: DESTRUCTOR spielen eine Mischung aus Power und Thrash Metal, die sich durch intensive, packende Refrains, säbelscharfe Riffs und Mörder-Drums auszeichnet, de sich durch euer Nervensystem pumpen wie brasilianisches Pfeilgift, mit der gleichen tödlichen Präzision. Hier wird derart viel Energie freigesetzt, dass man regelrecht physisch beansprucht wird, das Album elektrisiert und st doch kräftezehrend zugleich. Da hilft es zumindest ein wenig, dass ein etwas gedrosseltes Instrumental zwischen den beiden höllischen Nackenbrecher “Overdose“ und “Pounding Evil“ platziert wurde, um so zumindest für eine kurze Verschnaufpause zu sorgen.
Dass man dieses sagenhafte Feeling nach dem Mord an Bassist Dave “Holocaust“ nicht mehr aufrecht konnte, scheint im Nachhinein eigentlich absehbar. Oder, wenn man es melodramatisch sagen will: Die Band verlor in jener Sylvesternacht 87/88 ihre jugendliche Unschuld. Daran konnte auch das absolut ehrenwerte, aber halt eben nicht gleichwertige Comeback nichts mehr ändern. Der Mörder von Dave ist seitdem inhaftiert und regelmäßig erscheinen vor jedem Bewährungstermin Petitionen, auch unterstütz von anderen Metalbands aus Cleveland, damit dies auch so bleibt. Das ist zwar kein schöner Abschluss für ein Review eines meiner Lieblingsalben, aber zumindest ein gerechter.
Sgt. Kuntz
Punkte: 10 / 10